Vorwort
"Da der Anfang am Anfang nie anfängt wie endet,
beginne ich.
So wie Er, Chef die Schöpfung in sechs Tagen erschuf, schuf
Haunold, ein Riese aus den Südtiroler Dolomiten, das Neue über
welches er immer wieder das Neue schaffte. Denn der Riese dazu verführt,
am Tag von Chredissa und in der Nacht von Chredindida, ihnen für
einen Dom zu erbauen: dort noch heute, nämlich zu San Candido,
der Stiftskirche in Innichen, überm Hauptportal seine Riesenrippe
hängt, und worüber der Volksmund zu sagen begann.
Und immer wieder schloß ein Abend Haunolds Tagwerk ab; am
siebenten Tag, ähnlich Chef, ruhte er und findet sich erschlagen
von Chredissa und Chredindida in einer Grube zurück.
Und wie im Anfang kein Abend war und kein Morgen: Null, Ende der
Zeit in randloser Dreifarbheit, lebt Haunold wieder in seine Berge
entschwunden, wider den Menschen voll Groll."
"Nullmelodie"
in randloser Dreifarbheit
Die Arbeit Nullmelodie erzählt von einem Riesen, genannt
Haunold, der in den Bergen der Südtiroler Dolomiten bei Innichen
im Pustertal haust, dort von den Innichnern (Chredissa und Chredindida)
zum Bau eines Doms verführt und letztlich, da sie seiner überdrüssig
geworden, umgebracht wird. Diesen Gegensatz: Haunold, der Heide
erbaut den Christen ein Gotteshaus, thematisiert die Sage, welche
der Volksmund um eine Riesenrippe, die im Dom zu San Candido in
Innichen hängt, gesponnen hat. In Wirklichkeit stammt die besagte
Rippe von einem Walfisch, und wurde im Mittelalter von einem Pilger
aus fernen Landen nach Innichen gebracht.
Weiters handelt die Arbeit "Nullmelodie" von der Schöpfungsgeschichte,
die, weil in der Kuppel des Doms dargestellt, parallel mit der heidnischen
des Riesens erzählt wird.
Da der Riese nach seinem gewaltsamen Tod wieder in die Bergwelt
entschwindet, wo er noch heute den Menschen mit Steinschlag, Lawinen
etc. zürnt, könnte die Geschichte wieder beginnen und
erklärt somit den Titel "Nullmelodie". Die Zeichnungen
daraus, die zum Teil den Fresken der Schöpfungsgeschichte aus
dem Dom nachempfunden sind, basieren auf den drei Grundfarben (Gelb,
Rot, Blau) und dienen als konzeptuelle Gliederung.
In der Musik, die graphisch notiert über das ganze gelegt ist,
sind schematische Klangfiguren gesetzt, die in der lexikalischen
Gliederung des Texts ihre Dynamisierung finden. Die so erzeugten
Klangfiguren sind im Vorgang des rekursiven Erkennens dienliche
Beispiele für die Entwicklung der von mir erdachten Nullmelodie.
(Norbert Brunner)
Nachwort
"Und wie am Ende kein Ende war, geschweige ein Anfang,
ist Haunold wieder in seine Bergwelt entschwunden. Dort als Gebirge
grollt er den Menschen Gewitter zu Tal, Felsblöcke, Lawinen
und was an Unheil sonst noch alles ihnen für."
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