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Marco Spitzar

(K)leben

 Galerie Ulrike Hrobsky
 11.03. - 23.04.2022

Eröffnung: Donnerstag, 10. März 2022 von 17 bis 20 Uhr
es gelten die aktuellen Covid-19/Corona Verordnungen!


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Nightblue, Sitzhöhe, 2022, Foto Marc Rogenmoser

„Wir kommen verklebt auf die Welt“ - Marco Spitzar

Marco Spitzar öffnet seinen Spielzeugkasten, die Uhu-Flasche und ein paar Farben, Bausteine seines Kosmos, die er überallhin mitnimmt, und spürt in seinen unablässigen Wiederholungen weiterhin naiv und kindlich den Fragen zur Dichte nach, dem Verkleben und Lösen, dem Uhuismus, den Verdichtungen und den zerfließenden Farben, golden schimmer nd, sinnlich verhärtet, Schicht auf Schicht, körperhaft. Philosophisch taktet Marco Spitzar seine Wiederholungen, spielt mit den Bausteinen seiner Welt. Ohne nachzudenken. Ein Spiel mit der Freiheit, mit kombinierten Variationen und Motiven. Dabei quillen Fluten von Bildmotiven hervor. Persönlich-biographische Geschichten und Narrative, oft in Kindheitsmustern angelegt, in denen verschiedene Zeitebenen ineinander verwoben sind. Die Verdichtung, das Komprimierte an sich, leistet der Uhu. Im Spiel inszeniert er seine Archive der Kindheit, Sedimente familienbiographischer Geschichten, die ihn in Tag- und Nachtträumen verfolgen. Seit Jahrzehnten wiederholt er sie, gräbt und wühlt darin, verdichtet, kombiniert, bannt sie auf Leinwand oder Papier, verklebt sie mit Uhu, lässt die Farben zerlaufen. Bilderfluten aus dem schier unerschöpflichen Archiv der Träume. Der Werkstoff UHU wird Schicht für Schicht aufgetragen zur Form. Dieser Prozess braucht durch das Erhärten viel Zeit. Es ist ein fortlaufender Prozess, den Spitzar täglich vorantreibt. So entstehen Luftbläschen und eine Struktur, die nicht vorhersehbar ist.

Das Ergebnis in den Fingern spielen zu lassen, evoziert sinnlichen Genuss. Spitzar hält sich künstlerisch-konzeptiv in dieser verklebten Welt auf, er folgt dem Interieur und bewegt sich in seinen Spielzimmern wie in Wunderkammern, in denen sich alles gegenseitig aufeinander bezieht und er seine Lebensthemen artikuliert. Seiner Kunst legt er eine Freiheit zugrunde, in der jede Bewegung sich von selbst entscheidet. Er folgt einer pulsierenden Leidenschaft, einer Sehnsucht, in diese Flüssigkeit, diesen Pool an Verklebtem einzutauchen, in die Archaik des Lebens. In seiner Kunst lebt Marco Spitzar ein verlängertes Verlangen, wie Max Lang einmal über ihn schrieb. Er lotet diese Welt immer wieder von den Rändern des Historischen und Gesellschaftlichen her aus und artikuliert seine Lebensthemen. Er verklebt die Themen ins lustvoll Weite, dorthin wo die Membranen sinnlich anschwellen.


(©: Kultur, Peter Niedermair, 2021)

*1964 in Osnabrück, in den 70er Jahren mit seinen Eltern nach Bludenz in Vorarlberg gezogen. Er besuchte die Kunstgewerbeschule in Graz und die Akademie der Bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse für Bildhauerei bei Bruno Gironcoli. Zwischen 1996 und 1998 zählen Aufenthalte in Senegal zu seinem Lebenslauf. Neben Ausstellungen als Organisator und Künstler arbeitete er als Berater und Creative Director für Werbeagenturen. 1999 gründete er die Agentur Spitzar mit Sitz in Vorarlberg. 2014 erfolgte dann die Trennung und Marco Spitzar gründete 2015 das „studio spitzar“. 2013 erfolgte der Neubeginn seiner Ausstellungstätigkeit.