Wenn MalerInnen mit Öl malen, dann assoziiert man sogleich die klassische Methode,
Farbpigmente auf Leinen zu pinseln. Ölmalerei im entferntesten wie auch aktuell
brisantesten Sinn ist jene von Irene Wölfl und Christian Zürn praktizierte Art, sich
auszudrücken. Denn sie verwenden farbige, gebrauchte, unverrottbare Erdölprodukte, die
unser Leben zunächst erleichtern, aber unsere Zukunft zunehmend belasten. Beide
KünstlerInnen nützen die Farben, die Motive und die Gebrauchsspuren unserer
schnelllebigen Wegwerfgesellschaft, um mit ihren PVC-Bildern humorvoll, hintergründig
und zeitlos das nicht-enden-dürfende Wirtschaftswachstum in Frage zu stellen.
So gleich ihre Ausgangspositionen sind, so unterschiedlich sind ihre Umsetzungen, ihre
Verarbeitungen. Irene Wölfl faltet, ordnet, webt bedruckten Kunststoffverpackungsmüll zu
neuen Geschichten, zu furiosen Kompositionen witziger und gleichzeitig gesellschaftskritischer
Reflexionen. Die bekannten Werbebotschaften nützend, formuliert sie, ohne je
missionarisch zu sein, neue unterhaltende Inhalte.
Christian Zürn verwendet Kunststoffabfälle (Folienreste), indem er sie möglichst ganz
lässt, um die mitunter das Rechteck bizarr verlassenden Keilrahmenkonstruktionen mit
seinen Plastikplanen malerisch zu verpacken. Risse, Stückelungen klebt er demonstrativ
mit braunem, schwarzem oder schwarzgelbem Kunststoffklebeband. Hin und wieder ragen
bewusst inszenierte Holzleisten der Unterkonstruktion aus dem bauchigen Plastikrelief mit
markanten Klebebandstrichen hervor. Sowohl Christian Zürn als auch Irene Wölfl erbauen
sich in der Verarbeitung an den Gebrauchsspuren, die sie gleichsam als über Manierismen
erhabenen Duktus einsetzen.
Wo sich Irene Wölfl in einem Mikrokosmos von zu entdeckenden Mitteilungen ergeht,
reduziert Christian Zürn großzügig theaterkulissenartig seine Verhüllungen. Dann wieder
nötigen ihn die Kleinheit der Kunststoffschnitzel zu virtuos verschachtelten, abstrakten
Schüttbildern ähnlichen Flickwerken.
Christian Zürn, "Three Portraits", 2009, mixed media auf Leinwand, 290 x 160 cm
Irene Wölfl, "große baustelle", 2012, Kunststoffabfall, 90 x 60 cm
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Christian Zürn, "Red Portrait
(with Black Stripes)", 2009,
mixed media auf Leinwand,
122 x 150 cm |
Irene Wölfl, "geschichtenerzähler", 2012, Kunststoffabfall, 100 x 100 cm |
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