Nach unserer auch international stark beachteten Ausstellung FRANZ
WEST Die Aluskulptur im Schlosspark Ambras, einem wichtigen neuen
Beitrag zur zeitgenössischen Skulptur (einzelne Arbeiten aus
dieser Ausstellung wurden in den beiden letzten Jahren in zahlreichen
Museumsausstellungen West's gezeigt u.a. in Karlsruhe, Madrid, Edinburg,
Marseille, Den Haag, Yokohama, Hamburg), freut es uns ganz besonders
im Rahmen einer Einzelausstellung in der Galerie die neueste Werkgruppe
Meublage zu zeigen.
Für diese Ausstellung hat der bekannte österreichische
Komponist Michael Mautner die Komposition Musique de Meublement
von Eric Satie in unserem Auftrag für drei Bläser bearbeitet.
Anlässlich der Eröffnung wird das Stück uraufgeführt.
Zur Ausstellung spricht: Dir. Veit Loers, Museum Abteiberg, Mönchengladbach.
West konzipiert die Ausstellung als Appartement: im Entreè
die Garderobe und die klassische Vorzimmergarnitur, im Salon die
Chaiselongues und Bücherregale, der Diwan mit Bilderwand, die
Installation Sorge, dann die Clubfauteuilles mit Beistelltischen,
neue Plakatcollagen, Reihen neuer Sessel. West lädt dazu ein,
sich in ungewohnter Weise in der Ausstellung zu verhalten. Die Besucher
sind geradezu aufgefordert, sich auf den von ihm gestalteten Sofas,
Stühlen oder Sitzskulpturen niederzulassen. Man kann hier Dinge
tun wie in einem Appartement: ein Buch lesen oder einen Brief schreiben,
sich mit anderen unterhalten oder einfach nur ausruhen. West lässt
die Besucher fast vollständig das tun, was sie wollen. Man
kann die Stühle beliebig umstellen, die Möbel aber auch
einfach als autonome Skulpturen wahrnehmen. Der Passivität
des Sitzens und Liegens liegt auch eine sehr spezifische Aktivität
zu Grunde: die psychoanalytische Sitzung. Parodiert West die therapeutische
Funktion der Kunst, oder meint er es völlig ernst? Neurosen
nicht durch Exzess sondern durch Passivität heilen?
Als West in den achtziger Jahren verstärkt Sitzmöbel
herzustellen begann, waren viele Designer bemüht, ihre möglichst
originellen Entwürfe der Kunst anzunähern und damit aufzuwerten.
In der Kunst gab es die korrespondierende Tendenz, mit sauber gefertigten
Objekten aus Holz oder Metall die formale Grenze zwischen Skulptur
und Möbelstück zu verwischen. Gegenüber den perfekt
gestylten Kreationen der "Modellbau"-Künstler wirken
West's Sofas mit ihren insektenhaft dürren Metallbeinen und
den bunten Stoffbezügen und Überdecken wie arme Vettern,
wie Hippies aus einer Wohngemeinschaft, die sich in ein edles Yuppie-Loft
verirrt haben.
Schließlich ist ein separierter Ausstellungsraum der 2001
entstandenen 3 - teiligen Installation apartment gewidmet. Bestehend
aus der Namensgebenden Collage, einem rosafarbenen Klumpen aus Papiermacheè
und anderen Materialien sowie eine schmale dreikantige Stele, die
auf zwei Seiten weiß und auf der breiteren ockerfarben angestrichen
ist. Die programmatisch wirkende Zusammenstellung der drei Teile
unter einem gemeinsamen Begriff erinnert an didaktische Vorgehensweisen
in der Concept Art.
Am Vorplatz der Galerie laden Sitzwuste zum Verweilen und Plaudern
im Freien ein.
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