Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr präsentiert sich
die Wiener Galerie Krinzinger heuer wieder in Salzburg, diesmal
in zwei Locations, in der Getreidegasse 22 und im AVA-Hof in der
Griesgasse 2.
Die Präsentation Moscow: Paradise 2001 (Griesgasse
2) stellt sieben Positionen neuester russischer Kunst vor, die durch
Werke der klassischen russischen Avantgarde in der Ausstellung Russian
Utopia 1914-1931 (Getreidegasse 22) eine historische Ergänzung
finden sollen.MOSCOW: PARADISE 2001 zeigt Arbeiten von OLGA CHERNYSHEVA,
VLADIMIRDUBOSARSKY + ALEXANDRE VINOGRADOV, DMITRY GUTOV, VALERY
KOSHLYAKOV, OLEG KULIK, TATYANA LIBERMAN und IGOR MOUKHIN.
Olga Chernysheva reflektiert in ihren Arbeiten auf ironisch-melancholische
Weise die Träume und Sehnsüchte des Menschen, speziell
des "typischen" Russen, sowie das Bild des Russen im Westen
und die Erwartungshaltungen die sich hinter diesem Bid verbergen.
Vladimir Dubosarsky + Alexandre Vinogradov lassen die "sowjetische"
Tradition des großen "thematischen" Bildes wieder
aufleben. Ihre Bilder sind jedoch nicht von ideologischem Inhalt
geprägt, sondern basieren auf den Regeln der Soz-Art (vereint
Elemente des Sozialen Realismus und der Pop-Art).
Sie suchen daraus die Synthese zu einem neuen Russischen Stil, fordern
Mißverständnisse heraus, repräsentieren dabei aber
die spontane and schizophrene Realität Russlands in der Ära
der Post-Perestroika. In seinen Fotografien und Installationen arbeitet
Dmitry Gutov in der Sprache der russischen Vergangenheit, indem
er sowohl den Realismus des 19. Jahrhunderts als auch die Kunst
der Konstruktivisten zitiert. Ohne einer Form postmoderner Dekonstruktion
erzielt er im Sinne eines hegelschen Historismus konzeptuelle Resultate.
Valery Koshlyakov, der"russische Piranesi", arbeitet die
europäische Kunstgeschichte in Skulptur und Architektur auf.
Es ist eine Suche nach Vollkommenheit, die freilich nie ohne die
Erkenntnis enden kann, dass die Utopie nur in regenverschleierten
Visionen, im Kitsch oder in Ruinen zu finden ist.
Die Motive auf dem Malgrund entstehen in vielen Schichten von Farb-
und Verletzungsspuren. Oleg Kulik erlangte internationale Bekanntheit
mit seinen Performances, die oft skandalisiert wurden. Seine "Erforschung"
der Prozesse, wie man ein Tier wird (Zoophrenie), machten ihn zu
einem enfant terrible der Kunstszene. Er experimentiert mit Identitäten
undüberträgt den sozialen Zustand in das System des früheren
Sowietreichs.
In Salzburg wird seine Fotoserie "New Paradise" zu sehen
sein.
Tatyana Libermans Fotoarbeiten beschäftigen sich mit dem menschlichen
Körper.
Für sie ist der Körper eine Zone des Unbewußten,
die Klassifikation und Etikettierung widersteht. Sie benutzt bewußt
Stereotypen für ihre geschlechterbezogenen und kulturellen
Themen. Igor Moukhin benutzt das Medium der Fotografie, um den Prozess
des Verschwindens von kulturellen Symbolen der Sowietunion zu dokumentieren
und den Verlust ihrer idelogischen Bedeutung.In Zusammenarbeit mit
Galerie Gmurzynska, Köln zeigen wir in der Ausstellung RUSSIAN
UTOPIA 1914-1931 Werke der klassischen russischen Avantgarde von
DEINEKA, EL LISSITZKY, FILONOW, GALADZHEW, LEPORSKAJA, MALEWITSCH,
RODTSCHENKO, SOKOLOW, STENBERG G. + W., SUETIN, TSCHASCHNIK und
UDALZOWA.
Wie wohl keine zweite Epoche der Kunst vermochte es die russische
Avantgarde in den 10er und 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts,
radikal Einfluss auf das alltägliche Leben eines Volkes zu
nehmen. Kurz nach der Jahrhundertwende begann in Moskau und St.
Petersburg eine künstlerische Entwicklung, die spätestens
mit den Ereignissen der Oktoberrevolution alle Bereiche des öffentlichen
wie privaten Alltags erfasste. Künstlern wurde unter dem ersten
Volkskommissariat für Bildung und Kultur die bis dahin in Russland
nie erlebte Möglichkeiten geboten, aktiv an der Gestaltung
der Gesellschaft mitzuwirken. Die Überzeugung, dies mit denMitteln
der Kunst bewerkstelligen zu können, verlieh den Künstlern
und ihren Werken trotz schwierigster materieller Umstände und
heftigen Auseinandersetzungen um den richtigen Weg eine unbändige
Kraft und Dynamik. Die künstlerische Avantgarde glaubte, in
dieser Aufbruchssituation für ihre Utopien einen konkreten
Ort in der Wirklichkeit schaffen zu können. Unter den realen
politischen Bedingungen wurden ihre Werke aber zugleich auch zu
Agitations- und Propagandamedien. Losungen wie "Kunst in die
Produktion" vermitteln das Bild eines dynamischen Aufbruchs,
der die historische Trennung zwischen Kunst und Leben aufhob und
die künstlerische Arbeit verstärkt auf die Gestaltung
von Grafiken, Plakaten, Dekorationsstoffen oder Porzellangeschirr
ausdehnte. Ihre Produzenten verstanden diese Objekte ausdrücklich
nicht als autonome Kunstwerke, sondern als Modelle und Entwürfe
einer neuen Welt. Wie keine andere Gattung war das Theater dazu
geeignet, die Vision von einer Synthese der Künste zu verwirklichen.
Nicht zuletzt auf Grund der starken Verbundenheit der Russen mit
dem Theater kamen fast alle Künstler der Avantgarde mit ihm
in Berührung. Eine zentrale Ausdrucksform der neuen Revolutionskunst
war das Plakat, bei dem eine scharfe polemische Trennung in Freund
und Feind vorgenommen wurde. Plakate erzielten manchmal geradezu
agitatorische Massenwirksamkeit.
Alexander Alexandrowitsch Deineka ist Maler und Graphiker, er arbeitet
als Illustrator für verschiedene Zeitschriften. El Lissitzky
war gemeinsam mit Tschaschnik und Suetin Mitglied von UNOWIS, einer
Gruppe suprematistscher Künstler. Weltruhm erlangte er mit
seinen typographischen und architektonischen Entwürfen, die
auch in der Ausstellung zu sehen sind. Pawel Filonow zählt
zu den Meistern der analytischen Kunst, deren Prinzipien er im Aufsatz
"Kanon und Gesetz" darlegt. Pjotr Stephanowitsch Galadzhew
ist in erster Linie als Künstlerfür Film und Fernsehen
bekannt. Die von ihm vertretenen künstlerischen Genres erstrecken
sich von der Skizze, der Malerei bis hin zu grafischen Kompositionen
und Collagen. Anna Leporskaja ist Schülerin von Malewitsch
und arbeitet eng mit ihm zusammen. Gemeinsam mit ihm entwirft sie
die koloristische Ausstattung des Theaters der Musikalischen Komödie
des Staatlichen Volkshauses in Leningard. Kasimir Malewitsch erlangt
Weltruhm als Hauptwegbereiter des Suprematismus. In der Ausstellung
zu sehen sind kleinformatige suprematistische Zeichnungen sowie
eine Papierarbeit im Stil des Alogismus (eine Art frühem Analogin
zu Dada).
Von Alexander Rodtschenko zeigen wir r äumliche Konstruktionen
aus der Serie der gleichartigen Formen. In der Geschichte der Russischen
Avantgarde gehören diese räumliche Konstruktionen von
Rodtschenko zu den bemerkenswertesten Ereignissen. Der Künstler
schaffte vollkommenabstrakte räumliche Bilder, ent-deckte ein
wichtiges Element im schöpferischen Prozess ? den erfinderischen
Geist ? und betonte den Stellenwert von Konstruktivismus, Struktur
und Technologie in künstlerischen Arbeiten des 20. Jahrhunderts.
Die "gleichartigen Formen" sind zuweilen aus Prinzip stan-dardmäßig,
modulhaft ausgewählt. Manchmal sind es langgestreckte Holz-leisten
in unterschiedlicher Länge.
Rodtschenko zeigte, daß die Gesetze der strukturellen Organi-sation
des Mate-rials universal sind. Zwar sind diese Strukturen primitiv
wie die prähistorischen Anlagen von Stonehenge, aber ihre Einfachheit
und Elementarität resultieren aus den ästhetischen Prinzipien
des Künstlers, der seine Ideen mit minimalen Mit-teln umzusetzen
ver-stand. Rodtschenko war auf dem Gipfel, an der Grenze der Elementarität
in Bezug auf die vom Künstler verwendeten Formen und Möglichkeiten.
Er führte jede einzelne Komposition auf das Niveau des Formenorganisationsgesetzes
zu-rück. Und eben diese Offenheit und Klarheit macht sie auch
heute noch interessant. Nikolai Sokolow, der zu den Pionieren der
russichen Architektur zählt, schafft auch Umschlagentwürfe
und Plakate von großer Intensität, die in der Ausstellung
zu sehen sind. Georgi und Wladimir Stenberg arbeiten u.a. an zahlreichen
Bühnenbildern und Kostümen für Tairoffs Kammertheater,
z.B. Brechts "Dreigroschenoper". Auch Nikolai Michailowitsch
Suetin arbeitet in verschiedensten künstlerischen Bereichen,
zusammen mit Tschaschnik entwirft er Porzellan, das sehr erfolgreich
ausgestellt wird. In der Ausstellung zeigen wir seine suprematistischen
Papierarbeiten. Ilja Grigorjewitsch Tschaschnik arbeitet an verschiedenen
Projekten, an architektonischen Modellen, Porzellanmalerei, Reklame.
Wir zeigen ein suprematistisches Architekton.
Nadezha Udalzowas ist Mitglied der Künstlergemeinschaft Suprematismus.
In der Ausstellung zu sehen sind ihre dekorativen suprematistischen
Kompositionen.
In weiteren Räumlichkeiten des AVA-Hofs in der Griesgasse
2 zeigen wir weiters zwei Einzelausstellungen der jungen Salzburger
Künstler ULRIKE LIENBACHER und CHRISTIAN SCHWARZWALD, die von
der Galerie Krinzinger vertreten werden und international bereits
große Beachtung finden konnten.Wie im vergangenen Jahr haben
wir auch heuer wieder ein Sammlerkabinett zusammengestellt. Arbeiten
der folgenden Künstler der Galerie sind zu sehen:
SIEGFRIED ANZINGER, STEPHAN BALKENHOL, GÜNTER BRUS, IRENE
DAPUNT, WIM DELVOYE, LUDWIG GERSTACKER, MARIE-LUISE LEBSCHIK, INGEBORG
LÜSCHER, ALOIS MOSBACHER, HERMANN NITSCH, MERET OPPENHEIM,
RAYMOND PETTIBON, ARNULF RAINER, EVA SCHLEGEL, HUBERT SCHMALIX,
RUDOLF SCHWARZKOGLER, GAVIN TURK, KEITH TYSON, MARTIN WALDE, FRANZ
WEST und ERWIN WURMAuf Anfrage stellen wir gerne Bildmaterial zur
Verfügung.
Die Galerie in Wien ist im August geschlossen. Im September eröffnen
wir mit einer großen Einzelausstellung (alle Räume) von
JONATHAN MEESE.
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