Aus dem Buch „Intim/monumental“
Die Schlachtfelder der Zeichnung
Von Peter Weiermair
Jeder Zeitgenosse, der noch mitten in der Produktion steht, hat
mit der unmittelbaren Gegenwert die stärkste und obsessivste Verbindung.
Wir haben es jedoch auch mit einer Mid-career-Darstellung zu tun,
auch mit der Tatsache, dass Mlenek über formale Umwege erst,
um mit Max Weiler zu sprechen, zu seiner „eigenen Figur“ gefunden
hat.
Zu Recht hat ein österreichischer Kritiker anlässlich einer
Gruppenausstellung von mlenek als einer Entdeckung gesprochen, Hannes
Mlenek gilt es, so meinte Kristian Sotriffer, zu entdecken. Er ist
ein aufregender Zeichner in der reichen österreichischen Zeichnungstradition
seit dem Barock, der Formate bewältigt, die an die Formate der
Körperlandschaften eines Rubens erinnern und heranreichen. In
diesen riesigen Zeichnungen mit nicht unwesentlichen materieschen
Elementen (immer im Grau/Weiß-Bereich) findet sich nicht nur
das Echo des Barock und seiner Körperbilder, sondern auch das
Erbe der Ausdruckskunst des österreichischen Expressionismus
und eine unterirdische Verbindung zu Aktionistischem. Ihr geistesgeschichtlicher
und kunstgeschichtlicher ort lässt sich bestimmen – er
hat mit einer starken österreichischen Tradition zu tun, der
radikalen Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, der Sexualität
und der psychophysischen Befindlichkeit, kurz mit der bohrenden Frage
nach dem Körper, diesem Schlachtfeld der Emotionen, diesem fremden
und doch nächsten und vertrautesten Instrument des Dialogs.
In diesen Zeichnungen – sie sind zumeist kopflos oder der Kopf
ist ein eigenes Thema – setzt sich Mlenek mit dem eigenen Körper
auseinander, dem Körper, der Raum im Raum des weißen Blattes
einnimmt, in diesen Raum des Blattes eindringt, ihn besetzt und füllt.
Nicht ohne Grund zeigen fotografische Aufnahmen die Gestalt des Künstlers
im Verhältnis zu den riesigen Formaten, die er mit Leben und
Spannung erfüllt.
Die österreichische Malerin Maria Lassnig, einer früheren
Generation angehörig, hat für ihr Werk, welches sich in
obsessiver Weise mit ihrer Rolle und Funktion als soziales und erotisches
weibliches Wesen, dem Frausein auseinandersetzt, die treffende Bezeichnung
der „body-awareness-Malerei“ gefunden. Dieser Begriff,
der die Übertragung der Selbsterfahrung des Körpers von
Eros und Sexualität in das Bild beschreibt, trifft auf Hannes
Mlenek zu. Mlenek setzt sich mit seinem, dem männlichen Körper
auseinander, macht dessen Fähigkeiten der körperlichen
Veränderung durch Erregung, aggressives, forderndes, drängendes
Verhalten ebenso zum Thema, wie die Vorstellung von einer möglichen
rezeptiven, weiblichen Rolle. Die Zeichnung wird nicht nur zum Seismogramm
der Erregung, des Begehrens, sondern auch Möglichkeit von deren
Simulation ein anderer zu werden. Im Kabinett
SYLVIA SEIMANN
Geb.1958 in Mistelbach
Seit frühester Jugend Auseinandersetzung mit Malerei, Zeichnung
und Kunsthandwerk, zahlreiche Kurse in diversen Techniken.
Seit 1991 künstlerische Ausbildung durch
Günther Esterer – Aquarell, Pastell, Grafik
Awad Krayem – Aquarell, Acryl
Gerhard Almbauer – Aquarell
Das Hauptthema der Bilder war zu Beginn natürlich die Weinviertler
Landschaft, es folgten Stillleben, Akt und deren Abstraktion, Reisebilder
aus Italien, Collagen, Objekte aus Draht und Glas.
Zahlreiche Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in Mistelbach
und Umgebung, Wien
Adresse:
Lanzendorfer Hauptstraße 96
2130 Mistelbach/Lanzendorf
02572/34303 oder 0676/9676740
e-mail: sylviaseimann@aon.at
Das Weinviertel mit seiner weiten Landschaft und den Kellergassen
war
viele Jahre das Hauptthema meiner Bilder – Aquarell und Pastellkreide
bevorzugtes Ausdrucksmittel - das änderte sich durch die Begegnung
mit Krayem, der mir die Lust vermittelte, mit Farben und den unterschiedlichsten
Materialien zu experimentieren, immer wieder neue Ausdrucksformen
zu suchen – auch die Thematik der Bilder
erweiterte
sich – Menschen nahmen Gestalt an – Reisen nach Italien
brachten
viele, neue Impulse – das Land, die Kultur und Sprache faszinieren
mich
nach wie vor, beeinflussen natürlich auch meine Arbeit – die
Poesie italienischer Dichter inspiriert mich zu vielen Collagen – ein
Zusammenspiel von Wort und Bild – Collagen sind überhaupt
zum Schwerpunkt meiner
Arbeit geworden – jedes Material das mir „zufällt“ findet
Platz in einem
Bild, findet eine neue Bestimmung, eine neue Bedeutung, ohne jedoch
seine ursprüngliche Identität zu verlieren – jedes
Bild erhält dadurch
seine eigene Geschichte, schreibt sein eigenes tagebuch – Ende
2005 verwirklichte ich ein neues Projekt und setzte, in Zusammenarbeit
mit der Firma Frank, diese Collagen in Glas um. |
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