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Maria Moser und Richard Jurtitsch

GUT GASTEIL
 26.08. - 29.10.2023

Eröffnung der Ausstellung Samstag, 26. August, 18 Uhr


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Der kraftvolle Pinsel- und Bürstenstrich prägt die energiegeladenen, großformatigen Bilder von Maria Moser.
Erkennbar sind industrielle Objekte, die mit ihrer klaren Form als Projektionsfläche für das malerische Geschehen mit Ölfarbe auf Leinwand fungieren. Der Werkstoff Eisen und sein Bearbeitungsprozess dient dabei als Impulsgeber und Assoziation, die Materie, die in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen doch immer das gleiche Material bleibt. Im übertragenen Sinne stehen sie damit für die Einheit des Seins – im Kleinen wie im Großen, wie die 1948 im oberösterreichischen Frankenberg geborene und dort auch arbeitende Maria Moser feststellt. Das Umfeld der väterlichen Schmiede mit den Werkzeugen und alten Werkstücken ist da immer präsent, aber es können sich durchaus auch die im Unterbewusstsein abgespeicherten landschaftlichen Eindrücke einer Reise nach Patagonien dazumischen und im intuitiven Malprozess einfließen.

Im Mittelpunkt jedes Bilds steht fast immer ein zentrales Motiv vor einem neutralen Hintergrund. Deutliche Kanten und geschwungene Wölbungen mit Licht- und Schattenkontrasten lassen die abstrakten Objekte als wuchtige, eher sachliche Gegenstände erscheinen. Im Kontrast dazu: die auf vielfältige Schattierungen von Rot, Schwarz, Weiß und Blau reduzierte Farbskala, aus der Maria Moser schöpft, und die in ihrer Intensität starke Gefühle wecken. Der körperliche Einsatz bildet in Maria Mosers groß dimensionierten Arbeiten eine sehr starke Komponente.

Die Auseinandersetzung mit dem Werkstoff und dem visuellen Geschehen bedeutet eine „Schlacht mit offenem Ausgang“, beschreibt sie diesen Vorgang, der für sie selbst immer wieder Überraschungen hervorbringe, was sich aus den im Unterbewusstsein gespeicherten Informationen auf der Leinwand manifestiere. Aus Chaos und kontrollierter Steuerung entspinnt sich der Dialog, in dem sich die Formen und der oft pastose Farbauftrag entwickeln, der mit Pigmenten, Asphalt und angetrockneten Farbtopfschichten eine zusätzliche plastische Dimension erzeugen.

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In gedämpften, zurückhaltenden Farben malt Richard Jurtitsch Orte und Räume, denen eine durchaus angenehme Melancholie innewohnt: Historische Brückenfragmente, Blicke aus dem Fenster oder von Tropfen überzogene Scheiben, neuerdings auch Blumenportraits mit in die Tiefe führenden Details. Seine Motive finden ihn und berühren ihn – und diese Berührung will er dem Betrachter weitergeben. Bilder von Richard Jurtitsch waren bereits beim full house zu sehen, nun zeigt er erstmals eine größere Auswahl bei der 3. Saisonausstellung am Gut Gasteil.

Wehende Vorhänge verwehren den Ausblick aus dem Zimmer, wecken Sehnsucht, öffnen der Phantasie aber auch Möglichkeiten. Übereinander gelegte Motive wirken wie mehrfach belichtete Fotos und die Tropfen auf der durchscheinenden Fläche lassen im unscharf erkennbaren Hintergrund nur erahnen, was sich dahinter verbergen mag. Neuerdings rückt Richard Jurtitsch auch Pfingstrosen und aufgeblühten Löwenzahn ins Zentrum seiner Betrachtung – und versucht der Blume durch eine möglichst sachliche Darstellung das Übermaß der Lieblichkeit zu nehmen. Seine vielteiligen Werkgruppen bearbeitet er jeweils nebeneinander, immer wieder gibt es neue Aspekte in jedem Themenkreis, die ihn noch interessieren.

Mit einer handwerklich-grafischen Ausbildung ausgestattet, hat sich der 1953 in Wien geborene Jurtitsch schließlich für die reine Malerei entschieden. Mit Ölfarbe auf Leinwand arbeitet er sich in klassischer Technik in vielen Schichten an seine Themen heran. Dabei dienen die zunächst gelegten Ebenen immer wieder dazu, auch maltechnische Risiken und Zufälle zuzulassen, die dann streng konzeptuell und realistisch in den oberen Schichten ergänzt und mehr oder weniger überdeckt werden. Sie werden zu sichtbar gemachten Relikte. Richard Jurtitschs Bilder drängen sich dem Betrachter in Bildmotiv und Farbigkeit nicht auf, sie wollen keine Geschichten erzählen, sondern sie bieten sich dem Betrachter mit ihrer harmonischen etwas nostalgischen Stimmung als Zufluchtsort in konfliktreichen Zeiten an.