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Tilmann Zahn /
Birgit Zinner

Konstruktionen

 Galerie Ulrike Hrobsky
 23.10. - 28.11.2015

Vernissage: Donnerstag, 22. Oktober 2015, 19.00 Uhr


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Ein Schwerpunkt der Galerie Hrobsky sind Objekt bzw. Skulptur aus Papier, die dreidimensional bzw. raumbezogen arbeiten. Zu diesem Thema wird einmal jährlich eine Ausstellung konzipiert. Sowohl Birgit Zinner (A) als auch Tilmann Zahn (D/CH) arbeiten mit Papier in ihrem Oeuvre. Linie der Zeichnung und Farbe der Malerei sind im und auf dem Papier gegeben und stellen somit ein Gesamtkunstwerk verschiedener Gattungen dar. Die zeitgenössische Kunst hat den Papierschnitt entdeckt. Niemals zuvor waren die Schneidekunst und das Material in dieser Form so präsent, übten Ausstellungen zu diesem Thema eine solche Faszination und Anziehung aus wie in den letzten Jahren , Papier war als das bevorzugte Material der Grafik bisher lediglich Bildgrund und Träger des Motivs. Nun ist das Erstaunen groß, was dieses Material zu leisten vermag.

Die Galerie Ulrike Hrobsky zeigt zwei großartige Beispiele in ihrer Ausstellung „KONSTRUKTIONEN“.

Tilmann Zahn, geboren 1966 in Osnabrück, lebt und arbeitet in Basel, sucht Orte auf, die andere meiden: Die schäbigen und unwirtlichen Rückseiten der glitzernden Konsumwelt. Zu Güterbahnhöfen, Industrieanlagen, Ladeplätzen für Lastautos führen seine Wege. Zu Orten, an denen Waren produziert und an denen Waren umgeschlagen werden, en gros und in Containern, denen der Schmutz der Reisen, der Schweiß der harten Arbeit anhaftet.

Die Technik seiner Arbeit, das Reißen des Papiers, ist für Zahn Teil eines komplexen Arbeitsprozesses, dem er das Material unterzieht: Körniges, nicht grundiertes Papier badet er in verdünntem Öl und bearbeitet es anschließend mit Graphit. Tilmann Zahn beschäftigt sich mit dem Phänomen der Vergänglichkeit, ihn faszinieren Prozesse von Entstehen und Verfallen, die selbst scheinbar dauerhafte Materialien, wie z.B. Eisen, im Lauf der Zeit in seine Bestandteile zersetzen.

Die Formen, die Zahn durch Reißen aus dem Papier herausarbeitet, spiegeln diese Faszination wieder. Sie sind abstrakt, rufen jedoch oft Assoziationen mit Gegenständen und Sujets hervor, die der Künstler auf seinen Streifzügen durch Industrieviertel und Randgebiete menschlicher Zivilisation vorgefunden hat. Sie erinnern an Maschinenteile oder komplexe architektonische Konstruktionen - Fundstücke oder gerüstartige Gebilde, deren ausgefranste Kanten und Patina ihre ursprüngliche Funktion nur mehr vage erahnen lassen und die Metamorphose zu neuem andeuten.

Die Künstlerin Birgit Zinner, geb. 1963 in Steyr, OÖ., lebt und arbeitet in Wien, beschäftigt sich in ihrem Werk mit der Raumwahrnehmung an sich.

Auf der Basis eines konzeptuell entwickelten Zuordnungssystems bestimmter Formen, Farben und Schichten organisiert sie komplexe Bild- Raum-Gefüge, die durch Überlagerungen von durchbrochenen und mit monochromen Binnenformen bemalten, statischen oder rotierenden Platten entstehen. Raum definiert sich hier nicht als etwas Gegebenes, sondern erschließt sich dem Betrachter auf dem Weg der allmählichen Durchdringung einer Abfolge von aneinandergelegten Raumschichten - Raum zeigt sich als etwas sich Veränderndes, als ein unter dem Faktor Zeit/Bewegung sich wandelndes Medium.

Mit ihrer Insistenz auf das Räumlich-Materielle kommentieren die Arbeiten Zinners eine im Fernseh- und Computerzeitalter intensivierte Auflösung des Dinghaften in der Zweidimensionalität des Bildschirms und weisen auf den Komplexitätsverlust solcher Repräsentationsweise hin. (Textauszug: Lucas Gehrmann, Edgar Landgraf)

Zinner: Die kontrastreiche Farbgebung folgt der Form oder bildet eigene Inhalte, wobei immer auch die Seitenflächen bemalt werden. Ich spreche von Bildobjekten, da es inhaltlich um Malerei geht, aber die strenge Form des Rahmens gesprengt wird. Dem folgend sind die frei stehenden Figuren für mich ebenso Bildobjekte wie die Arbeiten an der Wand. In der Ausstellung „Konstruktionen“ in der Galerie Hrobsky zeigt Zinner ausschließlich Arbeiten aus Papier und Karton, anderseits sie mit Holz (MdF-Platten), Plexiglas und manchmal auch Spiegel arbeitet.

Tilmann Zahn
Cali 1, 200 x 200 cm,
Bleistift, Graphit, Öl, gerissenes Papier
Foto: Tilmann Zahn

Birgit Zinner
Für Vernünftigeres, 2012,
106 x 65 cm, Tusche, Lack, Karton
Foto: Johannes Zinner
copyright: Bildrecht, Wien 2015