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IN.VISIBILES

Schmuck und Design, Stephan Fillitz

  GALERIE V & V
 26.05. - 03.07.2004

 

Vernissage: am Dienstag, dem 25. Mai 2004, um 18:00 Uhr


Stephan Fillitz, Bildhauer, Designer, Goldschmied, Graphiker, befasst sich seit Jahren mit der Betrachtung des Universums in der Zen-Philosophie, mit der Zahlenmystik der Kabbala, mit Hegel, Nietzsche und Nishida, einem japanischen Philosophen am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Was ihn an all dem besonders interessiert, ist die Welt als Teil eines Gesamten, eines universalen Raumes, einer Ganzheit zu verstehen.

Visibles ist/sind eine Licht-Raum-Installation bestehend aus leuchtenden Wänden, Boden, Decke, sowie darin schwebenden dreidimensionalen Lichtobjekten.

Der Rezipient wird mit einem Raum konfrontiert, der gewissermaßen nur aus Licht besteht. Er ist aufgefordert, diesen Raum zu benützen: zu begehen, sich auf den Lichtobjekten niederzulassen, sich mit dem Raum auseinanderzusetzen. Er soll sich gedanklich und emotionell auf ihn einzulassen.

Ziel ist es, den Rezipienten von einer funktionellen Wertung wegzuführen. Das In - Beziehung - Setzen der eigenen Person zur Installation initiiert einen Gedankenfluss und führt über Kontemplation zu einer inneren Ruhe und damit zu einer geistigen Freiheit. Bisherige durch das Alltagsleben geprägte Wertvorstellungen des Rezipienten werden überdacht und neu geordnet.

Ähnlich der Idee hochmittelalterlicher Sakralbauten, deren bunte Glasfenster ebenfalls einen Lichtraum formen, schafft der Künstler auch einen "mystischen" Lichtraum.

Dieser ist Rückzugspunkt, der dem Benützer die Möglichkeit gibt, sich dem alles vereinnahmenden Alltag zu entziehen und sich innerlich neu zu versammeln und zu regenerieren.

Hierbei geht es nicht nur um ein Regenerieren der Kräfte. Die aus diesem kontemplativen Prozess gewonnene Neuordnung der persönlichen Wertvorstellungen soll den Rezipienten dazu animieren (motivieren), seinerseits seinen unmittelbaren und weiteren Kontext zu beeinflussen.

Diese Überlegungen sind die Basis für (m)eine künstlerische Arbeit und stellen keinen Anspruch auf Absolutheit. In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich mit Raum.

Meine Überlegungen zum Raum:
-These: Es gibt einen für uns schwer vorstellbaren unendlichen Raum. Ich möchte ihn mit meiner künstlerischen Arbeit für die menschlichen Sinne fassbar machen.
Konkret möchte ich ihn sichtbar, fühlbar, begreifbar, begehbar machen.

-These: Der unendliche Raum bzw. die Unendlichkeit ist ALLES und NICHTS; ALLES im NICHTS.
ALLES ist das, mit den menschlichen Sinnen Erfassbare. NICHTS ist mit den menschlichen Sinnen nicht erfassbar aber erdenkbar.
Ich möchte dieses Prinzip anhand meiner Installationen zeigen/darstellen.

-These: Beim Erfahren des ALLES geht der Mensch von seinen eigenen Proportionen, der Größe und von seinen begrenzten Sinnesmöglichkeiten aus. Dadurch macht er alles in seinem Sinne messbar. Wenn ich als Schaffender durch einen bewussten Willensakt einen Ausschnitt des ALLES gestalte, mit Maß, Proportion etc.., dann gestalte ich gleichzeitig einen Ausschnitt des NICHTS ebenfalls mit Maß und Proportion. In dieser meinen aktuellen Arbeiten versuche ich diesen Ausschnitt des NICHTS durch eine Lichtinstallation sichtbar bzw. erahnbar zu machen. Die einzelnen Lichtobjekte (Visibles) sind reine Hilfsmittel. Mit diesen Installationen möchte ich dazu anregen:

. Über das NICHTS und das ALLES nachzudenken.
. Den Menschen in Beziehung zum ALLES und NICHTS setzen, damit also zum unendlichen Raum.

Die Auseinandersetzung des Menschen mit ALLES und NICHTS bzw. mit der Unendlichkeit verursacht Unsicherheit. Die Lichtobjekte, Visibles, übernehmen dabei eine Brückenfunktion und eine Hilfestellung für den Betrachter.

Künstlerische Ausgangspunkte sind die Auseinandersetzung mit den "Plus-Minus-Bildern" bei Piet Mondrian, die abstrakten, geometrischen Strukturen bei Ad Reinhardt, die Vereinigung von Kunst, Architektur und Design bei Donald Judd und die offenen, transparenten, immer weiterführenden Räume bei Mies van der Rohe.

Die Ausstellung : Schmuck und Design

Die Ausbildung zum Goldschmied blieb im Hintergrund immer fassbar und Stephan Fillitz hörte nie auf, parallel Schmuck zu gestalten - in zahlreichen "Bildhauer-Ausstellungen" war Schmuck und Design immer ein gleichwertiges Element, das die Entwicklung des Künstlers beleuchtete.

Mit der Bildhauerei im Vordergrund entwickelten sich auch Schmuck und Design entlang der Wege der Verinnerlichung des Raumes und widerspiegeln in einer weiteren Fassette das Bestreben um Erkenntnis.

Schließlich entwickelten sich auch aus der notwendigen Exaktheit und dem Umgang mit preziösen Materialien des Goldschmiedes die Genauigkeit und "Konsequentheit" mit der Stephan Fillitz in seinen jüngeren Arbeiten versucht, in.visibles greifbar, fassbar bzw. erfahrbar zu machen.

Schmuck

Gezeigt werden Arbeiten aus den 1980er Jahren bis zur Gegenwart. Das entspricht jenem Wandel der bildhauerischen Arbeiten, als Stephan Fillitz sich mit transzendenten Ideen auseinanderzusetzen beginnt. Es sind also weniger die Materialien, als die Formen, die die Ausstrahlung eines Schmuckstückes in erster Linie bestimmen.

Bei frühen Stücken dominieren Gold, Elfenbein und in exakte Formen geschnittene Schmucksteine, wie Karneol und Onyx. Stücke aus Sterling-Silber (925), wie Manschettenknöpfe, Ohrclipse, Kolliers, Boschen und Armreifen – in der Mitte der 1980er Jahre noch die skulpturhaften Formen der bildhauerischen Arbeiten wiedergebend, später entsprechend dem geometrischen Stil ab der zweiten Hälfte der 90er – sind auf Wunsch auch in Gold-Ausführung (750) erhältlich.

Es mag manchem Betrachter komplex erscheinen, Schmuck aus "philosophischen" Hintergründen zu entwickeln und die einzelnen Stücke somit auch zur künstlerischen Kleinskulptur zu erklären – letztlich handelt es sich um Schmuckstücke, die gerade durch ihre geistige Dimension zeitlos für junge, wie für ältere Menschen gleicher Maßen gut tragbar sind – Visibles.

Design

Dass eine geistig - philosphische Entwicklung sich nicht ausschließlich in "höheren Sphären" ohne Realitätsbezug, sondern in konsequenter Auseinandersetzung mit dem praktischen Menschsein befindet, zeigen u.a. auch die Alltagsgegenstände aus der Hand – vielleicht besser – aus dem Kopf des Künstlers. Die Kronenkorkenheber, Schuhlöffel, Salatbestecke, das Salzfass sind Alltagsgegenstände, die zur Benützung herausfordern und gleichzeitig Objekte, die, wie jedes gute Design, auch eine Einstellung und Haltung vermitteln – Visibles.

Stephan Fillitz (ein ausführliches Curriculum Vitae und eine Gesamtübersicht der Ausstellungen incl. Gemeinschaftsausstellungen und Teilnahmen an Messen etc. liegen in der Galerie V&V oder bei der Medienbetreuung bereit.)

Biografie:
1950 geboren am 30. September Wien.
1966 - 1973 Goldschmiedeausbildung bei Sven Boltenstern in Wien und verschiedene Werkstätten in der Schweiz.
1973 - 1977 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Fritz Wotruba.
1972,74,76 Sommerakademie in Salzburg. Klasse für Bildhauerei bei Ralph Brown und Francesco Somaini.
1977 Aufenthalt in San Sebastian bei Eduardo Chillida.
1978 Aufenthalt in Much Hadham bei Henry Moore.
1983 Auftrag der Gemeinde Wien für eine Großplastik.
1988 Einladung zum Symposium für Großplastik nach Maubeuge; Stahlskulptur für die Stadt Maubeuge.
1991 Kleinplastik für die AMAG (Austria Metall AG) als Preis für den AMAG Alu Award 1991.
2000 Ernennung zum Univ. Prof. an der Universität für Angewandte Kunst, Wien.
2002 Gewinn des geladenen Wettbewerbs für die Urania, Wien; die Skulptur "Universum" an der Stirnseite des Gebäudes.
Personalausstellungen
1976 Galerie Christian, Brandstätter & Cie. Wien
1977 Casa del Paladio Incontro Arti Visive, Vicenza.
1978 Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz.
1979/80 Museumspavillon Mirabellgarten, Sbg, Galerie Ariadne, Wien, Galerie der Stadt Wels.
1983 Galerie Gabriel, Wie, Galerie an der Stadtmauer Villach.
1994 Galerie Gabriel. Wien
1995 Österreichisches Tabakmuseum, Wien.
1996 Österreichische Galerie Belvedere, Wien.
1997 Galerie Spiess, Zürich.
2000 Galerie Gabriel, Wien.