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Peter Sandbichler

the golden bar

bildGALERIE THOMAN WIEN
 09.12.2020. - 27.02.2021



Soft opening days Mi - Fr, 9. - 11. Dezember, 14–18 Uhr
Peter Sandbichler ist anwesend

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In seiner vierten Einzelausstellung in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman gestaltet Peter Sandbichler den Front Desk im Eingangsbereich der Galerie zu einer golden bar (2020) um und verlagert damit in einer Zeit geschlossener Lokale und reduzierter sozialer Kontakte einen „Sehnsuchtsort“ in den Ausstellungsraum. Durch die temporäre räumliche Intervention aus gefalteten Kartons im Zickzack-Muster samt goldener Fußrastestange verändert Sandbichler nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch die funktionale Bestimmung des Empfangstresens, der nun – zur Bar umgewandelt – die BesucherInnen in eine ungewohnte Raumsituation versetzt.

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Peter Sandbichler interessieren funktionale Verschiebungen und inhaltliche Verdichtungen, die durch die Wiederverwendung von gefundenen Objekten oder Materialien entstehen. Seit über 10 Jahren bedient er sich Verpackungskartons als ressourcensparendes Material, das ihm erlaubt „groß zu denken“ und raumgreifende Installationen zu realisieren. Das Prinzip der Faltung von zweidimensionalen Flächen zu dreidimensionalen, modularen Strukturen erweist sich dabei als zentrales konstruktives und ästhetisches Element.

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Bewusst ist die Ausstellung zur Straße hin ausgerichtet, um den Dialog mit PassantInnen herzustellen. Durch verschiedene, ungewöhnlich präsentierte Objekte – u.a. ein Tensegrity Light (1999/2020) aus sechs Leuchtstoffröhren, eine Alte Schachtel # 08/2020 aus Pappmaché oder ein Betonabguss eines Elefantenblatts (2020) – wird eine neue, mitunter irritierende Atmosphäre erzeugt. Dazu trägt auch das Fliegenauge (2011) an der Stirnwand des Hauptraums bei, dessen eingelassene konvexe Rundspiegel an jene erinnern, die an unübersichtlichen Stellen im Straßenverkehr oder in „panoptischen“ Gebäuden – wie Gefängnissen – zum Einsatz kommen. Unweigerlich wird eine Überwachungs-Situation suggeriert, in der die BesucherInnen aus unterschiedlichen Perspektiven beobachtet werden können.

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Bei den beiden im Hauptraum der Galerie präsentierten massiven bones aus Holz (2020), hergestellt aus Hunderten von Holzresten, spielt – wie in vielen Arbeiten Sandbichlers – der Recyclinggedanke eine zentrale Rolle. Es handelt sich um 20-fache skulpturale Vergrößerungen von Rindsknochen, wie sie zum Kochen von Suppen verwendet werden. Peter Sandbichler setzt sich in diesen eindringlichen Arbeiten mit Prozessen der Formfindung, der Verdichtung und Transformation von Information – vom unbewussten Schnitt des Metzgers bis zum bewussten künstlerischen Akt der Nachbildung – auseinander. Darüber hinaus erprobt der Künstler in den bones unterschiedliche Formen der Präsentation von Skulptur, denn die fünf orthogonalen Schnittflächen der organischen Gebilde dienen als variable Standflächen. Als konzeptueller Bildhauer geht es Peter Sandbichler in seinen Arbeiten immer wieder um „Materialisierung von Gedanken oder Ideen“ bzw. um die grundlegende Frage „Was ist Skulptur?“ Inwiefern Skulptur auch die physische Wahrnehmung im Raum zu beeinflussen vermag, können die BesucherInnen der Ausstellung selbst herausfinden.

Peter Sandbichler (geb. 1964 in Tirol) studierte zunächst Malerei an der Art Students League in New York, ab 1984 Bildhauerei an der Universität für Angewandte Kunst in Wien bei Wander Bertoni und an der Akademie der Bildenden Künste bei Bruno Gironcoli. 1993 ging er ein Jahr für ein Postgraduate-Studium bei Peter Weibel an das Institut für neue Medien der Städelschule in Frankfurt am Main. Es folgten längere Auslandsaufenthalte in Tokyo, New York und Berlin. Derzeit lebt und arbeitet Peter Sandbichler in Wien.

Seit 1993 internationale Ausstellungen in Galerien und Kunstinstitutionen sowie Projekte im öffentlichen Raum, u.a. 2020 Sussudio, Wien; 2020 Kunstverein Eisenstadt; 2020 Medizinische Universität Innsbruck; 2020 Kundl, Tirol; 2020 Universität Innsbruck, Campus Innrain; 2019 Hauptbahnhof Wien; 2018 Galleria Doris Ghetta temporary, Mailand; 2018 Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck; 2017 Fassadengestaltung Varta Haus Wien; 2015 Fassadengestaltung Arbeiterkammer Wien; 2015 Gironcoli Museum, Schloss Herberstein; 2015 Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Wien; 2013 Kunstforum Montafon, Schruns; 2013 Kunstraum Weikendorf; 2011 Galerie im Taxispalais Innsbruck; 2011 Kunstraum Bernsteiner, Wien; 2010 Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; 2010 Galerie Grita Insam, Wien; 2008 Pékin Fine Arts, Beijing; 2007 Österreichische Galerie Belvedere, Wien; 2005 Projekt Space ARCO Madrid; 2002 New Museum New York (mit Knowbotic Research); 2002 Galerie im Taxispalais Innsbruck; 2004 Künstlerhaus Wien; 1999 Museum für Gestaltung Zürich; 1999 Kunstraum Innsbruck; 2001 Künstlerhaus Bethanien, Berlin; 1996 “KNOT/Project N.Y“, New York; 1995 46. Biennale Venedig, Österreichischer Pavillon (mit Constanze Ruhm); 1993 Ars Electronica Linz.