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Birgit Jürgenssen

Arbeiten aus den 1980er Jahren

  GALERIE HUBERT WINTER
 13.03. - 25.04.2009

Vernisage: am Donnerstag, den 12. März 2009, von 19:00 - 21:00 Uhr


 

Birgit Jürgenssen
Ohne Titel. 1981
Bleistift, Buntstift auf Papier
29,7 x 21 cm
Nachlass Nr. z811

 
Jene Gratwanderung, der sich das modernistische Projekt "Abstrakte Kunst" von jeher zu stellen hatte, nämlich die gefährliche Nähe zum Dekorativen, mit eben einem solchen Unterfangen hat es auch die Avantgarde feministischer Kunst immer schon zu tun gehabt: die Versuchung des Plakativen und die notwendige Resistenz gegen sie. Denn schließlich hat sich daran nicht weniger als ihr autonomer Status entschieden. Unter den Künstlerinnen ihrer Generation ist diese unabdingbare Voraussetzung wohl kaum einer anderen mehr bewusst gewesen als Birgit Jürgenssen.

Ramin Schor, Birgit Jürgenssen. Mut trotz(t) Melancholie.
In: female trouble. Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen. München, Pinakothek der Moderne, 2008.

Dass Birgit Jürgenssen (1949-2003) mehr über Grenzen und Verführungen des Menschen, über Licht im Schatten des Infernos empfand und dies in ihrem Werk auch mitzuteilen wusste, das erkennen wir erst nach ihrem Tod. Zu ihren Lebzeiten war die Rezeption verhindernd verhalten. Ihre Geschichte jedoch ist eine Geschichte des Könnens.
Die 1980er Jahre, wie werden sie wohl im Gedächtnis des Menschen bleiben?
Die Arbeit immer vor dem dokumentierten Leben, eine fortlaufende alternative Kunstgeschichte. Nach den Werken der 1970er Jahre des traumschönen Schreckens Überschreitungen in viele Richtungen. Das Foto transformiert in kratzende Fremdheit, im Aquarell ausgebreitete (Ver)-Lustzyklen als /Sklavin des Herzens, /die Welt hin und wieder hinter schwarzer Seide verborgen, manchmal ein Kreuz-Zug, immer mit Rückgrat, Verzweiflung fein gezeichnet, detektivisch versteckt.
"I know not what tomorrow will bring" ist die letzte geschriebene Zeile von Fernando Pessoa am Tag vor seinem Tod.

Die Galerie Winter zeigt seit 2006 in Jahresabständen eine Auswahl von Werken eines Jahrzehnts aus dem Schaffen der Künstlerin Birgit Jürgenssen (1949-2003).

Eine Monografie zum Werk der Künstlerin Birgit Jürgenssen, hrsg. von Gabriele Schor und Abigail Solomon-Godeau mit Beiträgen der Herausgeberinnen und Elisabeth Bronfen, Inka Graeve-Ingelmann, Rainer Metzger, Piet Meyer, Ramin Schor, ua erscheint in einer deutschen und einer englischen Ausgabe im Herbst 2009 im Verlag Hatje-Cantz.