Das international etablierte Erfurter Schmucksymposium feiert heuer
sein 10. Jubiläum und wir freuen uns,
die während des 14. tägigen Symposiums entstandenen Arbeiten
der 10 teilnehmenden Künstlerinnen nun auch
in Wien präsentieren zu können. Die gezeigten Schmuckarbeiten
repräsentieren spannende Vielfalt, nicht
nur aufgrund der verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten
und der unterschiedlichen Themenwahl sondern auch
durch die Internationalität der Künstlerinnen und die Eigenheiten
des Herkunftslandes.
teilnehmende Künstler: Rudolf Bott (D); Uta Feiler (D); Bernard
A. Früh (D); William Harper (USA);Herman Hermsen (NL); Felix
Lindner (D); Rolf Lindner (D); Jana Machatová (SK); Karen
Pontoppidan (D); Bernhard Schobinger (CH)
"Kann Schmuck denn Kunst sein?" Seit 1984 treffen sich
Schmuckkünstler im Zweijahresabstand zur gemeinsamen Arbeit
in Erfurt und etablierten innerhalb der zeitgenössischen Schmuckkunst
ein bedeutendes internationales Netzwerk, eine aussergewöhnliche
und erfolgreiche Veranstaltungsreihe, die hohes Ansehen geniesst.
Die Galerie V&V präsentiert nun im Jubiläumsjahr des
Erfurter Schmucksymposiums die Arbeiten der teilnehmenden
Künstlerinnen.
Verschiedene künstlerische Ansätze und Auffassungen und
die unterschiedliche von Land und Tradition geprägte Herkunft
der Künstler führt zu Schmuckarbeiten mit betont individueller
Aussage. Die vierzehntägige Werkstattgemeinschaft eröffnet
den Teilnehmern bei optimalen Voraussetzungen vielfältige Möglichkeiten
zum Gedankenaustausch und zu einer inspirativen, kreativen Beschäftigung
mit dem Thema Schmuck, mit Material- und Technikstudien, Formanalysen
und neuen inhaltlichen Konzepten.
"
Kann Schmuck denn Kunst sein?" Überzeugen Sie sich bei
einem Besuch in der Galerie V&V:
"
William Harper, zählt mit seinem hochkarätigen, von einer
traditionellen Auffassung geprägten Goldschmuck, der in herausragender
Technik das kunstvolle Handwerk des Emaillierens präsentiert,
zu den bedeutendsten Emailkünstlern der internationalen Szene.
Das Auge wird zunächst von der Schönheit und Farbenpracht
des Schmucks verführt, die allegorischen, mystischen oder symbolischen
Anspielungen treten erst beim zweiten Blick zutage." Ganz anders die Broschenreihe "Variationen zu einem Thema" von
Rolf Lindner. Der langjährige Mitorganisator des Symposiums
beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Emailkunst. Broschen,
kleine rechteckige Päckchen aus Eisenblech, unterschiedlich
nur in Farbe und Dekor; Fellbüschel, Hütchen oder Aluminium
setzen originelle Akzente.
"
Den Gewächsen aus dem Sumpf" von Uta Feiler, haftet etwas
Morbides, Vergängliches an. Ihre Arbeiten: Ansteckschmuck, der
in Form und Oberflächenstruktur an einen Baumstamm erinnert
und eine Brosche, silber und weiss gesiedet, die auf die technisierte
Gegenwart anspielt.
Bernhard Früh´s Symposiumsarbeit, eine technisch perfekt
gearbeitete Brosche aus 750er Gold, besticht insbesondere durch Geometrie,
Plastizität und Transparenz.
Rudolf Bott´s künstlerische Ausdrucksstärke, die
Reduktion auf das Wesentliche in Material und Form, lässt eine
Brosche entstehen, die eben dadurch stark an individueller Ausdruckskraft
gewinnt. Auf den ersten Blick erkennt man nicht den Hubschrauber,
eine Kinderzeichnung seines Sohnes, die er umrisshaft in seine Arbeit
aufnimmt und damit zu Gold macht.
Bernhard Schobinger "...ist schon immer ein Sammler von und
Jäger nach Fundstücken und Abfallprodukten gewesen, die
er in seinen Schmuck integriert." In Erfurt fand er "bronzene
Rollenlagerkäfige", die er zu einem spannenden Armreifen
aus Gold, Bronze und Stahl umwandelte.
Herman Hermsen, Professor für Schmuckgestaltung an der Fachhochschule
in Düsseldorf, arbeitet gerne mit Fotos, die ihm als Ausgangspunkt
seiner Schmuckkunst dienen. "In Silber wurden 10x die Gesichtsprofile
der Symposiumsteilnehmer ausgesägt, die einzelnen flachen Glieder
wurden zu einer Kette zusammen gefügt." Eine verschlüsselte
Botschaft, die auch auf einer Brosche Platz findet. Die ausgesägten
Teilchen verarbeitet er perfekt und spannend zu Ringen, die er "Zu
viel vom Guten" nennt.
Jana Machatova bleibt auch während des Symposiums ganz ihrer
bisherigen Schmuckgestaltung treu. Ihre Arbeiten erzählen persönliche
Geschichten, Geschichten aus ihrem privaten Leben und ihrer Heimat.
Ihre Brosche "Heiliges Schlafen" zeigt ein Foto ihres Sohnes,
kopiert, laminiert und auf einer Silberplatte befestigt. Das Gesicht
ihres Sohnes wird durch eine Lupe besonders betont, einen Teil seines
Schlafliedes hält die slowakische Künstlerin auf der Silberplatte
fest.
Karen Pontoppidan unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste
in München. Sie sammelt Ringe und Broschen am Erfurter Flohmarkt
und überzieht sie teilweise oder ganz mit weissem Email. Sie
erzählt in ihren Schmuckarbeiten Geschichten, verschlüsselt
oder realistisch und arbeitet mit Begriffen wie "geerbt", "geschenkt", "geklaut", "getäuscht",
macht damit neugierig und fordert zu Diskussion und Auseinandersetzung
auf. In perfekter Technik arbeitet sie bewusst ungenau, häßlich.
So entstehen Arbeiten, spannend, individuell, phantasievoll.
Karton, Acryl, Plexiglas und Edelstahl sind Felix Lindners Grundmaterialien
zur Gestaltung seiner für ihn atypischen Schmuckarbeiten. Als
Stadtgoldschmied von Erfurt wählt er beim Schmucksymposium eine
Thematik, die unsere Alltagskultur wieder gibt. Witzig, fröhlich,
ironisch – seine roten Kirschohrhänger, die Kaffeemaschine,
der Computer, die Sheriff-Sterne – Schmuck der zum Schmunzeln
einlädt.
(alle Zit. Chr. Weber-Stöber) |