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10 Erfurter Schmucksymposium

  GALERIE V & V
 11.06. - 12.07.03

 

Vernissage: am Dienstag, den 10. Juni 2003, um 18:30 Uhr


Das international etablierte Erfurter Schmucksymposium feiert heuer sein 10. Jubiläum und wir freuen uns, die während des 14. tägigen Symposiums entstandenen Arbeiten der 10 teilnehmenden Künstlerinnen nun auch in Wien präsentieren zu können. Die gezeigten Schmuckarbeiten repräsentieren spannende Vielfalt, nicht nur aufgrund der verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten und der unterschiedlichen Themenwahl sondern auch   durch die Internationalität der Künstlerinnen und die Eigenheiten des Herkunftslandes.

teilnehmende Künstler: Rudolf Bott (D); Uta Feiler (D); Bernard A. Früh (D); William Harper (USA);Herman Hermsen (NL); Felix Lindner (D); Rolf Lindner (D); Jana Machatová (SK); Karen Pontoppidan (D); Bernhard Schobinger (CH)

"Kann Schmuck denn Kunst sein?" Seit 1984 treffen sich Schmuckkünstler im Zweijahresabstand zur gemeinsamen Arbeit in Erfurt und etablierten innerhalb der zeitgenössischen Schmuckkunst ein bedeutendes internationales Netzwerk, eine aussergewöhnliche und erfolgreiche Veranstaltungsreihe, die hohes Ansehen geniesst. Die Galerie V&V präsentiert nun im Jubiläumsjahr des Erfurter Schmucksymposiums die Arbeiten der teilnehmenden Künstlerinnen. Verschiedene künstlerische Ansätze und Auffassungen und die unterschiedliche von Land und Tradition geprägte Herkunft der Künstler führt zu Schmuckarbeiten mit betont individueller Aussage. Die vierzehntägige Werkstattgemeinschaft eröffnet den Teilnehmern bei optimalen Voraussetzungen vielfältige Möglichkeiten zum Gedankenaustausch und zu einer inspirativen, kreativen Beschäftigung mit dem Thema Schmuck, mit Material- und Technikstudien, Formanalysen und neuen inhaltlichen Konzepten.

" Kann Schmuck denn Kunst sein?" Überzeugen Sie sich bei einem Besuch in der Galerie V&V:

" William Harper, zählt mit seinem hochkarätigen, von einer traditionellen Auffassung geprägten Goldschmuck, der in herausragender Technik das kunstvolle Handwerk des Emaillierens präsentiert, zu den bedeutendsten Emailkünstlern der internationalen Szene. Das Auge wird zunächst von der Schönheit und Farbenpracht des Schmucks verführt, die allegorischen, mystischen oder symbolischen Anspielungen treten erst beim zweiten Blick zutage."

Ganz anders die Broschenreihe "Variationen zu einem Thema" von Rolf Lindner. Der langjährige Mitorganisator des Symposiums beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Emailkunst. Broschen, kleine rechteckige Päckchen aus Eisenblech, unterschiedlich nur in Farbe und Dekor; Fellbüschel, Hütchen oder Aluminium setzen originelle Akzente.

" Den Gewächsen aus dem Sumpf" von Uta Feiler, haftet etwas Morbides, Vergängliches an. Ihre Arbeiten: Ansteckschmuck, der in Form und Oberflächenstruktur an einen Baumstamm erinnert und eine Brosche, silber und weiss gesiedet, die auf die technisierte Gegenwart anspielt.

Bernhard Früh´s Symposiumsarbeit, eine technisch perfekt gearbeitete Brosche aus 750er Gold, besticht insbesondere durch Geometrie, Plastizität und Transparenz.

Rudolf Bott´s künstlerische Ausdrucksstärke, die Reduktion auf das Wesentliche in Material und Form, lässt eine Brosche entstehen, die eben dadurch stark an individueller Ausdruckskraft gewinnt. Auf den ersten Blick erkennt man nicht den Hubschrauber, eine Kinderzeichnung seines Sohnes, die er umrisshaft in seine Arbeit aufnimmt und damit zu Gold macht.

Bernhard Schobinger "...ist schon immer ein Sammler von und Jäger nach Fundstücken und Abfallprodukten gewesen, die er in seinen Schmuck integriert." In Erfurt fand er "bronzene Rollenlagerkäfige", die er zu einem spannenden Armreifen aus Gold, Bronze und Stahl umwandelte.

Herman Hermsen, Professor für Schmuckgestaltung an der Fachhochschule in Düsseldorf, arbeitet gerne mit Fotos, die ihm als Ausgangspunkt seiner Schmuckkunst dienen. "In Silber wurden 10x die Gesichtsprofile der Symposiumsteilnehmer ausgesägt, die einzelnen flachen Glieder wurden zu einer Kette zusammen gefügt." Eine verschlüsselte Botschaft, die auch auf einer Brosche Platz findet. Die ausgesägten Teilchen verarbeitet er perfekt und spannend zu Ringen, die er "Zu viel vom Guten" nennt.

Jana Machatova bleibt auch während des Symposiums ganz ihrer bisherigen Schmuckgestaltung treu. Ihre Arbeiten erzählen persönliche Geschichten, Geschichten aus ihrem privaten Leben und ihrer Heimat. Ihre Brosche "Heiliges Schlafen" zeigt ein Foto ihres Sohnes, kopiert, laminiert und auf einer Silberplatte befestigt. Das Gesicht ihres Sohnes wird durch eine Lupe besonders betont, einen Teil seines Schlafliedes hält die slowakische Künstlerin auf der Silberplatte fest.

Karen Pontoppidan unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie sammelt Ringe und Broschen am Erfurter Flohmarkt und überzieht sie teilweise oder ganz mit weissem Email. Sie erzählt in ihren Schmuckarbeiten Geschichten, verschlüsselt oder realistisch und arbeitet mit Begriffen wie "geerbt", "geschenkt", "geklaut", "getäuscht", macht damit neugierig und fordert zu Diskussion und Auseinandersetzung auf. In perfekter Technik arbeitet sie bewusst ungenau, häßlich. So entstehen Arbeiten, spannend, individuell, phantasievoll.

Karton, Acryl, Plexiglas und Edelstahl sind Felix Lindners Grundmaterialien zur Gestaltung seiner für ihn atypischen Schmuckarbeiten. Als Stadtgoldschmied von Erfurt wählt er beim Schmucksymposium eine Thematik, die unsere Alltagskultur wieder gibt. Witzig, fröhlich, ironisch – seine roten Kirschohrhänger, die Kaffeemaschine, der Computer, die Sheriff-Sterne – Schmuck der zum Schmunzeln einlädt.

(alle Zit. Chr. Weber-Stöber)