Bruno Walpoth, Sitzende, 2017, Nuß, 105 x 50 x 54 cm | Foto: Egon Dejori
Als Refugium wird allgemein ein Rückzugsraum oder Zufluchtsort bezeichnet. Ein sicherer Ort in einer unsicheren, beunruhigenden Welt. So wie eine Oase in der Wüste oder eine Insel in stürmischer See. Und genau das ist der Grund, warum die Künstler Bruno Walpoth und Eberhard Ross diese Bezeichnung für ihre gemeinsame erste Ausstellung in der Galerie Straihammer und Seidenschwann gewählt haben. Nun, weder unternehmen beide einsame Wüstenwanderungen oder Schifffahrten auf hoher See, ein Refugium schaffen aber beide für sich in ihren Ateliers. Die beiden Künstler verbindet die meditative Art zu arbeiten, das Versinken in ihre Welt des Künstlerateliers, beide scheinen mit ihren Werken während der Entstehung Zwiesprache zu halten.
Bruno Walpoth, Ariel, 2019, Nuß,127x50x28 cm
Bruno Walpoths Menschen aus Linden- oder Nußholz entstehen in der Begegnung und Auseinandersetzung mit Modellen. Im Maßstab 1:1 werden die Körper, die Linien und die Formen der wenigen jungen, hageren Männer und vielen wunderschönen Frauen aus dem Holzblock herausgearbeitet. Das Modell dient in seiner äußeren Erscheinung als Hülle für implizierte Projektionen.
Eberhard Ross, white writing, 2019, Öl auf Leinwand, 40 x 30 x 4,5 cm
Der Arbeitsprozess bei Eberhard Ross lässt kein Absetzen zu. Bei den black and white writings wird eine einzige, niemals unterbrochene Linie in die Farbschichten eingetragen. Die Serie fermata erhielt ihren Namen von dem Zeichen, das in der Musik das Halten eines Klanges oder einer Pause vorschreibt. In der Musik hat uns dies John Cage gezeigt mit seinem Stück 4 min 33 sec und Boris Parena sagt 1978 zutreffender Weise: „Die Stille von John Cage ist ein offenes Ohr für den Ton für die Welt.“
Eberhard Ross, black writing, 2109, Öl auf Holz, 150 x 140 cm
Beide Künstler schaffen den Rahmen, in dem wir uns selbst begegnen können, eine Seltenheit in einer Zeit der Omnipräsenz aller auf Twitter, Facebook und Instagram - auch wenn diese Begegnung mit uns selbst eine große Herausforderung darstellt und es dafür Mut braucht. Und so wird für die Dauer der Ausstellung die Galerie in einem der schönsten und ältesten Häuser Wiens zu einem Refugium für den Betrachter in einer von Reizen und Eindrücken überbordenden Welt.
Bruno Walpoth, Bernadette 2, 2019, Nuß,62 x 50 x 32 cm
Bruno Walpoth
Geboren 1959 / Lebt im Grödnertal
1973 – 1978 Bildhauerlehre in St.Ulrich – Gröden
1978 – 1984 Akademie der Bildenden Künste, München, bei Prof. Hans Ladner
1983 Ernennung als Meisterschüler
1985 – 2008 Lehrer an der Landesfachschule für Bildhauer in Wolkenstein
Seit 2000 Mitglied des Südtiroler Künstlerbundes
Eberhard Ross
Geboren 1959 in Krefeld, D
Studium an der Universität der Künste in Folkwang, Essen, D, bei Friedirch Gräasel
Lebt und arbeitet in Frankfurt und Mühlheim
Eberhard Ross, fermata, 24 x 20 cm , Öl auf Holz, 2019 | © Veit Lewellyn
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