Überfall, um 1900, Tusche und Spritztechnik auf Büttenpapier, 8,3 × 20,7 cm
Nur äußerst selten gelingt es einer Künstlerpersönlichkeit, so viele Widersprüche auf sich und das eigene Werk zu vereinen, wie im Falle von Alfred Kubin: Einerseits absolut zurückgezogen lebend, andererseits doch in einem weit ausgreifenden Briefwechsel und umfassender Ausstellungs- und Publikationstätigkeit während seiner ganzen Lebenszeit international bestens vernetzt. Einerseits eingebunden in die Aktivitäten des „Blauen Reiter“, andererseits so gar nicht zur „klassischen Moderne“ passend.
Peter Assmann
Das Wildtier, um 1910/11,, Feder in Tusche über Zeichnung in schwarzer Kohle auf Katasterpapier, 267 × 207 mm
Als Zeichner, Grafiker, Illustrator und Autor ist Alfred Kubin einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus und Symbolismus. Kubin ist ein Meister der fantastischen Wesen und grauenerregenden Kreaturen, die er in einzigartiger Weise inszeniert. Seine Bildwerke sind niemals nur grausam oder nur humorvoll, nur grotesk oder ironisch. Stets verbinden sie unterschiedlichste Aspekte an Zuordnungsmotiven. In unserer Ausstellung geben wir einen kleinen Einblick in das widersprüchliche und faszinierende Oeuvre des Künstlers – von seinem berühmten und aufsehenerregenden Frühwerk, über die phantastischen und traumhaften Dimensionen der 1910er Jahre bis hin zu ausgewählten Illustrationen wie bspw. für den Roman „The Vicar of Wakefield“ von Oliver Goldsmith.
„Der richtige Beschauer, wie ich ihn mir wünsche, würde sich meine Blätter nicht nur genießend oder kritisch ansehen, sondern, wie durch geheime Berührung angeregt, müsste sich seine Aufmerksamkeit auch der bilderreichen Dunkelkammer des eigenen träumerischen Bewusstseins zuwenden.“
Alfred Kubin während einer Ausstellungseröffnung im Jahr 1927
Frau Welt, um 1912/15, Aquarell über Federzeichnung in schwarzer Tusche auf Papier, 304 × 387 mm
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