Im Denken und Arbeiten von Zenita Komad steht nicht allein sie selbst als Künstlerin im Mittelpunkt, sondern mit
Zenita City hat sie um sich herum eine parallele Lebenswelt aufgebaut, die in den letzten Jahren zu Zenita Galaxy
angewachsen ist und sich allmählich zu Zenita Universe ausdehnt – einem Kosmos, der neben ihrem Werk auch
ein wachsendes Netz an Menschen beherbergt, die Bewohner – Empfänger, Übermittler und Mitwirkende. Auch
Komads Werke sind Bewohner, sind abgelöste, selbstständige Objekte, beseelte Wesenheiten mit ausgeprägten
Individualitäten, die sich mit der Zeit und miteinander weiterentwickeln und verwandeln. „Obwohl Komad
einerseits sich mit ihren reinen Schriftbildern der alles Körperliche und Materielle ausschließenden Abstraktion
der Konzeptkunst annähert, sind andererseits die meisten Bildträger Materialisierungen des malerischen und
skulpturellen Metiers“ (Peter Gorsen, Zenita Komad, Opus IV. Selected Works).
Die Kleider, die Komad ihnen auf den Rahmenleib schneidert, haben dabei ebenso identitätsstiftende wie
-verändernde Kraft. Sie legen sich über die Unmittelbarkeit von Glaubenssätzen und fungieren als partielle
Vorhänge der Rätsel. Dieser Rest Privatsphäre der Kunst bleibt auch dann erhalten, wenn sich mit der Ausstellung
Zenita Universe der rechte Flügel der Galerie Krinzinger zu einem überdimensionalen Kleiderschrank öffnet.
Der Kleiderschrank als Versteck, als intimer Ort des Verbergens, des Heimlichen und Konspirativen. Hier fällt
die Entscheidung zwischen verschiedenen Kleidern, die sich jeweils zwischen das verborgene Wesen und
dessen Wirkung legen, die das Innere dem Äußeren vermitteln und umgekehrt. In diesem Sinne dienen auch
Lippenstift, Chanel No.5 und Beautycase dazu, Masken aufzulegen, die im Alltag verhüllen und schützen, Pinsel
und Puderquaste tragen der Haut einen Schutzzauber auf. Gemeinsam mit ihnen wacht die Harpyie mit ewig
geöffnetem Auge über die Bewohner von Zenita Universe, verbannt den Schmerz als Quelle von künstlerischer
Produktivität. Auf dem Weg in den linken Galerieflügel sammelt sich aus göttlicher Quelle hilfreiche Kraft, auf dem
Taschenrechner quersummiert zur Unendlichkeit. Dahinter, im linken Flügel, öffnet sich ein Umkleideraum als
der Ort, an dem die Kleidung abgelegt wird, so dass das Selbst darunter wieder in seiner Ursprünglichkeit zum
Vorschein kommt. Ein Instrument der Läuterung bildet sich hier in der Waschmaschine ab, die mit den im Raum
verteilten Würfeln das Prinzip des Zu-falls teilt als das ewig reinigende Prinzip. Das Umkleidezimmer als ein Ort des
Zu-sich-selbst-Kommens und der Wesentlichwerdung stellt den Kontakt her mit der eigenen Aufmerksamkeit und
mit anderen Bewohnern von Zenita Universe, die als Autorenschaft im Bücherregal versammelt sind.
Zenita Komad ist eine energiegeladene Werktätige, in deren Produktionsstätte die Hochöfen brodeln. „Am
‚vielleicht’, der inhaltlichen Unbestimmtheit und Offenheit ihrer Konstrukte, kann man sich Komads Eigenart gut
merken“ (Peter Gorsen, Zenita Komad, Opus IV. Selected Works).
Zenita Komad, geboren 1980, war in den letzten Jahren mit Einzelausstellungen u. a. in der Galerie Suzanne
Tarasiève, Paris (2006), in der Regina Galerie, Moskau (2006) und bei Krinzinger Projekte (2003) vertreten. Beteiligt
an Gruppenausstellungen war sie u. a. im Kunsthaus Graz (2006), in der Kunsthalle Wien (Lebt und Arbeitet in
Wien II, 2005, und Superstars, 2006). 2004/2005 verbrachte sie ein artist-in-residence Stipendium in der Villa
Concordia in Bamberg, 2007 erhielt sie das MAK - Schindler Stipendium in Los Angeles.

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