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LOGF

Veronika Dirnhofer | Julia Haugeneder | Michael Kienzer | Pavlo Makov | Mariella Lehner | Christian Schwarzwald

GALERIE GÖLLES
 11.03. - 22.04.2023

 

Eröffnung am Samstag, 11. März um 17.00 Uhr
zur Eröffnung spricht Roman Grabner, Universalmuseum Joaneum Graz

Bild

Auf einem vermeintlich alten Foto liest man die Buchstabenkombination LOGF auf einem Gebäude, das sowohl Aussichtsturm als auch Tower eines kleinen Flughafens sein könnte. Letztere Vermutung wird bestärkt durch das Segelflugzeug, das davor im Grün steht. Der festgehaltene Moment hat etwas von der Unaufgeregtheit eines ländlichen Freibades kurz vor Badeschluss. Die Buchstabenkombination auf dem Gebäude im ruralen Nirgendwo repräsentiert jedoch den ICAO-Code, jenen Code der von der International Civil Aviation Organization (ICAO), der Internationalen Zivilen Luftverkehrsorganisation,  zur eindeutigen Identifizierung von Flughäfen vergeben wird.

Nun wird wohl nur eine überschaubare Anzahl an Personen, die nicht im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld wohnen, gewusst haben, dass die südoststeirische Stadt einen eigenen Flugplatz besitzt. Die Künstler*innen Veronika Dirnhofer, Julia Haugeneder, Michael Kienzer, Mariella Lehner, Pavlo Makov und Christian Schwarzwald haben diese außergewöhnliche Option, in der Provinzmetropole Fürstenfeld landen zu können, zum Anlass genommen, ihrer selbstorganisierten Ausstellung in der Galerie Gölles den so rätselhaften wie weltoffenen Titel LOGF zu geben. 60 Jahre, nachdem der erste Hangar in Fürstenfeld errichtet wurde (die asphaltierte Start- und Landepiste folgte erst neun Jahre später, 1972), schafft es der Flugplatz zum titelgebenden Sujet einer zeitgenössischen Kunstausstellung.

Die Buchstabenkombination LOGF ist dabei nicht nur humorvoll gewählt, sondern durchaus Programm, folgt sie doch der Intention der Künstler*innen, vom Großen zum Kleinen zu kommen, global zu denken und regional zu handeln, den Makrokosmos im Mikrokosmos mitzudenken, weltoffen die Probleme vor Ort nicht zu ignorieren, den internationalen Diskurs mit heimischen Wurzeln zu versehen, mit universalen Anspruch lokal auszustellen, im großen Ganzen das Detail nicht zu übersehen und als politisch denkende Menschen immer den Nächsten vor Augen zu haben. So wie der Ende letzten Jahres verstorbene französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour  vorgeschlagen hat, die Erde als Netz von kritischen Zonen zu kartieren, wird auch die Ausstellung in der Galerie Gölles ein vielschichtiges, mitunter fragiles Verwobensein höchst unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksformen und Individuen offenbaren. Es werden Abdrücke angefertigt, Erde gebrannt, Motive überdruckt, Markierungen ausgekratzt, Erfahrungen geschichtet, Spuren gezogen, Denkprozesse kartiert, Flächen gebogen, Häute gespannt, Bilder ausgestopft und immer die Potenzialität der Kunst, als Mittel und Medium, eine Aussage über den Menschen und die Gesellschaft zu treffen, befragt. Boarding completed. Ready for takeoff!

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VERONIKA DIRNHOFER

1967 * in Horn (NÖ), aufgewachsen in Vorarlberg
1987 Akademie der bildenden Künste, Wien – Meisterschule Prachensky
1991 Studienaufenthalt in New York
Arbeitsstipendium des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
1992 Diplom mit Auszeichnung
Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
Seit 1993 Hochschulassistentin an der Akademie der bildenden Künste, Wien
1996 Studienaufenthalt school of visual arts, New York
2002 Gastprofessur an der Kunstuniversität Linz
Kulturförderpreis des Landes Vorarlberg
2004 Anerkennungspreis Land Niederösterreich
Seit 2006 Professorin am Institut für bildende Kunst der Akademie der bildenden Künste Wien

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JULIA HAUGENEDER

1987 * in Wien, 2011-2019 Akademie der bildenden Künste Wien AT, Studium der Grafik und Druckgrafik (Christian Schwarzwald, Gunter Damisch, Veronika Dirnhofer) und Kunst und digitale Medien / sowie Kunst und Digitale Medien (Constanze Ruhm), Diplom mit Auszeichnung
2009-2014 Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Universität Wien,
2009-2011 fotok, Schule für künstlerische Fotografie, Wien
2005-2010 Universität Wien, Studium der Kunstgeschichte und Philosophie, Diplom 2011
seit 2008 Gründungsmitglied von BILDETAGE – artist run space, 1030, Wien
seit 2017 Mitglied im Kunstverein Baden AT

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MICHAEL KIENZER

1962 * in Steyr, Österreich, lebt und arbeitet in Wien
Ende der 1970er Jahre Kunsthochschule Graz. Ende der 1980er Jahre Bühnenbild am Westfälischen Landestheater Castrop, Deutschland
2004-06 Professur an der Universität für angewandte Kunst Wien
2007-2017 Kurator des Kunstvereins Weikendorf, Österreich
2011 ISCP New York
2001 Otto-Mauer-Preis Wien
2008 Viktor-Fogarassy-Preis
2012 Österreichischer Staatspreis für angewandte Kunst
In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Objekten, Installationen, Zeichnungen (meist Kohle auf Papier) und Videos. Er thematisiert Begriffe wie Raum, Zeit, Fläche und Verdichtung. Seine lapidaren Interventionen, die mit den Mitteln des Raumes arbeiten, das Wirken physikalischer Kräfte verschieben und konzentrieren, stören und verändern so scheinbar unverrückbare Strukturen des Ortes.

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PAVLO MAKOV

* 1958 in St. Petersburg. Lebt und arbeitet in Charkiw, Ukraine.
1974-79 Kunsthochschule Krim (Simferopol, Ukraine)
1977-78 Akademie der Schönen Künste (St. Petersburg, Russland)
1979-84 Kunst- und Industrieinstitut Charkiw, Abteilung für Grafik (Ukraine)

1988 Künstlerverband der Ukraine
1990 Grafische Werkstatt Funen (Odense, Dänemark)
1994 Royal Society of Painter-Printmakers (London)
2007 Korrespondierendes Mitglied, Nationale Akademie der Künste der Ukraine
2018 Preisträgerin des ukrainischen Nationalpreises Taras Schewtschenko
2021 Mitglied der Akademie, Nationale Akademie der Künste der Ukraine

Wichtigste Museen und öffentliche Sammlungen
Nationales Kunstmuseum der Ukraine (Kiew)
Staatliche Tretjakow-Galerie (Moskau)
Staatliches Puschkin-Museum der Schönen Künste (Moskau)
Victoria und Albert Museum (London)
Nationale Kunstgalerie (Washington DC)
Kongressbibliothek (Washington DC)
Zentrum für zeitgenössische Kunst und Kultur (Osaka, Japan)
Museum der Schönen Künste (Cremona, Italien)
Zimmerli Museum (USA) und andere

Gastdozentin & Meisterklassen
Internationale Wohltätigkeitsstiftung IZOLYATSIA. Plattform für kulturelle Initiativen (Kiew)
Akademie der bildenden Künste Wien
Funen Graphic Workshop (Odense, Dänemark)
Galerie Dukat (Kiew)

"Fountain of Exhaustion" Acqua Alta. 59. Internationale Kunstausstellung - La Biennale di Venezia (Venezia, Italien)

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MARIELLA LEHNER

Mariella Lehner 1992 * ist eine bildende Künstlerin, deren Praxis die Bereiche Zeichnung, Malerei, Druckgrafik und Skulptur umfasst. Das grundlegende Thema ihrer Arbeit dreht sich um die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt, die sich in Kommentaren zu Themen wie Feminismus, Umweltschutz oder internationale Konflikte/Solidarität manifestiert.
Durch eine unheimliche und doch verträumte Bildsprache und Titel, die auf die oft politischen Ursprünge der Werke anspielen, wird der Betrachter eingeladen, die Komplexität des heutigen gesellschaftlichen Klimas und die Widersprüche in seiner eigenen Haltung zu den dargestellten Themen zu erkunden und zu hinterfragen.
Neben der Teilnahme an verschiedenen nationalen und internationalen Gruppenausstellungen wurden ihre Werke in österreichischen Institutionen wie dem Künstlerhaus Bregenz, dem Volkskundemuseum Wien, dem Wien Museum, dem Stadtmuseum St. Pölten und der Akademie der bildenden Künste Wien ausgestellt.

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CHRISTIAN SCHWARZWALD

* in Salzburg, lebt in Wien und Berlin.
Er studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Akademie der bildenden Künste Athen, Griechenland.
Seit 2017 ist er Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Christian Schwarzwald arbeitet mit Zeichnungen. Seine Vorstellung von Zeichnung ist die eines allumfassenden und uneingeschränkten Mediums. Da Zeichnung für Schwarzwald alles ist, wird fast alles in sein Universum hineingezogen. Gesichter, abstrakte Muster, Architekturen, Pflanzen, Objekte usw. werden rigoros abgearbeitet und in Blöcken zu Installationen und ganzen Räumen kombiniert, die den Besucher beim Betreten umarmen. Eine einzelne Zeichnung wird nicht mehr nur als solche gesehen, sondern als Teil eines komplexeren Systems von Bildwelten. Mit analytischem Verstand schafft Schwarzwald eine enzyklopädische Welt der Zeichnung, die unserer zeitgenössischen Welt gegenübersteht und ihre Ansichten in Frage stellt und herausfordert.