Es entspricht dem künstlerischen Agieren Franz Wests, nicht
nur bei den Betrachtern und Benutzern seiner Kunstwerke (Passstücke,
Möbel usw.) ein fantasievolles Reagieren zu provozieren. Er
teilt sein Denken mit seiner Umgebung, entwickelt künstlerische
Ansätze im Dialog mit anderen weiter und regt Galerist, Künstler
und Denker zu eigenem Tun an. So hat die Gruppe - Clegg & Guttmann,
Benedikt Ledebur, Rudolf Polanszky, Johannes Schlebrügge,
Klaus Thoman und Franz West - seit dem ersten "Ficker" vor
einem Jahr den Kreis erweitert, Künstler und Autoren hinzu
geladen, eine neue Ausstellung, weitere literarische, kunsthistorische
und philosophische Beiträge und eine neue Publikation entwickelt:
DER FICKER zweite Folge.
Clegg & Guttmann haben eine neue Serie von Porträts geschaffen
und vertiefen mit den künstlerischen Mitteln der inszenierten
Fotografie ihre (kunst)historischen und soziologischen Untersuchungen.
Hintergrund und Horizont ihrer Porträts sind Bezugnahmen vor
allem auf das österreichische Porträt der Moderne, die
vermeintliche Einheit und Authentizität aufbrechend legen
sie dabei die unverändert wirkungsmächtige Rhetorik dieser
Bildsprache heute offen.
Muntean & Rosenblum zeigen in situ Textarbeiten und eine
große
Zeichnung mit collagierten Textzeilen auf Leinwand. Die jugendlichen
Figuren in ihren Zeichnungen sind Konstrukte aus Lifestyle Magazinen
- "Alles was nicht jung und schön ist wird aus der kollektiven
kulturellen Erinnerung gestrichen." -Adi Rosenblum - und
stehen für Archetypen. Haltung und Geste haben ebenso wie
die gewählten Textzeilen ein bestimmtes Pathos, eine gewisse
Weisheit. Es werden keine eindeutigen Bildaussagen oder Antwort
angeboten, vielmehr eröffnen sich Fragestellungen zu Begriffen
wie Identität und Gefühl. Ambivalenz und Verunsicherung
werden durch die historischen und Kunst-Bezugsfelder noch unterstrichen.
Rudolf Polanszky zeigt Hypertransforme Skupturen 2006 und einige
seiner Reconstructions, große Bildtafeln aus Aluminium, Plexiglas
und diversen Materialien:
"In meiner Arbeit versuche ich durch
Verzerrung und Überdehnung eben jener mentalen Vorstellungsmuster
eine Veränderung des Grundmaterials zu erzielen und mich dem
Gefängnis
der biologistisch-adaptiven Sinnbedingungen zu entziehen."
Rudolf Polanszky
Tamuna Sirbiladze zeigt eine Serie ihrer aktuellsten Bilder.
Es sind durch zügige Pinselstrichführung umgrenzte, nackte
oder halbgekleidete Frauenfiguren bei intimen oder privaten Beschäftigungen.
Die verwaschene Farbgebung und das Fehlen perspektivischer Effekte
verleiht den Malereien etwas Flüchtiges, gleichzeitig erscheinen
die Frauen freudvoll und lebensfroh.
Ich möchte die Frauen
repräsentieren, aber auf eine allgemeine Weise, nicht auf
mich selbst fixiert, und auch nicht nur auf Frauen…
Tamuna Sirbiladze
Franz West empfängt den Ausstellungsbesucher bereits im Arkadenhof
mit einer Art Springbrunnen Peichl 2006 und einer großen
Aluminiumskulptur. Die ganze Ausstellung durchziehen Markierungen
aus polyformen, zahnfleischrosa, kopfgroßen Gebilden, die
er auf Objekten, Wänden und anderen Oberflächen platziert,
Bus-Bam-Bus 2006 - ein großer Tisch - und Plakatarbeiten
ergänzen seinen Beitrag. Für die Publikation zur Ausstellung hat Benedikt Ledebur Interviews
mit allen Künstlern geführt.
DER FICKER. Zweite Folge Hg. Benedikt Ledebur. Beiträge von
Clegg & Guttmann, Peter Cole, Ann Cotten, Franz Josef Czernin,
Oswald Egger, Brigitta Falkner, Barbara Köhler, Benedikt Ledebur,
Andrew Lugg, Muntean & Rosenblum, Rudolf Polanszky, Monika
Rinck, Ferdinand Schmatz, Severin Schroeder, Tamuna Sirbiladze,
Ilse Somavilla, Ulf Stolterfoht, Franz West, Oswald Wiener, erscheint
bei Schlebrügge.Editor, Wien und Galerie Elisabeth & Klaus
Thoman, Innsbruck, 2006, deutsch/englisch, ca. 400 Seiten, 50 Seiten
Farbabbildungen, broschiert, 23 x 15 cm, ISBN 3-85160-076-2, Preis
Euro 32,-
Kurzbiografien
Michael Clegg (* 1957 in Jerusalem) und Martin
Guttmann (* 1957
in Dublin), leben in New York und Wien. Sie begannen ihre Zusammenarbeit
1980. Seither haben sie an Hunderten von Ausstellungen teilgenommen,
u.a. in den USA, in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich
und Japan. Ihre Arbeiten befinden sich in den Sammlungen des Whitney
Museums, des Beaubourg und der Staatsgalerie Stuttgart, um nur
einige zu nennen. Sie nahmen u.a. an der documenta, der Whitney
Biennale und der Biennale von Venedig teil. Sie schufen zahlreiche
Arbeiten im öffentlichen Raum, in jüngster Zeit in Hamburg,
Berlin und in Krems (Niederösterreich). Einzelausstellungen
2006: Secession Wien, Kunstverein Braunschweig, Cornerhouse Manchester.
Markus
Muntean (* 1962 in Graz) und Adi Rosenblum (*
1962 in Haifa, Israel) leben in Wien. Einzelausstellungen (Auswahl):
2006:
MUSAC,
MUSEO DE ARTE CONTEMPORÁNEO DE CASTILLA, Léon Centre
d´Art Santa Mònica CASM, Barcelona "We live in
a twilight", Kunsthalle Budapest, Budapest. 2004: "It
Is Never Facts That Tell", Art Now, Tate Britain, London, "Being
in and out of love too many times makes it harder to love",
Australian Centre for Contemporary Art, Melbourne. 2003: "There
Is A Silence To Fill", Salzburger Kunstverein, Salzburg. 2002: "To
Die For", De Appel, Amsterdam. Gruppenausstellungen (Auswahl):
2006: "ARS 06", Museum of Contemporary Art KIASMA, Helsinki, "The
Triumph of painting IV", Saatchi Gallery, London
Rudolf Polanszky (* 1951 in Wien), Kindheit und Jugend in Wien
und österreichweit, lebt ab 1971 hauptsächlich in Wien
und Umgebung. Neben verschiedenen Studien und Reisen Beschäftigung
mit Kunst und deren theoretischen Aspekten und den Problemen permanenter
Selbsterfindung. Seit den Schweinsfettzeichnungen und dem Film
Zu einer Semiologie der Sinne, beides 1976, freiberuflicher Künstler;
spärlich öffentlich präsent, sonst Privatier.
Tamuna Sirbiladze (* 1971 in Tbilisi, Georgen), lebt in Wien
und London. 1997-04 Akademie der Bildenden Künste, Wien, Malerei,
2003 Slade School of Art, London. 2005 Exhibitions (Selection):
2005: RAM,CAMERE, Gruppenausstellung, Rome, Italy; Howard House
Contemporary, The Red Thread, Gr.ausstellung , Seattle, USA; Educational
Alliance Gallery; The Red Thread, Gr.ausstellung, NYC, USA; 2004:
Seconda biennale internazionale di Ferrara, Italy; Galerie Bernier-Eliades,
Gemeinschaftsarbeit mit Franz West; Athens, Greece; 2000: Galerie
Elisabeth & Klaus Thoman, "U.A. West," Innsbruck,
Austria, Group show; 1999: Old Gallery, "The Sun Will Rise," Tbilisi,
Einzelausstellung.
Franz West (* 1947 in Wien), lebt und arbeitet in Wien. Einzelausstellungen
(Auswahl): XLIV Biennale die Venezia, Venedig 1990; Spatial Problems,
Project Room, Museum of Modern Art, New York 1997; Pre-Semblance
and the Everyday, Renaissance Society, Chicago 2000; Die Aluskulptur,
Schlosspark Ambras, Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck
2001; Meublage - Musique de Meublement, Galerie Elisabeth & Klaus
Thoman, Innsburck 2002; Whitechapel Art Gallery, London 2003; SALE,
Gagosian Gallery - Los Angeles 2005
Katalog
DER FICKER. Zweite Folge Hg. Benedikt Ledebur. Beiträge von Clegg & Guttmann, Peter Cole, Ann Cotten, Franz Josef Czernin, Oswald Egger, Brigitta Falkner, Barbara Köhler, Benedikt Ledebur, Andrew Lugg, Muntean & Rosenblum, Rudolf Polanszky, Monika Rinck, Ferdinand Schmatz, Severin Schroeder, Tamuna Sirbiladze, Ilse Somavilla, Ulf Stolterfoht, Franz West, Oswald Wiener, erscheint bei Schlebrügge.Editor, Wien und Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck, 2006, deutsch/englisch, ca. 400 Seiten, 50 Seiten Farbabbildungen, broschiert, 23 x 15 cm, ISBN 3-85160-076-2, Preis Euro 32,- |
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