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Erik van Lieshout

"Tessa"


  KRINZINGER PROJEKTE
  25.05. - verlängert bis 30. Juni 2004

 

Vernissage: am Dienstag, dem 25. Mai 2004, um 19:00 Uhr
Erik van Lieshout ist anwesend.


Tessa ist der Name einer Chinesin, die Erik van Lieshout während eines Auslandsstipendiums in Xiamen, China, kennengelernt hat. In den 3 Monaten dort wollte Van Lieshout eigentlich einen Kung-Fu-Film drehen, als er allerdings in einem Kentucky Fried Chicken von der 20-jährigen Tessa angesprochen wurde, kam alles erst mal ganz anders. Auf ihr Bitten hin, ihr doch Englisch beizubringen, begann er sie zu unterrichten. Es wurden bald mehr und mehr Frauen die sich dem Kurs anschlossen, und aus dem Englischkurs entstand eine kleine Frauenbewegung.  

Als Erik van Lieshout nach China ging um seinen Film zu drehen nahm er eigentlich an, die Frauen dort wären bewandert in Kampfsportarten. Doch die Position der Frau in China erwies sich generell als eine sehr schwache innerhalb der Gesellschaft - die Frauen denen er Englisch beibrachte warteten eigentlich nur auf einen Mann, und bereiteten sich auf das Eheleben vor. Und so beschloss Van Lieshout, die ursprüngliche Idee für seinen Film im Kopf,  den Frauen selbst  Kampfsport beizubringen. Er übte Tai-Chi mit ihnen, später Tae-Kwon-Do, dann Kung-Fu und Schwertkämpfe. Schliesslich ging er mit ihnen in die Öffentlichkeit und performte mit der Gruppe, deren Selbstwertgefühl er über die Zeit aufbauen hatte können.
Nach den 3 Monaten in China (Dezember – März 2004)  brachte es Van Lieshout auf eine stattliche Filmmaterialansammlung, da er die Aktivitäten hinsichtlich seines Films mit der Kamera dokumentiert hatte. Er stand nun vor dem Problem dieses Material auch zu verwerten, und musste sich zuerst einmal einen Überlblick verschaffen. Wenn normalerweise ein Film gemacht wird, sind es die Storyboards die zuerst einmal angefertigt werden, und nach denen dann der Film geschossen wird. Weil Van Lieshout nun aber sein Konzept für einen Kung-Fu-Film aufgeben musste, und auf einem Haufen Filmmaterial saß, ging er den umgekehrten Weg. Er zeichnete die Storyboards nach dem Drehen des Materials, auch um das Geschehene zu verinnerlichen. Über seine Erinnerungen entstanden also zunächst Zeichnungen, die Van Lieshouts unmittelbaren Blick auf die Vorgänge in China zum Vorschein brachten. Diese Zeichnungen dienten dann als Basis um eine Essenz aus dem Material zu gewinnen – den eigentlichen Film.

In der Ausstellung werden sowohl die Zeichnungen gezeigt, wie auch der Film selbst, der in eine eigens dafür gefertigte Installation buchstäblich „eingebettet“ ist.

Erik Van Lieshout wurde 1968 in Deurne, Niederlande, geboren und lebt und arbeitet in Rotterdam.  Unter anderem waren seine Arbeiten 2003 auf der Biennale in Venedig zu sehen, wie auch schon 2002 in der Ausstellung „Politically Correct? Dutch!“ bei Krinzinger Projekte. Bekannt wurde er vor allem durch seine Zeichnungen, die mit einem trashigen, karikaturhaften Stil das politisch Korrekte, den guten Geschmack wie auch Stereotypen untergraben. Seine Zeichnungen gehen oft mit Installationen einher, die den Zeichnungen in ihrer Trashigkeit  kaum nachstehen, meist aber eine praktische Funktion besitzen, oder auch als Präsentationsrahmen für seine Videos dienen.