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Christian Ludwig Attersee und Johanna Lehner (alias jackdevilart)

GUT GASTEIL
 24.06. - 20.08.2023

Eröffnung der Ausstellung Samstag, 24. Juni, 18 Uhr


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Poesie, Erotik und ein fantastisch-freudiger Farbenreichtum prägen das Bildwerk von Christian Ludwig Attersee. In seiner charakteristischen Verbindung von Malerei, Zeichnung und auch Text hat sich der künstlerisch stets eigenständig gebliebene Künstler seine „Attersee-Welt“ geschaffen, an der er unermüdlich weiterarbeitet. Jedes neue Werk ist wie ein Mosaikstein der Gesamtheit. Seit den Anfängen des Kunstprojekts von Charlotte und Johannes Seidl ist der vielseitige Künstler hier präsent und zeigt in der Sommerausstellung am Gut Gasteil eine persönliche Auswahl der ihm wichtigsten Bilder aus den vergangenen drei Jahren.

1940 in Pressburg geboren, in Oberösterreich und am namengebenden Attersee aufgewachsen, war Christian Ludwig Attersee dreimal Österreichischer Staatsmeister im Segeln, er betätigte sich als Musiker, Schriftsteller, Objektmacher, Designer, Bühnenbildner und Filmemacher – und nicht zuletzt als Maler und er geht auf Bildjagden, um das Leben zu erweitern und zu erneuern. Es gehe ihm, wie er sagt, „um tägliche Neuerfindungen der Welt und Musik und Sprache als Bilderzählung“. Seine Themen findet er im „großen Dreieck Mensch, Tier und Landschaft“ – und die stattet er lustvoll mit frivolen Details und manch verstecktem Rätselspiel aus.

Mit Titeln wie „Knabenbitte, wo Hasen laufen“, „Ein Teller Regen“ oder „Flötenflug mit Fragezeichen“ legt Attersee in seinen expressiv gegenständlichen Bildern die poetische Spur, die selbst wiederum Teil des Werks ist. Pralle Früchte, phallische Formen, zarte Rosen und Vöglein, da versinkt ein Schiff im Meer, dort sitzen die Knaben zwischen dahinrasenden Hasen und könnten sich gerade selbst in solche verwandeln, während der erotische Symbolgehalt der Flöte bei Attersee ganz unverblümt zu Tage tritt. Was dann weiterpassiert ist ein strategisches Spiel, wo die Schachfiguren den nächsten Zug nahelegen könnten... Attersee beflügelt die Fantasie des Betrachters.

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Zeichnen ist für die junge österreichisch-schweizerische Künstlerin Johanna Lehner eine unerschöpfliche Leidenschaft. Dabei rückt sie Details, die meist nicht beachtet oder einfach übersehen werden, in den Mittelpunkt ihrer Zeichnungen und möchte den Betrachter damit emotional berühren. Ihre Vorbilder und Inspiration findet sie in der Natur: Vor allem Kleintiere und Insekten.

Mit Bleistift oder sehr dünnem Fineliner auf hochwertigem Papier, meist in kleineren Formaten, zeichnet die 1994 in Linz geborene Künstlerin in Schwarz, Weiß und Grautönen. Als Vorlage dienen Fotografien, für die sie sich lange Zeit nimmt, um den richtigen Blickwinkel und ein ganz bestimmtes Arrangement zu finden. Schon dieser Prozess verändert die Wahrnehmung und Wertschätzung für die Natur. Mit Präzision und einer Hingabe zu den Details bis in kleinste Haarstrukturen setzt sie das Bild dann künstlerisch um und hebt jene Teile hervor, die ihr besonders wichtig sind: Das ist oft der Kopf und besonders die Augen, das kann aber auch eine ganz bestimmte Haltung oder Struktur der Körperhülle sein. Das gezeichnete Ergebnis ist so täuschend realistisch, dass zunächst oft – durchaus beabsichtigt – die Zeichnungen mit einem fotografischen Abbild verwechselt werden. Erst der nähere Blick zeigt die Individualität des künstlerischen Strichs und offenbart die Vielfalt der Natur und deren Perfektion auch in den kleinen Makeln.

Ein streng-stoisch blickender Leguan mit seiner gefalteten, in kleine Segmente unterteilten Panzerhaut, ein Mosquito, der elegant auf seinen sechs abgewinkelten Beinen, den durchscheinenden Flügeln und dem kleinen Körper in einer Momentaufnahme der Fortbewegung festgehalten wurde, eine Wespe auf dem Rücken liegend, zwei der sechs Beine überkreuzt und die verhältnismäßig großen schwarzen Augen in dem von einem feinen Haarflaum bedeckten Kopf, geöffnet, oder auch die ebenfalls am Rücken liegende Kakerlake mit den langen, leicht geschwungenen Fühlern und dem am Unterleib glänzenden Panzer, deren Beine in die Luft gestreckt sind - mit ihrem Fokus auf die scheinbar unscheinbaren Tiere öffnet Lehner eine neue Perspektive – und hält sie fest für die Ewigkeit.