Nachdem wir den in Berlin und Hamburg lebenden Künstler
Jonathan Meese bereits u.a. in den Gruppenausstellungen DACH (1999)
und Berlin-Binnendifferenz (2000) gezeigt haben, freuen wir uns,
nun die seit langem geplante Einzelausstellung realisieren zu
können.
Der 1971 geborenen Künstler wird wegen seiner Arbeiten
und aufsehenerregenden Installationen und Aktionen immer wieder
als ³Provokateur bezeichnet. Er selbst kann mit diesem Etikett
nur wenig anfangen, hat sich auch noch nie als Provokateur gesehen.
³Wenn so etwas wie Provokation ins Spiel kommt, dann interessiert
mich immer nur die Selbstprovokation, d.h. ich muß mich
selbst auf ein Selbsthaß- oder Selbstbezichtigungslevel
bringen ... Man muß sich selbst extrem herausfordern und
in dem, was man tut, äußerst zweifelhaft werden.
Dazu müsse man sich mit zweifelhaften Dingen umgeben, mit
Sachen, die einen in untragbare Situationen bringen, ins Verderben
ziehen. Meese faszinieren deshalb Persönlichkeiten, die sich
gegen sich selbst aufgelehnt haben, Leute, die etwas völlig
Neues bringen wollten, deren ³Umwälzungsqualität
ist das entscheidende ? unabhängig von der moralisch-ethischen
Komponente. ³Mich interessiert, ob jemand willens ist, bei dem
was er tut, radikaler als alle anderen zu sein. Das ist der Ausgangspunkt.
Ich will diese Leute nicht verstehen, ich will noch nicht einmal
mit ihnen reden. Ich will nur angemessen an ihnen vorbei kommen.
Das letzte Jahr stand für Meese ganz im Zeichen Balthus,
in allen seinen Ausstellungen gab es einen Balthus-Raum. Balthus
ist für Meese die herausragende Künstlerpersönlichkeit
des 20. Jahrhunderts, ihn fasziniert, wie Balthus sich aus der
Kunstgeschichte herausgeschrieben hat, im Gegensatz zu den meisten
Künstlern, die nur bemüht waren, sich hineinzuschreiben.
So wird in der Wiener Ausstellung Van Gogh zu einem weiteren Thema.
Radikalität scheint das gemeinsame Kriterium für Künstler
zu sein, die Meese interessieren. ³Es sind Solitäre oder
Inseln, auf denen man landen kann, die aber sonst isoliert sind.
Deshalb fordert er: ³Man muß Dinge machen, die keine Schule
machen. Das ist entscheidend. Konsequenterweise nimmt Meese
keine Preise, keine Stipendien oder mögliche Professuren
an und beendet sein Studium nicht. ³Qualität ist für
mich, wenn Gefahr im Spiel ist, wenn man nicht preisgekrönt
wird und nicht weltweit gefällt. Ich hoffe, daß man
die Kraft hat, möglichst oft nein zu sagen ... Die Kinderperspektive
finde ich ja auch sehr interessant und fragwürdig. Balthus
war immer im Bereich des Kindes ... Das ist vielleicht das Wichtigste:
so lange wie möglich ein Kind bleiben.
Alle Zitate stammen aus einem Interview, das Angela Lampe im
April 2001 mit Jonathan Meese geführt hat. Eine Abschrift
des Interviews liegt in der Galerie auf.
Einzelausstellungen: Contemporary Fine Arts, Berlin (1998),
Neuer Aachener Kunstverein (1999), Kunsthalle St. Gallen (1999),
Buchhandlung Walter König, Köln (1999), Frankfurter
Kunstverein, Frankfurt (1999), Kunsthalle Bielefeld (1999), Städtisches
Museum Abteilberg, Mönchengladbach (2000), Galerie Leo Koenig,
New York (2001)
Gruppenausstellungen (Auswahl): "Junge Szene '98",
Wiener Secession (1998), South London Gallery, London (1998),
Kunstmuseum Wolfsburg (1999), Museum Villa Stuck, München
(2000), Kestner Gesellschaft Hannover (2001), Espace Paul Ricard,
Paris (2001) u.a.
Bildmaterial stellen wir auf Anfrage gerne zur Verfügung