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Revange on Realism

"the fictitious moment in current Polish art"


  KRINZINGER PROJEKTE
  05.03. - 23.04.2005

 

Vernissage: am Freitag, dem 4. März 2005, um 19:00 Uhr


Michal Budny, Igor Krenz, Zbigniew Libera, Bartek Materka,
Mochalska & Blachut, Zbigniew Rogalski, Szymon Roginski
Kuratiert von Severin Dünser in Zusammenarbeit mit der
Galerie Raster, Warschau

Die gesellschaftliche Realität Polens erschließt sich zwischen den beiden Eckpfeilern Sozialismus und Kapitalismus. Die Werbung ist im Straßenbild Warschaus allgegenwärtig - erst Anfang der 90er Jahre aufgekommen, bot sie als neues Medium Beschäftigung für Kreative, darunter auch viele Künstler. Für junge, zeitgenössische Kunst ist der Markt nach wie vor zu klein, um den Künstlern den Lebensunterhalt zu sichern (mit Ausnahme einiger mittlerweile international agierender Künstler). Das geschaffene Spannungsfeld zwischen Kunst und Werbung, Mediendarstellung und Wirklichkeit, schafft Raum für Untersuchungen auf einer Metaebene.

Die Herangehensweisen sind verschieden: Auf der einen Seite wird die reale, banale Welt des Alltäglichen in Kunstwerke übersetzt, das mit einem Reflektieren des dabei verwendeten Mediums einhergeht. Bei Michal Budny sind das Mobiltelefone, Bücher oder auch Häuser, die er mit billigem Verbrauchsmaterial skulptural nachbildet. Auch Igor Krenz thematisiert sein Medium und dessen Glaubwürdigkeit, wenn er etwa eine Flasche am Rand des Videobilds zerschellen lässt (Only the left side of the screen exists) oder feststellt, Feuer sei besser als Scheren, nachdem er diesbezüglich Versuche angestellt hat. Zbigniew Rogalski geht es um das Hinterfragen der Malerei, wenn er den Künstler beim Herstellen von Geld mittels Pinsel und Farbe darstellt. In weiterer Folge geht es auch um das Abbild, wenn er Szenen malt, die zwischen Abstraktion und Realismus schwanken (etwa bei Zbylina, in der er sich in enger Verschränkung mit seiner Freundin malt - erkennbar ist nur ein Knödel aus verschiedenen Körperteilen). Szymon Roginski arbeitet mit Fotografie – es sind irreal wirkende Abbildungen, vor allem durch die Beleuchtung verursacht: Roginski benutzt die Scheinwerfer seines Autos, um Unorte zu inszenieren und zu stilisieren. Zbigniew Libera wiederum arbeitet mit der scheinbaren Objektivität des Mediums Fotografie, wenn er historische, negativ konnotierte Fotos nachstellt und sie positiv besetzt (Positives). Ebenfalls interessant ist die Serie der Masters, in der er Artikel über ihm wichtige polnischer Künstler schreiben ließ und sie im Layout der großen polnischen Zeitungen setzte und veröffentlichte. Bartek Materka malt mittels einer Metaebene, die das Dargestellte nochmals wiederholt – zum Beispiel setzt er Infrastrukturen in Form von Buchstaben, als bildgewordene Information um, oder er malt das Fernsehbild samt Störungen nach. Honorata Mochalska und Andrzej Blachut arbeiten mit einem erweiterten Skulpturbegriff. Ihre Gipsskulpturen inszenieren Sie mittels Fotografien, geben ihnen ein Eigenleben das ihren Objektstatus relativiert. Andererseits kehren sie das Spiel auch um, wenn Sie den Betrachter auf einen Sockel heben und zum Ausstellungsobjekt machen.