Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder
präsentiert mit den Bildern von Ingo Meller und den Skulpturen
von Carl Andre, einem Hauptvertreter der Minimal Art, zwei inter-national
arrivierte Positionen, die trotz ihrer medialen Unterschiede einen
spannungsreichen und komplexen Dialog im Analytischen, Puristischen
und im räumlichen Kontext gestalten.
INGO MELLER, 1955 in Köln geboren, ist neben Günter
Umberg und Joseph Marioni Vertreter einer analytischen Malerei.
Er vertritt in seiner malerischen Bildgestaltung eine konsequent
modernistische Haltung. Mit Paul Cézanne hat sich die Malerei
vom Abbild zum Gebilde gewandelt. Die faktische Bildfläche
und die Autonomie des Pinselstrichs und der gemalten Farbe sind
die entscheidenden Charakteristika des modernen Tafelbildes, die
sich auch im Werk von Ingo Meller widerspiegeln.
Leinwand als Leinwand: Sie fungiert anstelle der transparenten raumillusionierenden
Matrix als reiner Farbträger. In der klassischen Malerei wird
das Tafelbild als Fenster deklariert, dessen Ausschnitt der fingierten
Realität vom Bilderrahmen vorgegeben wird. Meller appliziert
dagegen die rohe, ungrundierte Leinwand auf die Wand, wodurch Objekthaftigkeit
und räumlicher Kontext erzielt werden.
Farbe als Farbe: Die unvermischte Farbe wird mit dem Pinsel pastos
auf den Bildträger aufgetragen. Die Betitelung mit dem genauen
Namen der Farbtypen zeugt von der autonomen Präsenz der Farbe,
losgelöst von der motivischen Darstellung und ihrer immateriellen
Glätte. Trotz der gestischen Faktur geht es Meller nicht um
den expressionistischen Malakt in seiner Heftigkeit, sondern mehr
um die Verdeutlichung des Malprozesses, wobei seine Bilder eine
klassisch koloristische Sinnlichkeit ausstrahlen.
CARL ANDREs (geboren 1935 in Quincey, Massachussetts) minimalistisches
Gestalten im Dreidimensionalen hat seine Ursprünge in den späten
50er Jahren. Mit gleichförmigen Holzblockquadern wurden strukturelle
Analysen zum Verhältnis von Sockel und Figur betrieben. Trotz
ihrer unbehandelten Oberfläche, ihrem abstrakten Äußeren
und ihrer identen Formgebung blieben Andres Arbeiten dem Aufrechten
der klassisch figurativen Skulptur verbunden. Mitte der 60er Jahre
wurden die geometrischen Formen in einem stärkeren Neben- als
Übereinander im Raum seriell angeordnet, wodurch die Objekthaftigkeit
im spatialen Konztext gegenüber den traditionellen skulpturalen
Parametern an Bedeutung gewonnen hat.
Während man Ingo Mellers gemalte Bilder als wandbezogene Gebilde
begreift, sind zum Beispiel die flachen Metallplatten von Carl Andre
auf den Boden bezogen, die vom Betrachter in Ort und Zeit vermessen
werden. Anstelle des hierarchischen distanzierten Gegenübers
bei klassischen Skulpturen nehmen Andres Arbeiten ein rauminstallatives
Darunter ein, die vom Ausstellungs- besucher abgeschritten werden.
Das roh Belassene der Metallplatten korreliert mit dem puristischen
Malakt von Ingo Meller, der Farbe und Leinwand eine authentische
Wirkung verleiht. Die serielle Ordnung und die verknappte Form in
der minimalistischen Skulptur steht der reduzierten Farbpalette
und der einheitlichen Pinselstrichführung auf der Leinwand
gegenüber.
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