"Die Arbeit muss etwas zeigen und zugleich geheimnisvoll
bleiben. Sie muss über sich selbst hinausgehen und etwas zeigen,
was so vorher noch nicht sichtbar war. Das heißt, sie macht
etwas sichtbar, was schon da ist, sich aber in einem Zustand befindet,
der nicht wahrgenommen wird, in einem Zustand der Latenz. Wenn
das dann Erstaunen auslöst und womöglich noch witzig
ist, dann funktioniert die Arbeit." (Karin Sander in einem
Gespräch mit Harald Welzer, 1.1.2002, www.karinsander.de)
Karin Sander ist bekannt für konzeptuell-pointierte Arbeiten
wie Zeichnungen mit Büromaterialien, polierte Hühnereier,
polierte Wandstücke, Patina-Bilder, figurative Plastiken von
real existieren-den Personen im Maßstab 1:7,7… bzw.
1:10, wordsearch - a translinguistic sculpture u.v.m. Ihre Werke
befinden sich im Museum of Modern Art, New York, im Metropolitain
Museum, New York, im Hirshhorn Museum, Washington, im Museum of
Modern Art, San Francisco, im National Museum, Osaka, in der Staatsgalerie,
Stuttgart, im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, im Kunstmuseum
Stuttgart, im Kunstmuseum St. Gallen u. a.
Für ihr Projekt "Zeigen. Eine Audiotour" bittet
Kanin Sander Künstlerinnen und Künstler der Galerie sowie
KünstlerkollegInnen, Arbeiten zur Verfügung zu stellen.
In den Ausstellungsräumen sind lediglich ihre Namen, versehen
mit einer Nummer, an der Wand angebracht. Die Beiträge sind
ausschließlich "hörbar" und - entsprechend
den jeweiligen Nummern - per Audioguide von den Besuchern abrufbar. "Man
wird also eine poetische Installation sehen können, in der
Menschen mit Kopfhörern auf den Ohren vor weißen Wänden
stehen und Vorstellungsbilder von Kunst ent-wickeln, die nicht
sichtbar ist, was keineswegs heißt, dass sie nicht da ist." (Harald
Welzer, 2005)
"
Sehen heißt nicht immer begreifen, aber wer hört, sieht
Bilder, die sich mit der gegebenen Situation mischen. Zwar schallt
eine Botschaft aus allen Stücken: dass ein Statement ein Objekt
nicht ersetzen kann. Doch gleichzeitig verraten alle Beiträge:
dass mit dem Akzeptieren der Spiel-regeln etwas abgegeben wird,
das spricht und repräsentativ sein will. Auch die witzigsten
Ausweichmanöver sind Gesten eines unverwechselbaren Charakters:
Die Ausstellung ist die Versammlung ihrer akustischen Stellvertreter.
Die ereignisgerecht präparierte weiße Zelle ergibt die
Hohlform der lustvoll genossenen, gesellschaftlichen Wahrnehmung,
die klingenden Zeichen der Teilnehmer bilden deren Fundament. Die
Kunst liegt genau dazwischen!" (Reinhard Ermen, 2005)
Als Katalog zur Ausstellung erscheint eine CD mit der Großzahl
der Beiträge und einer Einführung von Angelika Nollert,
Siemens Arts Program, München. Beteiligte Künstler: Adam
Adach, John Armleder, Ingólfur Arnasson, Stephen Bambury,
Sabine Boehl, Herbert Brandl, Ernst Caramelle, Alan Charlton, Heinrich
Dunst, Helmut Federle, Rainer Ganahl, Franz Graf, Tumi Magnússon,
Isa Melsheimer, Finnbogi Pétursson, Julius Popp, Reiner
Ruthenbeck, Erik Steffensen, Jessica Stockholder, Günter Umberg,
James Welling und Heimo Zobernig. Weitere an der Audiotour beteiligte
Künstler: Polly Apfelbaum, John Baldessari, Reto Boller, Sylvie
Fleury, Hamish Fulton, Katharina Grosse, Allan McCollum, Manfred
Pernice, Julius Popp, Gerwald Rockenschaub, Adrian Schiess, Stefan
Thiel and Lawrence Weiner.
Karin Sander, geb. 1957 in Bensberg, Nordrhein-Westfalen, lebt
und arbeitet in Berlin. Seit 1999 Professur an der Hochschule Weißensee,
Berlin.
Ausstellungen (Auswahl): 1992 Städtisches Museum Abteiberg,
Mönchengladbach, 1994 The Museum of Modern Art, New York. "Aura",
Wiener Secession, Wien. 1995 Sprengel Museum, Hannover. International
Istanbul Biennial, Istanbul. 1996 Kunstmuseum St. Gallen. 1998
Stiftung für konkrete Kunst, Reutlingen. 1999 Museum Pfalzgalerie,
Kaiserslautern. 2002 Staatsgalerie Stuttgart. 2003 Centro Galego
de Arte Contemporánea, Santiago de Compostela. 2004 Lodz
Biennale, Lodz. 2005 Beijing International Art Biennale, Peking.
2005/2006 "Rundlederwelten", Martin Gropius Bau, Berlin. "Superstars",
Kunstforum Wien und Kunsthalle |
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