In verschiedenen Einzelausstellungen wurden in den vergangenen
Jahren Arbeiten von Georges Rousse (*1947, lebt und arbeitet in
Paris) und Paul Thuile (*1959, lebt und arbeitet bei Meran) gezeigt
- erstmals nun sieht man sie in einer Themenausstellung gemeinsam
in den Räumen der Galerie. Rousse und Thuile beschäftigen
sich in unterschiedlicher Art und Weise mit Räumen und Architekturen,
Perspektive und subjektiver Wahrnehmung. Während Georges Rousse
sein persönliches Raumempfinden durch die Fotografie zuvor
ausgemalter und teils durch Installationen transformierter Räumlichkeiten
ausdrückt, zeigt Paul Thuile seine subjektiven Wahrnehmungen
durch Wandzeichnungen, die er zusammen mit dem umgebenden Raum
fotografiert.
Thuile's Zeichnungen an den Wänden geben in verzerrter Form
verschiedene Blickwinkel auf die jeweiligen Raumsituationen wieder.
Der Künstler steht bei diesem Prozess direkt vor den Wänden
und überträgt seine individuelle Perspektive der von
ihm gewählten Raumausschnitte direkt auf die Wand. Durch den
geringen Abstand zu den Zeichenflächen entstehen optische
Verzerrungen, die oftmals den Gewohnheiten der klassischen Wahrnehmung
entgleiten. Durch die Fotografie der Zeichnungen in deren unmittelbarer
Umgebung entsteht eine Verdoppelung der Perspektive. Thuile's Arbeiten
sind leise und treten dem Betrachter auf sehr poetische Art entgegen.
Paul Thuile hat für die Ausstellung mehrere raumbezogene Arbeiten
geschaffen.
Im Gegensatz zu Thuile greift Rousse mit architektonischen und
farblichen Mitteln verändernd in die von ihm gewählten
Räume ein. Böden, Wände und Decken werden bemalt
und teilweise durch die Ergänzung architektonischer Elemente
so verändert, dass aus der einäugigen Kameraperspektive
heraus ein Bild im Bild erschaffen wird, das nicht mehr erkennen
lässt, ob es sich um dreidimensionale, im realen Raum befindliche
Objekte handelt, oder um eine manipulierte Fotografie. Die komplexen,
gemalten und gebauten Strukturen im jeweiligen Raum werden mit
dem Foto auf eine zweidimensionale, die Sehgewohnheiten irritierende
Ebene gebracht. Alle Elemente fügen sich dadurch zu einem
Ganzen. Die Titelmotive, die meist in enger Verbindung zu den Orten
seiner Werke stehen, drücken in Form und Farbe seine subjektiven
Empfindungen aus.
Die Werke beider Künstler ermöglichen ein tiefes Eintauchen
in die jeweilig dargestellten Räume und deren Situationen
und eröffnen dem Betrachter verschiedene visuelle und gedankliche
Ebenen. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Galerie Reckermann,
Köln entstanden.
Various solo exhibitions over recent years have presented works
by Georges Rousse (born 1947, lives and works in Paris) and by Paul
Thuile (born 1959, lives and works near Merano). For the first
time
now they come together to prepare a topical exhibition in the rooms
of our gallery. Rousse and Thuile, each in his very own manner,
are dealing with questions of space and architecture, perspective
and
subjective perception. While Georges Rousse expresses his personal
concept of space by photographing rooms previously painted and
partly transformed through installations, Paul Thuile conveys his
very own
observations by way of wall drawings which he then photographs
in their spatial setting.
Thuile’s drawings on the walls, in distorted form, capture
different angles of vision inside the respective spatial situation.
During this process the artist stands close to the walls and translates
his individual perspective of the spatial segment chosen directly
onto the wall. The short distance to the drawing plane leads to optical
distortions which often run foul of the conventions of traditional
perception. Photographing the drawings in their immediate settings,
finally, will result in a doubling of the perspective. Thuile’s
works are very gentle and they speak to the observer in a uniquely
poetic language. For the exhibition Paul Thuile has created several
works responding closely to the gallery space.
In contrast to Thuile, Rousse, making use of architectural and
chromatic means, actively interferes with the rooms selected. Floors,
walls,
and ceilings are painted and partly transformed through the addition
of architectural elements in such a way that, from the point of
view of the camera lens, a picture within a picture is created which
no
longer gives any clue whether what we perceive are three-dimensional
objects within actual space or manipulated photography. By means
of the photograph the complex structures, painted and built inside
the respective space, are removed to a two-dimensional plane irritating
the conventions of visual perception. All elements thus come together
and form a whole. In form and colour the motifs, in general closely
related to the locations of the works, express the artist’s
subjective state of mind.
The works of both artists grant us a profound insight into the
rooms depicted and their situations and open up to the observer various
visual and mental planes. The exhibition has been realised in cooperation
with Galerie Reckermann, Cologne.
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