Der führenden Persönlichkeit der österreichischen
Avantgarde der 50er und 60er Jahre gilt unsere derzeitige Ausstellung:
Markus Prachensky wird mit einer repräsentativen Auswahl seiner
neuesten Bilder aus den letzten drei Jahren - Bali trumpet, Amanpuri,
Hongkong Ramble - gezeigt.
Seit jeher hat Markus Prachensky in Zyklen gearbeitet,
Landschafts- und Ortsnamen als Bildtitel suggerieren malerische
Inspiration: Rot auf schwarz, Rot auf weiß - die ersten dieser
Bilder mit roter Malerei sind Anfang der 50er Jahre entstanden und
haben österreichische und internationale Kunstgeschichte geschrieben.
Bis in die Mitte der siebziger Jahre war Prachenskys Malerei auf
Rottöne konzentriert, bevor Eindrücke aus Süditalien
beispielsweise in der Serie Puglia Marina zum Rot auch Schwarz und
Gelb auf die rohe Leinwand brachten. Südliche Landschaften,
die Farben und Formen Italiens, Felder in Sardinien, megalithische
Dolmen, Tempel in Ägypten, Felsschichtungen, Insellandschaften
etc. werden während der achtziger und neunziger Jahre Kern
seiner mehrfarbigen Zyklen.
1998 reiste Prachensky nach New York und Mauritius,
um sich noch einmal nach Bali mit der tropischen Flora
auseinanderzusetzen, es entstand die Serie Bali trumpet. Nach Reisen
in die Toskana und ins Veneto, sowie nach Hongkong und Bangkok fuhr
Prachensky 1999 in den Süden Thailands und bereiste dort auch
die Inselwelt: Im Sommer malte er die Serie Amanpuri. Im Herbst
unternahm Prachensky erneut eine Reise nach Hongkong, um Studien
für neue Bilder zu machen. Im Sommer 2000 malte er eine Bildserie
mit dem Titel Hongkong Ramble. Anläßlich seiner Emeritierung
fand in der Akademie der bildenden Künste in Wien die Ausstellung
"Markus Prachensky. Die Akademiejahre. Bilder 1983-2000"
statt. Im November letzten Jahres zeigte das Willy-Brandt-Haus in
Berlin eine umfassende Retrospektive seiner Werke.
Markus Prachensky, 1932 in Innsbruck geboren, studierte
in Wien Architektur und Malerei und gründete 1956 gemeinsam
mit den Malern Hollegha, Mikl und Rainer die Gruppe "Galerie
nächst St. Stephan" - angeregt durch den engagierten Mentor
und Förderer der künstlerischen Avantgarde in Wien, Monsignore
Otto Mauer. Nach einer von Mondrian beeinflußten geometrischen
Frühphase entwickelte Prachensky ab 1956 seine abstrakt-expressive
Bildsprache. Von dynamisch gesetzten, den Pinselduktus deutlich
belassenden Farbbalken ausgehend, fand er zu immer freieren, kalligraphisch
bestimmten Formationen. Entsprechend der formalen Expression setzte
er jahrelang nur ein vehementes, zur Auseinandersetzung zwingendes
Rot. Während seines Paris-Aufenthaltes 1957 lernte er Künstler
wie Soulages und Mathieu kennen, entwickelte aber dessenungeachtet
seine eigene künstlerische Identität weiter. Arbeitsaufenthalte
in Paris, Berlin, Stuttgart, Los Angeles, Italien, Ägypten,
Asien u.a. sowie zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im
In- und Ausland brachten Prachensky, der zu den wichtigsten Vertretern
des abstrakten Expressionismus bzw. Informel in Österreich
zählt, internationalen Ruhm und Anerkennung. "Prachensky
ist für die deutsche Kunstwelt "der" österreichische
Abstrakte schlechthin, besser gesagt: "der" österreichische
Maler der Abstraktion von europäischem und globalem Rang, der
keinerlei Vergleich mit Wols oder Mathieu, Pollock oder Kline zu
scheuen braucht. Mehr noch, der, ohne in den Abhängigkeitsbann
dieser Giganten geraten zu sein, eine völlig eigene, unverwechselbare
Bildästhetik entwickelt hat."
(Björn Engholm im Katalog "Markus Prachensky",
Berlin 2000)
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