Die Ausstellung "hautnah textiles im schmuck"
die vom 27. August bis 07. September 2002 in der Galerie V+V präsentiert
wird, zeigt Arbeiten, die vergangenes Studienjahr im Zuge eines
Seminars mit Mag. Veronika Schwarzinger an der Universität
für Angewandte Kunst entstanden sind.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in der Auseinandersetzung der
Studentinnen mit dem Textilen bzw. mit Überlegungen, inwieweit
sich "Textiles" in den Bereich der Schmuckkunst transportieren
lässt. Ausgangspunkte für die Arbeiten waren einerseits
eine intensive Beschäftigung mit zeitgenössischem, unkonventionellem
Schmuck, andererseits Experimente mit verschiedenen Materialien
und neuen Materialkombinationen. Die Bandbreite der aus diesen Untersuchungen
entstandenen Resultate ist groß: Sie reicht von zarten, leichten,
ästhetischen Schmuckstücken über konzeptionelle Arbeiten,
die auf subtile Weise Inhalte transportieren und Fragen stellen
bis zu Objekten, in denen die Auseinandersetzung mit Material und
die Suche nach Formen und Strukturen spürbar werden. Jung,
witzig, irgendwie doch etwas anders.
Kurzdarstellung der Arbeiten der 10 teilnehmenden Künstlerinnen:
anna wukounig
In der Technik des türkischen Teppichknotens knüpft
sie Haarkragen aus Menschenhaar Pelzkragen für Tierschützer.
Die aus Kupferdraht gehäkelten "Konischen Fingerspitzen"
sind das Gegenstück zum Fingerhut. Schützt der Fingerhut
den Finger bei der Arbeit, so schützen die Spitzen die Finger
vor Arbeit. Einzeln oder gemeinsam getragen erhalten die Fingerspitzen
objekthaften Charakter und verzaubern den/die Träger /in.
daniela zeilinger
Jahrelang getragener Schmuck wird durch verschiedene Varianten
der Umwicklung mit Nylonfaden revitalisiert: er bekommt eine neue
Oberflächenstruktur, eine andere Farbe und teilweise auch eine
neue Form. Zu Beginn wurde eigener, persönlicher Schmuck verwickelt.
Mittlerweile wird im Zuge des Projektes auch anderen Personen angeboten,
ihren Schmuck verändern zu lassen.
eva lausegger . anne-kathrin voss
Heute ist "echt" meist nur ein Gegenwort zu "falsch",
"künstlich", "nachgemacht". Auf second-hand
Shirts aufgedruckter teurer Schmuck entspricht dem konventionellen
Wertesystem von echt und teuer nicht mehr. "Falscher"
Schmuck?
friederike thum
Die Abfälle eines obersteirischen Filzpantoffelerzeugers
sind das Ausgangsmaterial für diese Arbeiten, unverändert,
genauso wie sie von der Arbeitsbank fallen, werden sie verarbeitet.
Verklebt mit Latex entstehen neues Material, neue Strukturen, neue
Formen. Hüte aus Filz, Latex, gefüttert!
kristina kollarics
Die Arbeit Hautier basiert auf der griechischen Sage des goldenen
Vlies, welches das Fell eines goldenen Widders war. 1430 tauchte
das Motiv durch den Orden vom Goldenen Vlies als Schmuckstück
auf und Erzählungen zufolge, soll auch das unverwechselbare
Markenzeichen des Hauses Cartier, der an einer Kette hängende
Panther, seinen Ursprung im goldenen Vlies haben.
Bei der Arbeit Hautier wird unsere Haut zum goldenen Vlies und
somit zum Schmuckstück selbst. Erst das Tragen des T-Shirts
verleiht dem Stück seinen Wert.
simone svoboda
Die Kombination von Farbigkeit, Fasrigkeit und flexibler Gestaltungsmöglichkeit
von Wolle mit der klaren Transparenz und einfachen Form von Kunststoffschläuchen
geben der traditionellen Handwerkstechnik des Filzens ein modernes
und phantasievolles Outfit.
Die so entstandenen Schmuckobjekte wie "wolllustig" sind
nicht nur Beiwerk modischer Gestaltung sondern schmiegen sich als
eigenständige, lebendige Gebilde an den Körper der Trägerin
an um so ihren Charakter wiederzuspiegeln. Assoziationen, z.B. erotischer,
aggressiver, lustiger, appetitanregender oder anderer Art, die sich
aus Form und Farbe ergeben sind erwünscht.
marlis cermak
Die Haut ist das stille Kommunikationsmittel unseres Körpers
nach außen und spiegelt ehrlich unsere Gefühle, Gemütsregungen
und Stimmungen wieder. Im traditionellen Sprachgebrauch enthüllen
Redewendungen und Sprichwörter oft tiefes Wissen und Zusammenhänge
über unseren Körper und unser Gefühlsleben. Auch
kommen viele Farbassoziationen aus der Umgangssprache. Wir ordnen
unbewusst Gefühlen Farben zu und Farben können wiederum
Gefühle in uns auslösen.
szidónia szep
Die Schmuckstücke wirken wie ein Spiel aus Symmetrie mit
lustigen Elementen sowie asymmetrischen Kompositionen. Der Nylonfaden
(Ausgangsmaterial) wurde bei den ersten Stücken gleichmäßig
gesponnen, bei anderen unregelmäßig auf Folie geklebt,
wodurch der Faden lockerer liegt. Die Farbkontraste sind wichtig
damit eine fröhliche Wirkung entsteht. Auch das Spielen mit
Farben und Formen bildet eine wichtige Komponente in der Entstehung
der Schmuckobjekte.
Getragen wird der Schmuck an einem Band.
zornitsa vasileva
Ziel dieser Arbeit war es die zarte Struktur von speziellen
Nylonfäden durch die Bearbeitung zu erhalten. Entstanden sind
geheimnisvolle, teils transparente und flexible Objekte. Durch Verwendung
von Buntlack wird die Materialeigenschaft verändert, bekommt
etwas Metallisches, jedoch nur optisch, denn die Objekte überraschen
durch ihre Leichtigkeit. Einmal ist es die Kombination mit zerschnittenen
Photos von diversen Objekten, z.B. Textur eines Teppichs, die durch
die Verbindung mit den Nylonfäden etwas Dreidimensionales,
Bewegliches bekommen. Zum anderen ist es die Schaffung von eigenen,
neuen Strukturen mittels transparentem und färbigem Parafin
oder Silikon.
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