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Jupp Linssen / Willi Siber

Malerei / Skulptur

 Galerie Ulrike Hrobsky
 01.03. - 14.04.2007

Vernissage: am Donnerstag , den 1. März 2007, um 17.00 Uhr
Zur Ausstellung spricht: Dr. Stefanie Dathe und Willi Siber


Jupp Linssen - Gebaute Bilder

"Ein Bild aus seinen üblichen zwei Dimensionen auch körperlich in eine dritte Dimension zu heben und dadurch seiner metaphysischen Tiefe und Bedeutsamkeit eine greifbare (sic!) anheimzu geben, umaus einer sinnlichen eine dingliche Barriere im Raum des Betrachters "zu bauen", damit ließe sich das Arbeiten von Jupp Linssen am ehesten beschreiben. Er schichtet Material in gebrochenen Rhythmen übereinander, schafft luftige Volumen aus kunstfernen Stoffen und desavouiert so die akademische Tradition in der Kunst. Für Jupp Linssen ist das Formschöne unwichtig, jedenfalls insoweit, als der Bildkörper nicht im Rahmen gezwängt, die Oberfläche nicht glatt und das Material nicht neu seinmuss. Seinen Arbeiten für den Raum geht es um Glaubwürdigkeit. Sie verheimlichen nicht ihre Entstehung. Sie evozieren Erinnerungen. Sie spielen mit romantischen Elementen ebenso wie mit pragmatischen Notwendigkeiten. Das Ziel ist, dass die Kunst sich nicht von derWirklichkeit entfernt, sondern zu einem Teil dieser wird. Entgegen dem üblichen, bisweilen begründeten Tadel an die abstrakte Kunst, sie beanspruche so etwas wie Weltklugheit nur, weil sie alles (und nichts) sein könne, sind in diesen Werken Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, Klugheit und Reflexion real enthalten. Sie setzen das Einverständnis der Betrachter nicht voraus. Sie erarbeiten es sich."

"Der Schlüssel zu den Bildern von Jupp Linssen ist ihre Balance. Noch bevor der Betrachter Kenntnis von den Elementen nehmen kann, Materialien unterscheidet und Formen erkennt, nimmt er diese Balance wahr. Das Gleichgewicht der Kräfte, eine Stille. Sie ist für das Erleben und emotionale Verstehen der Arbeiten entscheidend. Man spürt förmlich, weiß es einfach, dass nichts hinzugefügt werden oder aber abhanden kommen darf von dem, was zu sehen ist. Jupp Linssen verzichtet ganz auf theatralische Gesten. Das ist gut. In den Bewegungen seiner Bilder liegt keinerlei Hektik. Eher schon hat man den Eindruck, sie besäßen große Gelassenheit. Auch das mag in ihrer Entstehung begründet sein. Einem Vorgang des Schichtens von Strukturen, rhythmischen Gravuren, und Materialien, also Farbe, Papier, Metall, und sogar von kompletten Arbeiten. Man kann das auch als Weben von Bildern beschreiben. Deshalb Weben, weil die materiellen Ebenen sich währenddem ineinander schieben, auch die mit den Elementen bekundeten zeitlichen Ebenen. Weil sich ein untrennbares Geflecht ergibt (die Oberfläche ist keine Haut) und der Betrachter ein Dickicht aus Verweisen, Verwerfungen, Beziehungen und Materialität erblickt. So Bilder sind keine Abbildungen der bekannten Welt. Sie sind ihre eigene Welt. Ein fremdes Universum in das der Betrachter reisen mag, wenn er denn möchte."


Willi Siber - Sollbruchstellen

"So groß die Bandbreite der verwendeten Materialien ist, so groß ist auch die charakteristische Vielgestaltigkeit in Bild, Skulptur und Objekt. Willi Siber ist Maler und Bildhauer. Bild und Zeichnung, Objekt und Skulptur stehen in seinem Werk gleichberechtigt nebeneinander. Mehr noch: Sie greifen ineinander über, beeinflussen sich gegenseitig und finden in plastischen Wandobjekten und objekthaften Tafelbildern, raumdurchdrungenen Skulpturen und skulpturalen Installationen zu einer eigenwilligen gattungsübergreifenden Synthese. Die formale Variationskraft resultiert aus der Erörterung fundamentaler Themen, die Willi Siber auf unterschiedlichsten Ebenen im Dienste einer übergeordneten künstlerischen Aussage verfolgt: die Fragen nach demWerkstoff, seiner Bearbeitung, dem verwendeten Farben- und Formenkanon und die Frage nach dem Raum. In der seriellen Erarbeitung sucht er nach immer neuen Möglichkeiten, die Grundlage sinnlicher Wahrnehmung auszuloten, das optisch-illusionistische Wechselspiel von Zwei- und Dreidimensionalität, von Licht und Schatten, Fläche und Raum, von Materialisierung, Verfremdung und Entkörperlichung künstlerisch auszuschöpfen und weiterzuentwickeln.

Seit Anbeginn seiner künstlerischen Arbeit hat Willi Siber Werkgruppen geschaffen, die sich in unterschiedlicherWeise mit der raumbezüglichen Öffnung des plastischen Volumens auseinandersetzen. Er bedient sich dabei völlig unterschiedlicher Mittel des Raumgriffs. Er nutzt Durchbrüche und Aufsätze, Hohlräume und Vergitterungen. Immer aber geht er von klar gegliederten Grundkörpern aus, die sich mal mehr mal weniger streng an ein geometrisches Formenvokabular anlehnen. Immer treten diese einfachen, in sich ruhenden Großformen in einen spannungsreichen Dialog mit organoiden Kleinformen, welche die Oberfläche beleben, die interne Bildkomposition bestimmen und für die auswärts gerichtete Kontaktaufnahme mit dem Raum verantwortlich zeichnen. All jene Skulpturen und Objekte stehen einerseits in serieller Beziehung zueinander, andererseits lassen sie sich aber stets auch als autonome plastische Bildwerke lesen."