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Peter Baldinger & Adelheid Rumetshofer

GUT GASTEIL
 29.04. - 18.06.2023

Eröffnung der Ausstellung Samstag, 27. April, 18 Uhr


bildAdelheid Rumetshofer

Der Betrachter wird überrascht, zur Auseinandersetzung aufgefordert - und gebannt. Die Bilder von Adelheid Rumetshofer verblüffen schon beim ersten Anblick mit ihrer pulsierenden Präsenz in absoluter Abstraktion. Die Reduktion auf eine Farbe in kontinuierlich verlaufenden Schattierungen von einer Intensität in die andere und eine dadurch erzeugte Unschärfe lassen den Blick permanent im Bild nach Halt suchen, den er jedoch schwer bis gar nicht findet. Die Farbfläche beginnt zu schweben und in der Wahrnehmung zwischen Oberfläche und Tiefe zu springen. Keine gegenständliche Darstellung, kein Pinselstrich oder Verweis auf den Entstehungsprozess lenkt von dieser Konzentration auf die Farbe und ihre Raumwirkung ab. Als Person möchte die Künstlerin explizit keine Spur hinterlassen.

In klassischer Malerei an der Kunstuniversität in Linz ausgebildet, orientierte sich die 1976 in Freistadt geborene Rumetshofer zunächst an den Künstlern der klassischen Moderne. Die Initialzündung für ihr ganz persönliches Bildkonzept war der Blick ins ruhende Gewässer und die Erkenntnis: Die verschiedenen Schichten und die Tiefe des Wassers mit seinen Spiegelungen lässt sich auch bei höchster Konzentration nicht mit einem Blick gleichzeitig erfassen. Immer bleiben es mehrere Raumebenen. Genau dieser Eindruck ist es, dem Rumetshofer seither nachspürt und überlässt dabei wenig dem Zufall: Wie das fertige Bild aussehen soll, steht schon zu Beginn des Malprozesses fest, der erst endet, wenn Vorstellung und Realität in einander fallen.

Kam zunächst ausschließlich Blau als Farbe zum Einsatz, als kontemplatives Element, das die Raumillusion unterstreicht, sind es nun auch Braun-, Rot- und Violett-Töne in Mischungen mit Nuancen und Varianten. So entstehen farbverwandte Bildserien, „in denen“, so Rumetshofer „jeweils ein Farbton durchdekliniert wird.“ Die Ölfarbe wird in mehreren Schichten und mit höchster Präzision auf die Leinwand aufgetragen, jede Schicht in einem durchgängigen Prozess, um keine Spuren des gemalten Verlaufs zu hinterlassen, durchdringen sich helle und dunkle Farbtöne.

bildPeter Baldinger

Wie in der digitalen Bildentstehung löst Peter Baldinger seine Motive mit dem Handwerkszeug der klassischen Malerei in überdimensionale Bildpunkte, zerlegt und verfremdet sie – beim näheren Hinsehen bis zur Unkenntlichkeit. So entsteht der Eindruck der Farbfeldmalerei. Erst mit einem deutlichen Abstand zum Bild wird das konkrete Subjekt oder Objek erkennbar. Das ist aber auch gar nicht so wichtig, meint Baldinger, dem es grundsätzliche um die Ästhetik und um den Malprozess geht: „Ich male gerne.“

Vorlagen findet der 1958 in Linz geborene Baldinger bei den Alten Meistern ebenso, wie in den Medien und sieht immer wieder frappierende Parallelen vor allem wenn es um die Darstellung von Aggression und kriegerischen Auseinandersetzungen geht. Portraits aus der Kunstgeschichte, aus der zeitgenössischen Prominenz oder einfach aus seinem eigenen Umfeld nimmt er genauso als Vorlage wie Landschaften, ikonographische bilblische Szenen oder aktuell Blumenbilder. Thematisch bilden sich da meist Serien und je nach Vorlage ergibt sich die Auflösung in mehr oder weniger großen Quadraten, die mit Öl, Acryl oder Aquarellfarben auf Leinwand oder Papier gemalt werden.

Zunächst als Chronik- und Gerichtsberichterstatter tätig, irritierte ihn zunehmend die im Journalismus praktizierte verkürzte Wiedergabe und Verzerrung der Wirklichkeit. Die Fakten wiederzugeben und wahrzunehmen, wird immer schwieriger. Nun funktionierte er diese Verknappung und Verkürzung zum Stilmittel seiner Kunst um – und beendete seine Zeitungskarriere. Die Unzufriedenheit über den durch die Schnelligkeit des Medium verursachten Qualitätsverlust von Bilddarstellungen im Internet initiierte dann die überzeichnete Auflösung in seiner Malerei. Am Computer legt Baldinger freilich den gewünschten Raster über seine Vorlage und überträgt diesen auch farblich dem Vorbild entsprechend auf die Leinwand oder das Papier. In Umkehrung der Schnelligkeit der elektronischen Werkzeuge ist das Malen der einzelnen Quadrate ein langsamer und aufwendiger Prozess, wo Licht- und Farbwirkung der Elemente sorgfältig komponiert sind.