Wie bereits in den letzten Jahren wird das Papiermachermuseum Steyrermühl auch in
diesem Sommer wieder eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt Papierkunst zeigen.
Ausgangspunkt der Ausstellung mit dem Titel GE-RISSEN ist die Technik des „Reißens“,
welche den gemeinsamen Nenner in der Arbeit von Angela Glajcar (D) und Tilmann Zahn
(CH) bildet.
Das Reißen ist ein Vorgang, der besonders mit dem Material Papier in Zusammenhang
gebracht wird. Ohne besonderen Kraftaufwand lässt sich es aufgrund seiner besonderen
Faserstruktur durch Reißen zerteilen. Dabei entstehen unterschiedlich große Fragmente mit
unregelmäßigen Formen und charakteristischen Risskanten. Das Zerreißen unterstreicht die
Fragilität des Werkstoffes und hebt seine Schwäche und Vergänglichkeit hervor. Dass das
Reißen, welches als selbständige künstlerische Technik vergleichsweise selten eingesetzt
wird, auch großes ästhetisches Potential und vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten bergen,
veranschaulichen eindrucksvoll die Arbeiten von Angela Glajcar und Tilmann Zahn.
Seit 2003 arbeitet Angela Glajcar mit Papier. Für ihre meist frei im Raum schwebenden
Skulpturen verwendet die gelernte Bildhauerin industriell gefertigte Papiere in großen
Formaten. Diese bearbeitet sie durch Einreißen und Ausreißen von Kanten oder Stücken.
Aus zahlreichen hintereinander aufgehängten Bögen entstehen schließlich ihre
„Terforationen“ deren kompakte kubische Grundform durch die Ausrisse höhlenartig
aufgebrochen wird. Gekonnt spielt die Künstlerin mit den Gegensätzen von geometrischer
Klarheit und unregelmäßiger expressiver Rissform, Schwere und Leichtigkeit.
In ihrer jüngsten Arbeit „Arsis“ schuf die Künstlerin eine Installation aus meterlangen
Papierbahnen, die von der Decke abgehängt den gesamten Raum erobern. Nie vollkommen
statisch sondern immer leicht in Bewegung, entfalten Glajcars Installationen ihren
besonderen Reiz im wechselnden Spiel von Licht und Schatten, die sich in den Rissen im
Papier brechen.
Für GE-RISSEN wird die Künstlerin eine neue begehbare Arbeit aus weißem Papier
schaffen, die speziell auf die räumlichen Gegebenheiten des Ausstellungsraums im
Papiermachermuseum Steyrermühl Bezug nehmen wird.
Während Angela Glajcar als Ausgangsmaterial ihrer Skulpturen industriell gefertigtes Papier
einsetzt, bei dem ein Bogen in Form und Oberfläche dem anderen gleicht und erst durch den
Eingriff der Künstlerin – das Reißen - seine individuelle Form erhält, so weisen Tilmann
Zahns „Ölpapiere“ charakteristische Bearbeitungsspuren auf, die jeden Bogen Papier zum
Unikat machen.
Das Reißen ist für Zahn Teil eines komplexen Arbeitsprozesses, dem er das Material
unterzieht: Körniges, ungrundiertes Papier badet er in verdünnter Ölfarbe und bearbeitet es
anschließend mit Graphit.
Tilmann Zahn beschäftigt sich mit dem Phänomen der Vergänglichkeit, ihn faszinieren
Prozesse von Entstehen und Verfallen, die selbst ein scheinbar dauerhaftes Material wie
Eisen im Lauf der Zeit in seine Bestandteile zersetzen.
Die Formen, die Zahn durch Reißen aus dem Papier herausarbeitet, spiegeln diese
Faszination wieder. Sie sind abstrakt, rufen jedoch oft Assoziationen mit Gegenständen
hervor, die der Künstler auf seinen Streifzügen durch Industrieviertel und Randgebiete
menschlicher Zivilisation gefunden haben könnte. Sie erinnern an Werkzeuge oder
Maschinenteile - Fundstücke, deren ausgefranste Kanten und Patina ihre ursprüngliche
Funktion nur mehr vage erahnen lassen.
Seit 2007 arbeitet Zahn an einer neuen Gruppe großformatiger figurativer Arbeiten, die
komplexe architektonische Strukturen darstellen. Basierend auf fotografischen Vorlagen von
Orten und Gebäuden übersetzt der Künstler die Konstruktionen in zweidimensionale -
unglaublich filigrane - Papiergerüste. Ihrem ursprünglichen Kontext entnommen, freigestellt
und im Spannungsbogen zwischen Fläche und Tiefe angesiedelt, wirken auch diese
Strukturen wie Fragmente einer bewegten Zeit, deren Geschichte sie erzählen möchten.
TILMANN ZAHN BIOGRAFIE
1966
geboren in Osnabrück
seit ca. 1976
intensive Beschäftigung mit Malerei, später zusätzlich mit Fotografie
1986 - 1991
Musikhochschule Freiburg / Brsg.
seit 1992
Solo - Oboist im Sinfonieorchester Basel
AUSSTELLUNGEN
Einzelausstellungen
2008
Galerie C. Wichtendahl, Berlin
2007
Galerie Roland Aphold, Allschwil / Basel
Galerie Kunst im West, Zürich
Gruppenausstellungen:
2009
GE-RISSEN. Tilmann Zahn und Angela Glajcar, Papiermachermuseum Steyrermühl,
Österreich
2008
Galerie Roland Aphold, Allschwil / Basel
2007
Galerie Roland Aphold, Allschwil / Basel
2006
Galerie Roland Aphold, Allschwil / Basel
2005
Galerie Roland Aphold, Allschwil / Basel
Tilmann Zahn lebt und arbeitet in Basel (CH)
ANGELA GLAJCAR BIOGRAFIE
1970
geboren in Mainz
1991-1998
Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Prof. Tim
Scott
1996
Meisterschülerin
"Klassenpreis" Prof. Tim Scott, Nürnberg
1997
1. Platz "Druck und Zug" Klassenwettbewerb Dannerstiftung, Nürnberg
1998
"Werkstattpreis" Erich Hauser Kunststiftung, Rottweil
seit 1999
Lehraufträge Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Fachhochschule Mainz, Universität
Gießen, Universität Dortmund
1999 - 2000
"Astersteinstipendium" des Kultusministeriums Rheinland-Pfalz
2001
Arbeitsstipendium für die "9. Bildhauerinnen-Werkstatt Prösitz"
2001 - 2002
Projektstipendium "Korrespondenz im Raum" Bayerisches Kultusministerium
2002
ZONTA Kunstpreis, Mainz
2004
Vordemberge-Gildewart Stipendium
2005
Emy-Roeder-Preis 2005
2006
ZVAB-Phönix 2006, Kunstpreis für Nachwuchskünstler
2007/2008
Gastprofessur für Skulptur, Universität Gießen
Angela Glajcar lebt und arbeitet in Nieder-Olm bei Mainz.
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2009
c. wichtendahl. galerie, Berlin (E)
Papierwelten, Kunstverein Ludwigshafen (E)
Kunstverein Hof (E)
Altes Rathaus Ingelheim, Essenheimer Kunstverein
art KARLSRUHE, c. wichtendahl. galerie, Berlin
Art Bologna, Galeria Grossetti
GE-RISSEN. Tilmann Zahn und Angela Glajcar, Papiermachermuseum Steyrermühl,
Österreich
2008
inside – outside, Kunstverein Siegen (E)
art KARLSRUHE, c. wichtendahl. galerie (E)
Tänze im Raum, SWR Funkhaus Mainz (E)
Papier | Schatten, Stora Enso, Maxau (E)
secret mit Rosa M Hessling, galerie maurer, Frankfurt/M.
ART COLOGNE, Galerie Dorothea van der Koelen
Holland Paper Biennial 2008, CODA Museum, Apeldoorn/NL, Museum Rijswijk, Rijswijk /NL
Dialogue Poétique, Forum d' Art Franco-Allemand, Château de Vaudrémont
ART.FAIR 21 Köln, c. wichtendahl. galerie, Berlin
ART VERONA, Grossetti Arte Contemporanea, Mailand/I
2007
"Vordemberge-Gildewart Stipendiaten", Museum Wiesbaden und Kunstverein Wiesbaden
SWR Kultur im Foyer, Mainz (E)
Kunstverein Heidenheim (E)
ART.FAIR 21 Köln, c. wichtendahl. galerie, Berlin
SCHNITT/RISS, c. wichtendahl. galerie, Berlin
leichte - schwere, galerie maurer, Frankfurt/M. (E)
LISTE KÖLN, c. wichtendahl. galerie.
Städtische Galerie Wertingen
schwebend, Galerie Dorothea van der Koelen, Mainz
art KARLSRUHE, Galerie Dorothea van der Koelen
Faszination Papier, Kunstverein Nördlingen
Galerie von Waldenburg, Waldenburg (E)
2006
c. wichtendahl. galerie, Berlin (E)
Orangerie Schloss Charlottenburg, Berlin (E)
Galerie Haasner, Wiesbaden (E)
Kunstverein Trier (E)
Nassauische Sparkasse, Wiesbaden (E)
Galerie Upart, Neustadt (E)
ART COLOGNE, Galerie Dorothea van der Koelen
2005
art Karlsruhe, Galerie Haasner (E)
Emy-Roeder-Preis 2005, Kunstverein Ludwigshafen
Neuer Kunstverein Aschaffenburg
c. wichtendahl. galerie, Berlin (E)
Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin
2004
Kunstverein Friedberg (E)
"Gutsherrinnen", Potsdam u. Frauenmuseum Bonn
Kunstverein Essenheim
2003
Galerie Haasner, Wiesbaden (E)
Junge Rheinland-Pfälzer Künstlerinnen und Künstler
Emy-Roeder-Preis 2002, Ludwigshafen
Förderpreis der Stadt Mainz, Brückenturm Galerie
Ausstellung der Kandidatinnen und Kandidaten
2002
Bildhauerinnenwerkstatt Prösitz, Grimma
Schmiede Wettig, Nieder-Olm (E)
Kunstverein Speyer (E)
2001
Schloss Waldthausen, Mainz
Städtische Galerie Eichenmüller-Haus, Lemgo
2000
Galerie Tent, Koblenz (E)
Darmstädter Sezession
Haus Metternich, Koblenz (E)
Städtische Galerie Eichenmüller-Haus, Lemgo
Kunstverein Bad Dürkheim
Kunststiftung Erich Hauser, Rottweil
1998
Kunsthaus, Nürnberg
1996
Bildhauerzeichnungen Kunstverein Eisenturm, Mainz
E = Einzelausstellung
ARBEITEN IM PRIVATEN UND ÖFFENTLICHEN BESITZ (AUSWAHL)
Kunstsammlung SEB Bank, Frankfurt
Sammlung Würth, Künzelsau
Kunstsammlung des Landes Rheinland-Pfalz, Mainz
Kunstsammlung Sparkasse Rheinland-Pfalz, Mainz
Landesmuseum Mainz
Städtische Kunstsammlung Mainz
Städtische Kunstsammlung Mutterstadt
Städtische Kunstsammlung Rockenhausen
Kunstsammlung Stiftung Erich Hauser, Rottweil
Sammlung Erich Hauser, Rottweil
Sammlung Kunstforum Rottweil
Städtische Kunstsammlung Spaichingen
Kunstsammlung Nassauische Sparkasse, Wiesbaden
Städtische Kunstsammlung Wiesbaden
Angela Glajcar,
Arsis, 2009,
Installationsansicht Kunstraum Hüll,
Courtesy: the artists
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