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"HOMMAGE AN RUDOLF SCHWARZKOGLER"

Eine Ausstellung anlässlich des 30jährigen Bestehens der Galerie Krinzinger

  GALERIE KRINZINGER
 31. 01. - 23. 03. 2002

 

Eröffnung: Mittwoch, 30. Jänner 2002 um 19 Uhr
Es spricht Prof. Dr. Peter Gorsen, Universität für angewandte Kunst Wien


Zum besonderen Anlass des 30jährigen Galeriejubiläums stellt die Galerie Krinzinger mit Rudolf Schwarzkogler jenen Künstler in den Mittelpunkt der Ausstellung, dessen Werk über Jahrzehnte hinweg einen Kernpunkt des Galerieprogramms darstellte. (Anm.: Aus organisatorischen Gründen findet die "Geburtstagsausstellung" im Jänner des 31. Jahres statt.)

30 Jahre erfolgreiche Galerientätigkeit erlauben uns, einen kurzen Überblick über die Geschichte der Galerie zu geben: Die Galerie Krinzinger wurde 1971 gegründet. Seit damals wurden mehr als 300 Einzel-, Gruppen- und Themenausstellungen mit nationalen und internationalen Künstlern organisiert. Ursula Krinzinger machte sich bereits in den 70er Jahren, damals noch mit ihrer Galerie in Innsbruck, international einen Namen durch ihre Auseinandersetzungen mit dem Wiener Aktionismus, für den sie Überzeugungsarbeit geleistet hat, und der internationalen Performance. Die Wiener Galerie wurde 1986 eröffnet. Hier zeigt sie monografische Ausstellungen der von ihr vertretenen Künstler, deren Karrieren sie seit vielen Jahren aufgebaut hat, sowie Themen- und Gruppenausstellungen auf Museumsniveau, die in sorgfältig editierten Katalogen dokumentiert werden (so z.B. Fluxus Subjektiv, 1991; Körpernah, 1994; Meret Oppenheim, 1997; UK Maximum Diversity, 1998). Wesentlich für das Profil der Galerie sind Ausstellungen und Symposien, welche die internationale Diskussion reflektieren (Neue Strategien NYC I, 1986; LAX, 1992; Berlin Binnendifferenz, 2000). Einen Programmschwerpunkt bildet die Aktions- und körperbezogene Kunst von Künstlern der amerikanischen Westküste, die in enger Beziehung zum österreichischen Aktionismus steht. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist die Präsentation der Entwicklung im Medium Malerei sowie die Vermittlung und Förderung junger und jüngster Kunst. Die Galerie hat sich seit ihrem Bestehen schon an über 200 internationalen Kunstmessen beteiligt.

Die Anfänge der Auseinandersetzung Ursula Krinzingers mit dem ‘uvre Rudolf Schwarzkoglers: 1975 befreundet sich Ursula Krinzinger mit Edith Adam, der Lebensgefährtin Schwarzkoglers. Seit diesem Zeitpunkt verwaltet sie gemeinsam mit Edith Adam den Nachlass von Schwarzkogler, den sie 1982 als Grundstein eines Aktionismusarchives an die Sammlung Ludwig MMK Wien verkaufen kann. 1975 zeigt die Galerie Krinzinger auf der Kunstmesse Köln eine große Einzelpräsentation von Rudolf Schwarzkogler. Es wird nichts verkauft, aber die Ausstellung erregt großes Aufsehen. Der erste umfangreiche Katalog - die erste Monografie Rudolf Schwarzkoglers - wird von der Galerie Krinzinger in Zusammenarbeit mit Heinz Cibulka, Edith Adam, der Fotografin Franziska Cibulka und dem Aktionismusfotografen Ludwig Hoffenreich herausgegeben. 1975 erscheint das Portfolio der 3. Aktion Schwarzkoglers mit 13 Fotos und einem faksimilierten Notizbuch. Im selben Jahr wird das umfangreiche Portfolio, das alle Aktionen Schwarzkoglers dokumentiert, konzipiert und erscheint bis 1980. Es entsteht in enger Zusammenarbeit mit Hoffenreich, F. Cibulka und Edith Adam, die die Aktionstexte verfasset. Die permanente Präsentation der Werke Schwarzkoglers in Wien und auf internationalen Kunstmessen stellt bis heute einen wichtigen Programmpunkt der Galerie dar.

Rudolf Schwarzkogler verstarb am 20. Juni 1969 nach einem Sturz aus dem Fenster seiner Wiener Wohnung. Obwohl erst 28 Jahre alt, hinterließ er ein reifes und vielschichtiges ‘uvre von hoher ästhetischer Qualität, das allerdings zu seinen Lebzeiten nie ausgestellt worden war. Auch seine Aktionen fanden unter Ausschluss der Öffentichkeit nur vor der Kamera statt, lediglich bei der ersten ("Hochzeit") waren Freunde als Publikum geladen: So hatte Schwarzkogler erst später als Brus, Muehl und Nitsch in Anlehnung an die Aktionsformen der Künstlerfreunde mit seinen Aktionen begonnen. "jetzt rückschauend kann der direkte und indirekte einfluss von schwarzkogler nicht übersehen werden. viele seiner theoretischen und praktischen formulierungen haben auf uns gewirkt. dass seine arbeit einen wichtigen eigenständigen beitrag zu den aktionen, die sich in wien ereigneten, darstellt, steht fest." (Hermann Nitsch, 1970) Schwarzkogler entwickelte eine sehr persönliche, konzeptuelle Aktionsform ohne Interaktion mit dem Publikum, sondern orientiert auf eine mediale Vermittlung durch die Fotografie, die eine Konzentration des Künstlers auf sich selbst forderte. Das Bemühen, sein Werk einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, setzte unmittelbar nach seinem Tod ein, und wurde initiiert vor allem von Edith Adam und Schwarzkoglers Künstlerfreunden Günter Brus, Heinz Cibulka und Hermann Nitsch. (Quelle: Badura-Triska/Klocker, 1992)

Schwarzkoglers großartige Qualität hat Ursula Krinzinger als junge Galeristin den Mut gegeben, international wichtige Kunst nach Österreich zum Vergleich zu bringen, und hat sie sehr früh mit den Künstlern der amerikanischen Westküste Kontakt nehmen lassen: Die internationale Wertschätzung Schwarzkoglers unter Künstlern war enorm und setzte früh ein. (Chris Burden kannte und schätzte Schwarzkolgers Arbeiten seit Anfang der 70er Jahre.) So beschloss sie, zum Jubiläum eine Ausstellung zu planen, in der einerseits das noch privat zugängliche Werk Schwarzkoglers in entsprechender Form präsentiert wird und andererseits Arbeiten von österreichischen und internationalen Künstlern, die dem Künstler eine Arbeit widmen, zu sehen sein werden. Diese Werke werden räumlich und inhaltlich wichtigen Werkgruppen Schwarzkoglers (Vintages und Editionen) gegenübergestellt.

Die teilnehmenden Künstler haben bzw. hatten alle eine besondere persönliche und/oder künstlerische Beziehung zu Rudolf Schwarzkogler. Seine Arbeiten beeinflussten ihre eigene künstlerische Produktion - in welchem Medium auch immer - auf unterschiedlichste Art und Weise. Stellvertretend ein Statement von Marina Abramovic: "Schwarzkogler opened the door of pain for me. I entered the door and in the process lost the fear and found, unexpected, the light." Nicht zuletzt möchten wir uns bei den teilnehmenden Künstlern bedanken, die diese Jubiläumsausstellung mit Ihrem großem Interesse und Engagement für die Galerie und das ‘uvre von Rudolf Schwarzkogler erst in diesem Umfang ermöglichen. Zu sehen sind Arbeiten von:

Marina ABRAMOVIC, Vito ACCONCI, Janine ANTONI, Gottfried BECHTOLD, Anna und Bernhard BLUME, John BOCK, Günter BRUS, Chris BURDEN, Heinz CIBULKA, Valie EXPORT, Günther FÖRG, Bruno GIRONCOLI, Al HANSEN, Anish KAPOOR, Mike KELLEY, Jürgen KLAUKE, Oleg KULIK, Paul McCARTHY, Jonathan MEESE, Bjarne MELGAARD, Otto MUEHL, Hermann NITSCH, Tony OURSLER, Nam June PAIK, Gina PANE, Arnulf RAINER, Eva SCHLEGEL, Karl Heinz SCHLÖGEL-HOFER, Carolee SCHNEEMANN, Gavin TURK, Ben VAUTIER, Peter WEIBEL, Benjamin WEISSMAN, Franz WEST, Erwin WURM

Zur Ausstellung sind ein Kurzsymposium und ein dokumentierender Katalog geplant.