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Saskia Te Nicklin

GALERIE nächst ST STEPHAN
 10.04. - 16.05.2015


Eröffnung: am Donnerstag, dem 09. April 2015, um 19:00 Uhr



 


Saskia Te Nicklin übersetzt ihre historischen, kunsthistorischen, politischen und literarischen Recherchen in eine ganz eigene künstlerische Sprache. Dabei geht es jedoch nicht um eine reine Visualisierung, sondern immer auch um eine Verschiebung und Transformierung ins Mystische, Symbolische oder Emotive. Ihre technischen Fähigkeiten in Bildhauerei und Malerei sind meisterhaft, nicht zuletzt wegen ihrer Bemühungen, diese zu verbergen und so nahe wie möglich an einem intuitiven Prozess, am Dilettantischen (im Sinne von dilettare (ital.) erfreuen, entzücken) dran zu bleiben. 2013 schuf Saskia Te Nicklin eine Reihe von Schallplatten aus Ton. Dem Mythos nach wurden archäologische Tontöpfe aus der Mojavewüste von laut singenden Frauen hergestellt, deren Gesang man hören würde, wenn man die Töpfe richtig spielen könnte. Durch ihre Auseinandersetzung mit Audioarchäologie, die sich dem Klang von Orten als Hinweis auf sich zugetragene Beg ebenheiten widmet, hat Nicklin diese Werke geschaffen. Die installative Arbeit In His Study (2012) transformiert mehrere Elemente aus Albrecht Dürers „Der heilige Hieronymus im Gehäus“ in abstrakte, elementare Formen. Der Löwe reduziert sich nicht etwa typischerweise auf die Mähne, sondern auf seine parallel ausgestreckten Pfoten, die zu geometrischen Keilen werden. Die Objekte sind in einem instabil wirkenden Regalsystem angeordnet indem unklar bleibt, welche Elemente die tragenden und welche die lastenden sind. Das Regalsystem erinnert an eine Versuchsanordnung oder eben eine Bibliothek, also an das ursprüngliche Vorbild.

In ihrer Installation für das LOGIN präsentiert Nicklin drei Arbeiten, die durch die Auseinandersetzung mit Oscar Wildes ‚Das Bildnis des Dorian Gray’ (1891) entstanden sind. Das Buch wurde auf einer Lithopresse Seite für Seite dem Original nachgedruckt, wobei der Text, ähnlich wie in Marcel Broodthaers’ Coup de Dés durch Balken ersetzt wurde. Hier handelt es sich jedoch nicht um eine skulpturale Visualisierung, sondern eine inhaltliche Unterstreichung. Die farbigen Balken stehen an jenen Stellen, an denen Farben im Buch beschrieben werden. „The studio was filled with the rich odour of roses, and when the light summer wind stirred amidst the trees of the garden, there came through the open door the heavy scent of lilac, or the more delicate perfume of the pink - flowering thorn.“, so bereits die ersten Zeilen des Buches. Ähnlich wurden die Farben wie ein Morsecode auf die vier Meter breite Leinwand übertragen, die nicht wie Bildnisse üblicherweise an der Wand präsentiert wird, sondern wie eine Personifizierung der Farbgewalt aufrecht steht. Hinter Glas, wie ein Echo auf die allgemeine LOGIN - Situation. Isolation, Abschottung, Schutz, Konservierung? Nicht zufällig kommt die Glasrolle aus der Chemieindustrie. Das Buch liegt auf einer Umzugsdecke. Metall wird in solchen Decken transportiert, Bücher eigentlich eher in Pergaminpapier eingeschlagen. So bindet sich aber mit einfachster Geste das Buch an die Aluminiumplatten. „Erzeugnis unbestimmter Zusammensetzung“ liest man bei der Artikelbeschreibung der Packdecken. Ein Meer von unbestimmten Farben ist in die Textur der Decke verwoben und lässt die Farben des Buches nachhallen. Die vier Aluminiumplatten, deren Schrauben wie Augen paare positioniert sind bilden die Kulisse der Inszenierung. Aluminium reflektiert, aber es spiegelt nicht. Die Reflexionen bleiben opak. „Das Antlitz, das man begehrt, ist immer opak. Opak heißt wörtlich beschattet. Diese Negativität des Schattens ist konstitutiv für das Begehren. [...] Gerade da, wo der Schatten ist, ist auch der Glanz vorhanden.“ 1 Im Zeitalter zunehmender Transparenz und Medialisierung bzw. fehlender Mediatisierung und Filterung holen Nicklins Arbeiten die nötige Materialität und Rauheit an den Tag um anzuecken, Widerstand zu geben, real zu scheinen, die slicke Perfektion der heutigen Bilderwelt zu brechen.

“All art is at once surface and symbol. Those who go beneath the surface do so at their peril. Those who read the symbol do so at their peril. It is the spectator, and not life, that art really mirrors.“
(Oscar Wilde)
Victoria Dejaco