In Ralph Schilchers Grazer Siebdruckerei wurden in den 70er Jahren
fallweise Plakate für Kunst- und Kulturveranstaltungen gemeinsam
mit KünstlerInnen hergestellt. Dadurch und durch Siebdruckarbeiten
mit DesignerInnen und ArchitektInnen angeregt, entstand 1985 ein
eigener Produktionsbereich für künstlerischen Siebdruck.
Nach dem Leitmotiv: "production, publishing & presentation"
wurde die Edition Artelier gegründet, die am Oktober 1985 in
der Sporgasse 1 unter der damaligen Leitung von Petra Schilcher
und Erika Zangger eröffnet wurde. Die Druckwerkstätte
befand sich in Graz-Eggenberg.
Da immer mehr KünstlerInnen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
der Technik Siebdruck verstärkt in Anspruch nahmen und mit
verschiedenen Materialien und Arbeitstechniken kombinierten, wurde
in der Folge die künstlerische Produktion auf Holz-, Metall-
und Kunststoffbearbeitung ausgedehnt.
1989 wurde durch die rege Tätigkeit die Übersiedlung in
neue, größere Räume in Graz, Eisengasse 3, notwendig.
Die internationale Arbeit des Arteliers führte 1990 zur Eröffnung
einer Niederlassung in Frankfurt a. Main.
Anläßlich des steirischen herbst 97 schließlich
konnten neue Ausstellungsräume im Zentrum von Graz, Glockenspielplatz
4, bezogen werden.
Als Grundsatz galt von Anfang an:
Die verwendete Technik muß bei der jeweiligen künstlerischen
Arbeit die logisch-konsequente Umsetzungsmöglichkeit für
eben diese Arbeit sein. Damit wird der originäre, produktive
Faktor dieser Technik bestätigt, und nicht der faksimilierende.
Dies wiederum führt zu legitimen Bezeichnungen wie "Originalserigraphie".
Die Wiederholung der Herstellung produziert somit wieder ein neues
"Original" und keine Kopie eines Originals.
Von Beginn an konzentrierte sich das Artelier auf exakt bezeichnete
Editionen mit möglichst kleinen Verkaufsauflagen und geringen
Nebenauflagen wie Künstler-, Ausstellungs- und Druckerexemplaren.
Viele KünstlerInnen nutzten die vielfältigen Produktionsmöglichkeiten
des Arteliers.
Beispiele dafür:
Martin Kippenbergers erstes Editionsobjekt "35 Mirror Baby's"
entstand 1987. Seine letzte im Artelier erschienene Edition war
"Biennale di Venezia 1996". Peter Koglers erste Edition
"1-12" war der Beginn einer langen Zusammenarbeit, in
der neben zahlreichen Editionen, alle seine Wandtapeten, Leinwanddrucke
und andere seiner Projekte realisiert wurden, z.B. die Dokumenta-
und Biennale- Installationen.
Neben anderen produzierten Joseph Kosuth und John Baldessari großformatige
Installationen für temporäre Projekte. Günther Förg
nützte die Möglichkeit der Produktion von überdimensionalen
Großformaten im Siebdruck. Heimo Zobernig, Michael Schuster,
Jörg Schlick, Hartmut Skerbisch und Gustav Troger u.a. arbeiteten
von Beginn an in vielfältiger experimenteller Weise mit Materialien
wie Papier, Plexiglas, Glas, Holz, Metall etc. Andere wie Tobias
Rehberger nützten die hauseigene Tischlerei für Holzobjekte.
Mit bildenden Künstlern und Literaten, z.B. Hubert Schmalix,
Ch. L. Attersee, Heimo Zobernig/ Ferdinand Schmatz oder Franz Josef
Czernin, wurde eine Reihe von Künstlerbucheditionen herausgegeben.
Die Arbeitstechniken Siebdruck, Lackierung, Digitaldruck, Prägung,
Holz-, Metall- und Kunststoffbearbeitung fanden ihre zeitgemäße
Ergänzung in Fotoeditionen und neuen Medien. Diese finden ihren
Ausdruck u.a. in Jörg Schlicks Video "Wildthing",
der Schallplatte "Avoiddance" sowie der CD-Rom "My
Private Album" des chinesischen Künstlers Feng Mengbo.
Die Editionen der ARTELIER CONTEMPORARY wurden in zahlreichen
internationalen Ausstellungen in Museen, Kunstvereinen und Galerien
im europäischen und amerikanischen Raum wiederholt gezeigt
und sind in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen wie
Sammlung Speck, Albertina/Wien, The Museum of Modern Art/New York,
Dresdner Bank, Deutsche Bank, Neue Galerie/Graz, Jüdisches
Museum/ Berlin usw. vertreten. Ursula Krinzinger und Peter Pakesch
unterstützten das Artelier schon sehr früh durch Kooperationen
im Produktions- und Präsentationsbereich.
Die Kunstvereine in Graz, Hamburg, Frankfurt, München, das
Museum Moderner Kunst/Wien, die Neue Galerie/Graz, das MAK/Wien,
Villa Arson/Nizza etc. arbeiteten mit dem Artelier projektbezogen
zusammen.
Den Höhepunkt dieser Kooperationen bildet nun die Ausstellung
"Kunst ohne Unikat" und das Erscheinen dieses Buches durch
die Neue Galerie Graz. Dies alles wird im folgenden Kapitel detaillierter
ausgeführt. Eine Reihe von Kommentaren, Texten und Auszügen
aus Presse und Publikationen dokumentiert und kommentiert die Geschichte
des Arteliers von 1985 bis 1998.
Petra and Ralph Schilcher
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