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Adam Adach

Bernard Frize

  GALERIE nächst ST STEPHAN
 23.04. 04.06.2005

Vernissage: am Freitag, den 22. April 2005, um 19:00 Uhr


Adam Adach

„Die Einbildungskraft ist auch ein politisches Vermögen“, schreibt Georges Didi-Huberman in L’Images malgré tout. „Die Einbildungskraft liefert nicht die Verhältnismäßigkeit des Ereignisses. Sie arbeitet inmitten des Missverhältnisses von Erfahrung und ihrer Erzählung.“ So das Motto, das Adam Adach seiner Ausstellung im Projektraum voranstellt. Sein Beitrag zur gegenständlichen Malerei ist bemerkenswert vielschichtig, die Bilder basieren zumeist auf Fotografien als Raster für seine malerischen Anliegen. Auf opakem Hintergrund wird das Sujet mit leichtem Pinselstrich aufgetragen, sie durchdringen sich wechselseitig. Ein subtiles Spiel von Licht und Farbe ist für die Bilder Adachs kennzeichnend.
Die Wahl der Sujets ist keineswegs beliebig oder neutral. Adam Adach, 1962 in Warschau geboren, übersiedelte 1989 nach Paris, um Malerei zu studieren. Seine persönlichen Erinnerungen und visuellen Erfahrungen in Polen fließen nicht nur inhaltlich, sondern auch als gedämpfte Farbigkeit in seine Bilder ein. Sie entziehen sich jedoch einer Deutbarkeit auf den ersten Blick und nehmen nicht Teil am Hype der figurativen Malerei postkommunistischer Prägung. „Man könnte vorschnell sein: historische Szenen identifizieren, eine leicht beunruhigende Version von bekannten Gestalten, eine Ikonografie verorten. Das wäre Mitteleuropa seit 1938 – seine Zeichen, seine Uniformen, seine Erinnerungsfotos, sein Alltagskitsch. Viele haben sich für eine gefällige Ausbeutung einer Bildwelt preisgegeben, die der Zusammenbruch des Kommunismus im Überfluss bereitstellte. Ein Kunststück, dem Pittoresken zu entgehen. Es sei denn, man hat wie Adam Adach die formell notwendigen Lehrjahre zu durchlaufen, die Latenz der Malerei, die Zeit des Rückzugs, die ihr gemäß ist. Und sie in den Raum der Erzählung zu übertragen. Die Geschichte, ihre Ondits, ihr Legendäres wieder einzubeziehen, heißt hier nicht mehr, den jetzt so populären Schatz zu plündern, eine mitleidig lächelnde Welt mit bekannten Bildern aufs Neue zu beliefern. Es heißt, ganz im Gegenteil, das Implizite zu schützen: eine Diskretion der Bilder, die ihre Identifizierung verlangsamt und ihre affektive Kraft mobilisiert.“


Patricia Falguières, Le retenue des images, in Katalog „Voir en peinture“, Le Plateau, FRAC Ile-de-France, Paris, 2003

ADAM ADACH, geb. 1962 in Warschau, lebt und arbeitet in Paris. Ausstellungen (Auswahl): 1998 Limits of Painting - Polish Painting since the 90s, Centre for Contemporary Art - Zamek Ujazdowski, Warschau; Biennale d’Art Contemporain Issy-les-Moulineaux; 1999 Managers de l’immaturité, Centre National d’Art Contemporain Le Magasin, Grenoble; 2000 Prodige, proposition de Robert Fleck, Espace Paul Ricard, Paris; 2002 Urgent Painting, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris; Sztuka wspolczesna dla wszystkich dzieci, National Gallery of Art - Zacheta, Warschau; 2004 Centre d’Art Contemporain, Château des Adhémar, Frankreich; Recent Acquisitions, Centre Pompidou, Paris; 2005 Day Sleeper, Tresor, BA-CA Kunstforum, Wien


Bernard Frize

Bernard Frize nimmt mit seiner „peinture automatique“ in der Diskussion um die zeitgenössische abstrakte Malerei eine singuläre Position ein. Die Ausstellung zeigt Bilder aus verschiedenen Werkzyklen der letzten drei Jahre, die die experimentellen Verfahrensweisen seiner Malerei dokumentieren.
Die Werkzyklen sind die Ergebnisse verschiedener Versuchsanordnungen, die parallel nebeneinander ausprobiert werden. Die Bilder bestechen durch die Transparenz der malerischen Prozesse bis hin zur Vorzeichnung mit Bleistift, dennoch stellen sie den Betrachter immer wieder vor die Frage, wie sie gemacht sind. Das Abbild eines Netz- Flecht- oder Häkelwerks aus verschiedenen Farbsträngen entsteht in einer Art Choreographie. Durchschnittlich vier Personen übergeben sich alternierend die Pinsel, um das Gewebe, die Verknotung oder Verflechtung zu vollziehen. Bernard Frize ist als Maler Alchemist, er lässt sich auf die Zufälle und Konsequenzen seiner Experimente mit dem Malmaterial ein.

„… Mir wäre es lieber, man betrachtet es eher als Spiel. Das heißt, man legt die Teile auf den Tisch und versucht, sie zu kombinieren, zu manipulieren oder sie zu permutieren, um neue Vorschriften zu finden. Oder, anstatt von einem Spiel zu sprechen, könnte ich auch Strategie sagen, kurz, all das läuft in eine Richtung, ich meine damit, dem Wesen der Dinge nachzugehen, während man an ihnen arbeitet. Nicht dagegen zu sein, sondern, im Gegenteil, sie begleitet.
Ich kann a priori sagen: wenn ich Malerei betreibe, dann muss ich wirklich so nah wie möglich an den Materialien bleiben. Ich muss das sagen können, was sie mir zu sagen möglich machen. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen oder versuche, mich anzuhängen – ich weiß nicht was. Ich kaufe einen 40 Zentimeter breiten Pinsel. Was kann ich mit einem 40 Zentimeter breiten Pinsel tun? Wohin wird mich der Pinsel führen, und was wird er mich sagen lassen, über ihn und über mich, von dieser Begegnung?“

Irmeline Lebeer, Interview mit Bernard Frize, in: Künstler - Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausg. 68, Heft 25, München 2004, übers. von Martine Dallennes. Ungekürzte Fassung frz./engl. in: Bernard Frize, aplat, Katalog zur Ausstellung im Musée d'art moderne de la Ville de Paris, Paris 2003

Bernard Frize wird auf der diesjährigen Art’36 Basel Art Unlimited eine Koje gestalten. Er nimmt an der von Maria de Corral konzipierten Ausstellung „Kunsterfahrung“ im italienischen Pavillon an der diesjährigen Biennale Venedig teil und ist zur international bestückten Ausstellung „Extreme Abstraction“ in der Albright-Knox Gallery, Buffalo, (15.7. - 16.10.2005) eingeladen.

Bernard Frize lebt und arbeitet in Paris. Ausstellungen (Auswahl): 2003 aplat, Musée d'art Moderne de la Ville de Paris, Paris; 2002-2003 Museum van Hedendaagse Kunst S.M.A.K., Gent; Gemeentemuseum, Den Haag; Studio A Otterndorf, Museum gegenstandsfreier Kunst Landkreis Cuxhaven; 2002 Painting on the move, Museum für Gegenwartskunst, Kunstmuseum Basel und Kunsthalle Basel; 1999-2000 Carré d'art, Musée d'art contemporain, Nîmes; Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig, Wien; Kunstmuseum St. Gallen, St. Gallen; Westfälisches Landesmuseum, Münster; 1993-1994 Der zerbrochene Spiegel - Positionen zur Malerei, Kunsthalle Wien/Messepalast, Wien; Deichtorhallen, Hamburg