SWITCH TO THE FAIR
Werke von Nives Widauer sind in der Zeit vom 21. – 24. April auf der viennAfair ausgestellt.
Nives Widauer, geb. 1965 in Basel, machte dort 1984 das Abitur
und beschäftigte sich im Studium über einige Semester
Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte mit jenen kulturellen
Bereichen, die bald zu Bezugsorten ihrer künstlerischen Arbeit
werden sollten. ....
Widauer ist immer an der Realisierung komplexer Installationen
unter Anwendung verschiedenster medialer Instrumentarien interessiert,
ein Schwerpunkt, der sie nicht zuletzt zu ihren Arbeiten für
das Theater führt, in dem sich auch ihr Interesse für
darstellende Kunst und Performance abbildet.
So haben Widauer früh die Konzepte und Aktionen von Ulay Abramovic
fasziniert, ohne dass sie sich selber handelnd in dieser Performance-Tradition
gesehen hätte, geht es ihr doch weniger um Aspekte des vielfach
individuell psychisch motivierten Herausarbeitens und Ausagierens
früher Prägungen oder gar Traumata, sondern vielmehr
um intuitive Bild(er)findungen aus Träumen und Tagphantasien,
die in einem speziellen Verhältnis zur ihrer Wirklichkeit(s-Dokumentation)
stehen. Die Frage der Trennung von Lebensalltag und Kunstproduktion
ist für Nives Widauer irrelevant, stehen doch innere und äußere
Welt, Traum und Realität in dauerndem Austausch.
Diese Schwerpunkte scheinen die Künstlerin geradezu für
das Theater, die Beschäftigung mit Bühnenbild und Video
zu prädestinieren, der sie sich seit Anfang der 90er Jahre
zunehmend widmet. So arbeitete sie unter der Ägide von Frank
Baumbauer mit Barbara Mundel und Veit Volkert in Basel an Projekten,
in denen sie die Videoprojektionen nutzt, um Metaebenen eines Textes
im Bühnenraum erfahrbar zu machen. Reale und assoziative Freiräume
werden geschaffen, in denen (Video-)Bilder den Horizont des gesamten
Geschehens erzeugen und die tradierte Grenze zwischen Bühnenraum
und Zuschauerraum bildnerisch aufbrechen. Diese Arbeit fand in
vielen Theaterprojekten ihre Fortsetzung, unter anderem am Burgtheater
in Wien. Auch die Grenzen zwischen künstlerischen Genres und
Tätigkeitsfeldern verwischen und Nives Widauer erarbeitet
gemeinsam u.a. mit SchaupielerInnen, AutorInnen oder WissenschaftlerInnen
Projekte in den unterschiedlichsten Kontexten und mit diversen
inhaltlichen Schwerpunkten. Zentral bleibt immer die Suche nach
der Erweiterung von Erfahrungsräumen. Oftmals verleihen ihre
Videos der Dimension Zeit räumliche Aspekte und es geht selten
darum, (akademisches) Wissen zu vermitteln, sondern eine Atmosphäre,
das innere Erfahren der Jetztzeit und damit des Lebens generell.
So stellt eines der jüngeren Projekte von Nives Widauer erneut
den Versuch dar, traditionell separierte Erfahrungs- und Forschungsbereiche
in einem mehrjährigen Projekt mit den unterschiedlichsten
Ausformungen in neuen künstlerischen und wissenschaftlichen
Formen zu kompilieren. Unter dem Titel "Meteoriten – was
von außen auf uns einstürzt" versammelte die Künstlerin über
viele Jahre Wissenschaftler, Dichter, Künstler für ein
Buch, das nun im April 2005 herauskommen wird und das den Ausgangspunkt
für eine Ausstellung bildet, in der naturwissenschaftliche
Forschung und künstlerische Produktionsdynamik in einer ungewohnten
Konstruktion zusammenfließen. Zum Buch entstanden im Laufe
der letzten drei Jahre Found Footage-Bildbearbeitungen, die als
sinnliche visuelle Antwort auf wissenschaftliche Denkmodelle zu
einem komplexen Vexierspiel der Künstlerin geworden sind.
.... "An den Rändern der Wahrnehmung spazieren gehen, und überprüfen,
ob alles so ist, wie es ist" lautet ein Arbeitsansatz von
Nives Widauer.
Die Arbeiten sind ein Balanceakt in mehrfacher Sicht: Zwischen
formalen, ästhetischen Gegensätzen - zwischen inhaltlichen
Gegensätzen - Angenehmem und Schrecklichem -, zwischen unserer
Welt und dem Weltall, zwischen Alltag und Fiktion, zwischen Mikro-
und Makrokosmos und nicht zuletzt zwischen unserer physischen wie
psychischen Innen- und Außenwelt.
Lioba Reddeker Jan. 2004
Veranstaltungen in unserer Galerie im Rahmen der Vienna Art Week:
Donnerstag, 21. April 2005, von 20 bis 24 Uhr:
Empfang in der Galerie,
Künstlerin Nives Widauer ist anwesend.
Samstag, 23. April 2005,
von 10 bis 12 Uhr: Galeriefrühstück
mit Lesung aus dem Buch "Meteoriten", Vlg. Niggli,
Hrsg. Nives Widauer, die Künstlerin ist anwesend.
Nives Widauer (Hrsg.)
Meteoriten – was von aussen auf uns einstürzt
Ein Lesebuch im Schnittpunkt von Wissenschaft und Kunst
Verlag Niggli
Erstpräsentaton des Buches am Mittwoch, den 13. 4. 2005, 19
Uhr,
im Naturhistorischen Museum Wien
ca. 300 Seiten, zahlreiche Abbildungen
17x24cm, Hardcover, deutsch
ca. Euro 49.–, ISBN 3-7212-0534-0
Neuerscheinung April 2005
.... "Meteoriten" verbindet Nives Widauers ungewöhnliche
Fotoarbeiten mit ganz unterschiedlichen, heterogenen Beiträgen
von 29 Autoren, darunter Gero Kurat, Sibylle Berg, Gernot und Hartmut
Böhme, Peter Sloterdijk, Ursula Pia Jauch, Sibylle Omlin,
Raphael Urweider und Andreas Okopenko, die sich literarisch, wissenschaftlich
und philosophisch mit den Fremdkörpern aus dem All auseinander
setzen..... |
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