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Yerbossyn Meldibekov und Nurbossyn Oris

Halluzination

  KNOLL GALERIE
 22.01. - 21.03.2009

 

Vernissage: am Mittwoch, den 21. Jänner 2009, um 19:00 Uhr


Die Brüder Meldibekov konzentrieren sich in ihren Arbeiten auf die Pointierung postkommunistischer Veränderungen im zentralasiatischen Raum. Sie zerstören die Kunst der Avantgarde wie „Kämpfer der Taliban“, und vollziehen in diesem anti-avantgardistischen Akt die Erschaffung einer neuen Avantgarde. Während die Wiener Aktionisten Blut und Harn verwenden, arbeiten die Brüder Meldibekov mit Asche, Feuer und verfaultem Fleisch und ähnlich wie die russischen Avantgardisten, die suprematistische Teller und Tassen erschufen, die die Hoffnung auf eine neue Welt symbolisierten.

Die Zeit hat gezeigt, dass die Kunst der Avantgarde eine Utopie war und ihre eigenartigen Teller nur verlorene Hoffnungen. Die Brüder Meldibekov nehmen diese bereits zu Grabe getragene idealistische Utopie der russischen Avantgarde, basierend auf Hoffnungen und der Suche nach neuen Ausdrucksformen, auf, und verarbeiten sie neu.

Yerbossyn Meldibekov zerstört Objekte der kommunistischen Zeit, formt sie entsprechend seinen eigenen Visionen des Avantgarde-Geschirrs, und gibt ihnen Neu-Alt-Namen.

In sein Blickfeld rückt unter anderem auch der höchste Gebirgszug der ehemaligen UdSSR, der Pamir. In den 1930er Jahren trug die höchste Bergspitze des Pamirs den Namen „Stalin-Spitze“, nach dem Tod Stalins wurde sie in die „Kommunismus Spitze“ umbenannt, und hat schließlich nachdem Fall der UdSSR den heutigen Namen „Somoi Spitze“ erhalten (Somoi: Währung Tadschikistans).

Das Objekt aus vier Pferdehufen, in klassischer Reiterstellung aufgestellt, einer der Hufe stützt eine Kanonenkugel, ist eine ironische Anspielung auf Donatellos Skulptur von Gattamelata. Meldibekov entweiht und modernisiert sie zu „Gattamelata in der Haut Dschingis Kahns“.

Nurbossyn Oris verwendet Asche und Feuer als zentrale Elemente seiner Werke. Der aufmerksame Zuschauer entdeckt eine enge Verwandtschaft zwischen den Werken Nurbossyns und Günter Uecker und der Künstlergruppe Zero. Statt Nägeln finden sich hier schwarze Asche und knorrig abgebrannte Streichhölzer.

In „Heiße Punkte“ – einem Projekt von Nurbossyn Oris – symbolisieren heiße Punkte. bestehend aus heißen, brennenden Streichhölzern, Kardiogramme, Schallwellen oder Kurven seismischer Aktivität. Eine heiße, brennende Metapher historischer Wege.

„Hindukusch“ ein Gebirge in Zentralafghanistanischen Raum, auf dem Buddha-Statuen gesprengt wurden; „Hindukusch“ aus dem Persischen übersetzt, heißt „erschlage den Hindu“; „Hindukusch“ eine Installation von Yerbossyn Meldibekov, aus us-amerikanischen Foliengeschirr für das Braten von Truthennen formt er die verschneiten Bergrücken des Hindukusch.

Im Andenken an den Schweizer Bildhauer Giacometti wurde das Werk „Kardinal“ gefertigt, statt klingender Bronze verwendet Yerbossyn Meldibekov jedoch ein auf blutigen Schlamm gestülptes Tierfell.

Die russische Avantgarde versuchte eine neue Welt zu erschaffen, die Brüder Meldibekov nehmen diese Fragmente der alt-neu kommunistischen Welt auf und verarbeiten sie.


Nurbossyn Oris, Deutsche Hoffnung, 2007, Stuhl, Streichhölzer, Asche, Feuer