1722 schrieb Bach die Partitur zu »Suite française«. Diese Suite vereint Anklänge aus Menuett und Hoftanz
sowie Gavotte, Boiree und Volkstanz. Die Idee einer Verstrickung von Besonderem versuchen auch die beiden
Kuratoren Corentin Hamel und Steven Guermeur in ihrer Ausstellung. Zeitgenössische Kunst verwehrt sich, zumindest in der Theorie, gegen die Idee nationaler Schulen. Auch die zunehmende
Reisebereitschaft von Künstlern, Kuratoren, Galeristen und Verantwortlichen für Museen, sowie die
immer häufiger stattfindenden Kunstmessen, Biennalen und andere groß angelegte internationale Ausstellungen,
wie auch Austauschprogramme, tragen dazu bei.
Die Idee der nationalen Schule ist verbunden mit der Idee der Akademie, die von der Moderne und besonders
der Postmoderne abgelehnt wird. Der Kunstmarkt versucht, trotz der vermeintlichen Überwindung von Nationalismen
durch den internationalen Handel und der dadurch zu erwartenden Globalisierung, die Promotion von
chinesischer, indischer und russischer Kunst als nationale Kunstphänomene.
Und so versuchen die Kuratoren entgegen der Internationalisierung der Künstler einerseits und entgegen einer
nationalen Idee von französischer Kunst andererseits eine Ausstellung zu präsentieren, die die unterschiedlichsten
Positionen zu einem Potpourri vermischt, das einen Geschmack darauf geben kann, wie vielfältig die französische
Szene ist.
Kader Attia zeigt die Installation »Emptiness/Fullness (Ghost)«, in der Frauen beim Beten dargestellt sind.
Fabrice Hyber präsentiert seine »peintures homéopathiques«, eine Anhäufung von Zeichnungen und anderen
Materialien auf Leinwand, die auf realisierteWerke verweisen. Guillaume Leblon stellt zwei Versionen von »Rites
à intervalles réguliers« aus: zwei Wäscheleinen (eine vertikal, die andere horizontal), auf denen monochrome
und bunte Papierzettel hängen. Die Rauminstallation »La ligne blanche« von Claude Lévêque wiederum besteht
aus einem rauen Holzboden, sowie einer Neonröhre und dem im Hintergrund spielenden Chanson »Tombe la
neige« und spielt mit den Begriffen Minimal Art und Banalität. Ebenfalls zu sehen sein wird ein Querschnitt der
Arbeiten der letzten 10 Jahre von Mathieu Mercier. Florentine und Alexandre Lamarche-Ovize arbeiten seit
2006 zusammen und präsentieren unter anderem »Blocked Images«, eine Serie von sieben Plakaten. Bruno
Peinados »Sans Titre California’s System Game Over« besteht aus strengen geometrischen Kisten - perfekt
gemacht, aber trotzdem verbeult. Morgane Tschiember verhandelt in ihren Arbeiten ihr ikonoklastisches Verhältnis
zum Körper, zum Organischen oder vielmehr zur Verwendung von Organischem in der Kunst. Fabien
Verschaere zeichnet aufreizende Figuren mit kindlichen Zügen. Ihre Stärke beziehen Verschaeres Arbeiten dabei
aus einer Verstrickung mit mythologischen afrikanischen Erzählungen, Hip Hop und Märchen.
Kader Attia, geboren 1970 in Dugny, lebt und arbeitet in Paris
Fabrice Hyber, geboren 1961 in Lucun, lebt und arbeitet in Paris
Florentine et Alexandre Lamarche-Ovize, geboren 1978 und 1980 in Paris,
leben und arbeiten in Paris
Guillaume Leblon, geboren 1971 in Lille, lebt und arbeitet in Paris
Claude Lévêque, geboren 1953 in Nevers, lebt und arbeitet in Montreuil
Mathieu Mercier, geboren 1970 in Conflans-Sainte-Honorine, lebt in Paris
Bruno Peinado, geboren 1970 in Montpellier, lebt und arbeitet in Douarnenez
Morgane Tschiember, geboren 1976 in Brest, lebt und arbeitet in Paris
Fabien Verschaere, geboren 1975 in Paris, lebt und arbeitet in Paris
Kuratiert von Corentin Hamel und Steven Guermeur.
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