
Eva Schlegel
O.T (Spiegelskulptur), 2009
Fliegen und Fallen ist das Leitmotiv der Einzelausstellung von Eva Schlegel in der Galerie Krinzinger.
Zeitgleich zu ihrer Personale »In Between« im Wiener Museum für Angewandte Kunst, nähert sich die
Künstlerin dem Thema von mehreren Perspektiven. In den letzten Jahren hat sie sich eindringlich mit der
Thematik beschäftigt und zahlreiche Arbeiten dazu umgesetzt. In verschiedenen Werkstoffen hat sie sich
dabei am gegensätzlichen Paar versucht, das in der Ausstellung mit zusätzlichen Referenzmaterialien
unterlegt ist.
Als Metaphern für Erfolg und Scheitern verweist das Thema auf zutiefst menschliche Situationen,
die in Schlegels künstlerischer Praxis eng beisammen liegen, sich geradezu bedingen: so birgt jede
Konfrontation mit dem eigenen Scheitern auch die Chance, neue Ideen und Perspektiven für sich zu
eröffnen und neue Kreativität freizusetzen.
Ein großer Ballon in der Ausstellung ist eine recht prägnante Referenz auf die MAK-Ausstellung.
Während er in seiner Körperlichkeit und Größe dominierend ist, spielt er auch auf den Punkt als kleinstes
bildgebendes Element in der digitalen Bildwelt an, der - ähnlich Atomen in Objekten - in entsprechender
Anordnung Bildinformationen konstituiert. Ein weißer Ball greift ebenso das Thema des Fliegens auf,
spielt mit dem Losgelöst-Sein, dem Davonschweben, aber birgt auch das Risiko in sich, zu zerplatzen.
Joseph Kittinger nahm in den 50er Jahren an zahlreichen Experimenten der US Air Force teil, die
erforschten, wie sich Höhe auf den menschlichen Körper auswirkt - zu einer Zeit, als es noch keine
bemannte Raumfahrt gab. Als sogenannter »First man in Space« hält er seit 1960 den Rekord im
freien Fall mit 31.332 Metern (er überquerte 1984 auch als erster den Atlantik mit einem Gasballon),
ein Fallschirmsprung von 4 Minuten und 36 Sekunden bei bis zu 988 km/h, der damals als »Absprung
vom Rand der Welt« beschrieben wurde. Der Himmel, schön und bedrohlich zugleich, begegnet
dem Betrachter in Eva Schlegels Wolkenbildern wieder. Die großformatigen Siebdrucke sind auf Blei
gedruckt, einem Material das gleichzeitig extrem schwer und weich ist und das man genauso wie die
Motivik des Schwebens zwischen Himmel und Erde auf die Polarität des Scheiterns und Gelingens
umlegen kann.
Einen Eindruck des Ephemeren und Flüchtigen bietet ein Raum mit Spiegeltischen. Hier wird der Raum
perpetuiert und aufgelöst, in der Fragmentierung des Raumes ist der Boden nicht mehr konkret fassbar
– die Wahrnehmung wird auf die Probe gestellt. Diese Ungewissheit spiegelt auch jene des Fallens und
Fliegens wieder. Der Betrachter befindet sich nun selbst »In Between«, zwischen Boden und Decke, im
freien Raum, der nicht fassbar ist – dazwischen.
Eva Schlegel wurde 1960 in Hall in Tirol geboren und lebt und arbeitet in Wien. Sie arbeitet seit 1987 mit
der Galerie Krinzinger, wo ihre letzte Ausstellung im Sommer 2009 eröffnet wurde. Ihre Ausstellung »In
Between« ist bis 1. Mai 2011 in der MAK-Säulenhalle zu sehen. 2011 kuratiert sie den österreichischen
Beitrag zur Biennale in Venedig.
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