Die fünfte Einzelausstellung des ungarischen Künstlers
in unserer Wiener Galerie seit 1989 zeigt völlig neue und überraschende
Malerei: Porträts"! Ákos Birkás ist
in seinen Arbeiten von den bekannten abstrakten ovalen Köpfen",
mit denen er sich fast 20 Jahre beschäftigt hat, zu realistischen
Bildern übergegangen.
Ákos Birkás: Meine Malerei zu ändern
war eben eine Entscheidung mit einem gewissen Risiko. ...
Etwa vor zwei Jahren kam mir der Gedanke, daß ich mich mit
den Personen beschäftigen könnte, die mich interessieren,
anstatt zu einer abstrakten Form "Kopf" zu sagen. Natürlich
fand ich den Gedanken zuerst trivial. Ich hatte noch vieles mit
den "Köpfen" vor. Doch aus der Idee, mich nicht mehr
mit diesem "Ich" sondern mit anderen Personen zu beschäftigen,
besser gesagt, mit Beziehungen, die mich im Leben am meisten interessieren,
wurde eine zu starke Faszination. ...
Ich arbeite auf der Basis von Fotografien, die ich selbst mache.
...
Es geht mir dabei nicht darum, aus zwei verschiedenen Hälften
ein ganzes Gesicht zu machen, sondern darum, daß ein Gesicht
über dem anderen liegt, oder eine Person hinter einer anderen
steht. Ich will ja nie eine Einheit der zwei Personen. Wichtig ist,
daß sie als zwei Individuen wahrgenommen werden. Deshalb auch
die Distanz zwischen den zwei Bildtafeln. Und deswegen die großen
Formate, denn viele Unterschiede zwischen den zwei Gesichtern würden
sich im kleinem Format verlieren. ...
Wo ist die Grenze in der Wahrnehmung als zwei Gesicher oder als
eins? Normalerweise tendiert man stark dazu, eine Einheit herzustellen.
...
Jedenfalls ist die Wahrnehmungsschwelle zwischen einer oder zwei
Personen in den Bildern ein wichtiges und belebendes Spannungsmoment.
Aber der Punkt ist eben, daß es kein Porträt ist; zwischen
den beiden dargestellten Personen gibt es keinen porträthaften
Zusammenhang. ...
Ich bereite mit Fotos vor, setze 20 Fotos zusammen, sie wirken beliebig,
doch das 21. leuchtet auf, es ist ein Bild! Aber kein Porträt.
Keine Verschmelzung, auch keine Nebeneinanderstellung, ein Bild
eben."
Auszüge aus einem Gespräch von Ákos Birkás
und Friederike Kitschen: Ákos Birkás. Neue Bilder.
Kunstverein Ulm. Morat-Institut Freiburg. 2000.
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