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Lubomir Hnatovič

Malerei

Maria Temnitschka

Malerei

Eva Sarközi Pusztai

Objekte und Zeichnungen

so nah - so fremd

  GUT GASTEIL
 28.06. - 23.08.2009

Vernissage: am Samstag, den 27. Juni 2009, von 10:00 bis 22:00 Uhr


Lubomir Hnatovič Maria Temnitschka Eva Sarközi Pusztai

Die Projekte der Kunst in der Landschaft haben seit dem Saisonbeginn am Gut Gasteil Ende April weiteren Zuwachs bekommen. Auf dem 16 Hektar großen Areal lassen sich die abwechslungsreichen Objekte nun nach dem eigenen Rhythmus erwandern. Mit der zweiten Ausstellung des Jahres unter dem gemeinsamen Jahrestitel „so nah – so fremd“  präsentieren die Hausleute Charlotte und Johannes Seidl in der Galerie die Positionen dreier Künstler.   Landschaften aus unterschiedlichen Perspektiven zeigen Lubomir Hnatovič und Maria Temnitschka, während Eva Sarközi Pusztai die geometrische Form zu höchst sensiblen zwei- und dreidimensionalen Raumfiguren anordnet. Und das ganze Jahr wird am Gut Gasteil der 20. Geburtstag dieses künstlerischen Arbeits- und Ausstellungsraums gefeiert!

Lubomir Hnatovič
Grauen und Schrecken sind in Lubomirs Bildern durchgängig zu finden – bisweilen offensichtlicher, ein anderes Mal unterschwellig. Die Scheu davor hat der 1957 in der Slowakei geborene und 1980 nach Wien emigrierte Maler nie gekannt, ist die dunkle Seite doch Teil der Gesamtheit des Seins. Kein Zur-Schau-Stellen ist es, sondern eine Aufforderung zum Anteilnehmen, vermittelt durch intensive Einfühlungskraft. Im Stil orientierte sich Lubomir zunächst an den großen Vorbildern Goya, Velazquez und Ribera, später auch Francis Bacon, um schließlich zur eigenen ausdrucksstarken Bildsprache zu finden. Waren es bisher Vanitas-Stillleben und figurative Kompositionen, wie die aus der Fläche modellierten Portraits von Geisteskranken oder die schonungslose Darstellung von Ausschwitz-Opfern, so beschäftigt er sich nun mit Landschaften, die an die Weite und Kraft von William Turner erinnern. Doch sie entwickeln eine ganz eigene Kraft, die auch hier  eine Ahnung auf den Untergang wecken. Das bedrohlich Unheimliche bleibt selbst im idyllisch scheinenden Gebirgspanorama oder in der lieblichen Hügellandschaft präsent. Die Konstellation von Licht und Schatten deuten die Möglichkeit des Unheils an, zu dessen Eintreffen oder Ausbleiben der Betrachter seine ganz persönliche Geschichte finden kann.

Maria Temnitschka
Die versteckten, übersehenen Winkel der Stadt zieht Maria Temnitschka ins Blickfeld ihrer beinahe photorealistisch gemalten Werke: Industriebauten, Autobahnbrücken, Stiegenhäuser, Hinterhöfe. Ihr Betätigungsfeld sind vor allem Raumsituationen. Orte ohne oder mit reduzierter Aktivität, verlassen - nach Arbeitsschluss, nach Betriebsschluss, nach der Sperrstunde. Ein bisschen Tristesse, wie wir sie von Edward Hopper kennen. Die Fokussierung des Lichts trifft auf vordergründig banale Objekte der Konstellation: Betonblöcke, wie vergessen, unter der Autobahnbrücke, die Straßenbegrenzung mit Graffiti, ein abgestellter Kesselwaggon auf einem Industriegelände. Der Anknüpfungspunkt für die Erzählung liegt in der Unbestimmtheit des scheinbar willkürlich gewählten Ausschnitts des Lebens, der durch seine Ästhetik Aufmerksamkeit erregt. Dem Betrachter scheint die Komposition der Bilder vertraut, auch wenn die Perspektive häufig eine artifizielle ist, die eine akzentuierte Bildtiefe erzeugt. Die Folge ist eine eigenartige Sogwirkung: Man möchte hineingehen und weiterforschen, was hinter der nächsten Ecke ist, hinter der Mauer – und lässt seine Phantasie dieses Schritte tun.

Eva Sarközi Pusztai
Den Raum erschließt die in Ungarn geborene, in Wien lebende Eva Sarközi Pusztai in abstrakter Weise: Ihre zwei- und dreidimensionalen Werke gehen der Beziehung von Stillstand und Bewegung, Grenze und Erweiterung nach und regen zur behutsamen Interaktion an. Die beweglichen Skulpturen sind bevorzugt aus Eisenteilen gestaltet – gelötete, dünne Eisenstäbe und oxidierte Eisenplättchen. Die Feinheit des an sich massiven Materials verdeutlicht den filigranen Zustand der Welt, die streng geometrische Form die Reduktion auf das Wesentliche.  Durch geringfügige Einwirkungen von außen – ein Lufthauch, eine Schwingung des Bodens - wird die Ordnung allerdings in Bewegung versetzt, verändert ihre Gestalt unvorhersehbar und findet letztlich wieder zur Ruhe. Der Zwischenraum im Objekt erhält damit eine eigenständige Funktion – er verändert sich ebenso wie das Material selbst, wird im Zusammenspiel Teil des Geschehens, wie die Pause in der Musik. Das Publikum ist zum Mitmachen eingeladen, in Form von sanfter Berührung oder flüchtigem Lufthauch die Bewegung zu initiieren.
Die klare formale Lösung und auch eine farblich reduzierte Bandbreite finden sich analog in den Zeichnungen und Bildern, die mit spitzen Farb- und Bleistiften ihre präzise Kontur erhalten. Die Raumkonstellationen sind behutsam komponiert, führen gerne in perspektivische Irrwege und erschließen eine sanft-schwingende Ausdehnung, die die äußere Zuspitzung kontrastiert.