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Martin Veigl

Straßetella

 GALERIE IN DER SCHMIEDE
 15.09. - 13.10.2017


Vernissage am Donnerstag, 14. September 2017 um 19:30 Uhr
Zur Ausstellung spricht: Andres Hoffer – Kurator Kunsthalle Krems



bild
"Konstruierte Masse", 2017, Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm

Standbilder aus dem urbanen Leben

Menschen eilen durch die Straßen, mit Taschen bepackt oder mit Hunden an der Leine. Sie scheinen im Stress zu sein oder zumindest in Gedanken, ihr Blick, wenn nicht hinter Sonnenbrillen versteckt oder auf das Smartphone gerichtet, geht in die Ferne. Es sind Alltagssituationen aus dem urbanen, öffentlichen Raum, Personen, die zwischen Haltestellen und Einkaufsstraßen ihren beruflichen und privaten Terminen nachgehen, inmitten vieler anderer und dennoch anonym und isoliert. Martin Veigl, 1988 in Steyr geboren, beschreibt in seiner Malerei die großstädtische Lebenssituation und hinterfragt die Rollenbilder unserer heutigen Gesellschaft. Mit fotografischem Blick, ausschnitthaft, schnappschussartig, emotionslos, fängt er die hektische Mobilität der Stadtmenschen ein, hält das rege Treiben für einen Augenblick an. In der malerischen Umsetzung kombiniert er souverän exakt ausgearbeitete Details mit frei gestalteten Partien, bei denen die Gestik des Pinselstrichs sichtbar bleibt, die Farbe ihre Rinnsale hinterlässt und unbemalte Leinwandstellen in die Gesamtwirkung integriert werden. Sowohl in der maltechnischen Umsetzung als auch in der koloristischen Auswahl hat der junge Maler, der zunächst Bildnerische Erziehung an der Kunstuniversität in Linz und seit 2012 an der Universität für angewandte Kunst in Wien Malerei bei Johanna Kandl und Gerhard Müller studiert, bereits seine eigenständige Handschrift und Bildsprache entwickelt. In der Werkserie „Faradayscher Käfig“ von 2014 geht Martin Veigl inhaltlichen und formalen Fragestellungen nach. Ein physikalisches Prinzip bewirkt, dass Personen im Inneren eines Autos bei einem Blitzschlag ungefährdet bleiben. Bei Veigl sehen wir ausschnitthaft in einen Wagen, durch Spiegelungen an den Scheiben wird Innen- und Außenraum auf eine Bildebene gebracht, reflektierende Flächen in abstrakte Malerei umgesetzt.
Karla Starecek PARNASS, 2014

Perspektiven der Urbanität

In den vergangenen Jahren hat sich Martin Veigl auf ein spezifisches Genre konzentriert: der urbane Raum. Aus einem starken Bewusstsein für ein höchst aktuelles Sujet mit einer langen Tradition schafft er Gemälde, die sich mit spezifischen Alltagssituationen beschäftigen und sich in der Komplexität des urbanen Raums fokussieren. Die Darstellungen sind Momentaufnahmen, sind ein visuelles Feld großstädtischer Situationen. Kennzeichnend für diese Gemälde ist, dass sie eine typische moderne Erfahrung introduzieren: es ist, als ob sie fotografisch erfasst wurden. Martin Veigl interessiert nicht so sehr die Stadt an sich, sondern die Wahrnehmung der städtischen Vorgänge. Sein Bestreben ist das nüchterne Festhalten des Menschen im urbanen Raum. Für ihn ist die Stadt ein Genre, das um eine zeitgenössische Form fragt, die zugleich die zwischenmenschlichen Verbindungen oder die sozialen Rollenbilder inkorporieren kann.
Veigl findet seine Anregungen unter anderem in der individuellen Wahrnehmung des banalen Alltag in der Großstadt. Er richtet sein Interesse nicht so sehr auf die emotionale Ladung des Bildes, er verleiht seinen Gemälden einen inspirierenden Kommentar. Für ihn ist die Großstadt ein unerschöpfliches Reservoir an Bildern, Mentalitäten und Möglichkeiten. Er will Gemälde machen, die die täglich erlebten Vorgänge auf der Leinwand eingebrannt werden, dazu verwendet er einen klaren und erkennbaren Malstil. Es ist auffallend, das Martin Veigl sich in seinen städtischen Perspektiven mit dem fotografischen und filmischen Blick auseinandersetzt. Seine Art des Schauens ist sowohl durch die Ruhelosigkeit der Stadt wie auch der speziellen Dynamik der Großstadtraumes beeinflusst. Die aktuellen Gemälde sind geprägt von einer hohen Komplexität, thematisieren Scheinwelt und Statussymbole.
Aus dem Bewusstsein vieler künstlerischer Stile und Handschriften heraus entwickelt Veigl eine vollkommen eigene Bildsprache, die besondere Phänomene der Urbanität wie Hektik, Dynamik, Stress, Isoliertheit, Anonymität aufgreifen. Die Wahrnehmungspsychologie hat schon längst den Beweis erbracht, dass der Mensch nur das "sieht", was er auf Grund seiner physiologischen Voraussetzungen sehen kann, und was er auf Grund der individuellen kulturellen Prägung sehen will. Wahrnehmung ist ein konstruktiver Prozess und als solcher immer ein selektiver Vorgang. Angesichts der unendlichen Flut von wechselnden Bildern auf der Netzhaut der Augen ist die menschliche Wahrnehmung darauf angewiesen, in der Umwelt Konstanz, sogenannte invariante Elemente zu erkennen und zu bestimmen.
Seit mehreren Jahren arbeitet Martin Veigl an einer größeren Werkgruppe, die er unprätentiös unter dem Begriff "urban theatre" zusammenfasst. Er setzt sich mit einem Motiv auseinander, welches in unserem Alltag eine enorme Präsenz hat. Bilder werden in unterschiedlicher medialer Ausdrucksweise generiert. Sie durchdringen den Alltag und prägen so entscheidend unsere Vorstellung von der Wirklichkeit. Mit Bildern aus dem urbanen Raum sind wir dauernd konfrontiert: Bahnhöfe, Haltestellen, Geschäfte, Straßen. Die Stadt existiert in unserer Vorstellung als Gefüge von determinierten Zeichen. Martin Veigl lotet das Spannungsfeld zwischen einer selbstreflexiven malerischen Praxis und einer Malerei, welche einer Dokumentationsfunktion verpflichtet ist, neu aus; Grenzen werden ausgereizt, um ein Bild zwischen den beiden Ausprägungen fluktuieren zu lassen. Diese Malerei zielt weder auf die Abbildung einer topografischen Wirklichkeit, noch auf den Ausdruck persönlicher Gefühle oder Empfindungen. Vielmehr beharren sie auf ihrer eigenen Visualität, von der nichts Erzählerisches ablenkt. Veigls Perspektiven der Urbanität beleuchten facettenreich und entziehen sich einer schnellen Sinnstiftung. Sie stellen Fragen der Wahrnehmung, provozieren ein assoziierendes, das Sichtbare fortsetzende Sehen.
DDr. Leopold Kogler, 2013

MARTIN VEIGL

1988 in Steyr geboren, lebt und arbeitet in NÖ und Wien.
seit 2012 Universität für angewandte Kunst Wien Malerei bei Johanna Kandl,
Gerhard Müller und Henning Bohl
2008-2014 Kunstuniversität Linz - Bildnerische Erziehung, Werkerziehung bei Wolfgang Stifter
2011-2012 Willem de Kooning Academy Rotterdam Fine Arts

Ausstellungen (Auszug)

2015
Kunstsalon Landesgalerie Linz - Galerie in der Schmiede Pasching/Linz
Schlawiener, Loft 8, Wien
eins. zwei. besser!, UBIK Space, Wien
Faszination:Mensch, Blau-Gelbe-Galerie St. Peter in der Au

2014
Vorsicht Glas #5, Glasmalerei Geyling, Wien
junge fünfzehn, Kunstverein Mistelbach
Die Zukunft der Malerei, Essl Museum, Klosterneuburg bei Wien
Der Wald ruft, Blau-Gelbe-Galerie Weistrach
WERKSCHAU des 6. Stocks, Universität für angewandte Kunst Wien
Ochs am Berg, Stadtgalerie Waidhofen an der Ybbs
ALLES MALEREI !, Blau-Gelbe-Galerie Weistrach

2013
KUNST.MESSE.LINZ.2013, Landesgalerie Linz – Galerie in der Schmiede, Pasching/Linz OÖ
so was von retro, Ragnarhof, Wien
das eine und das andere, Blaugelbe Viertelsgalerie Weistrach
Triple AAA, Aa collections, Wien
5. Young ART Lounge, Zürcher Kantonalbank Österreich AG, Wien

2012
next reality, Universität für angewandte Kunst Wien
Panorama, Blaugelbe Viertelsgalerie Weistrach
urban flow, Rathausgalerie Amstetten
Stuhl, Galerie der Kunstuniversität Linz
vierzehn, NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst, St. Pölten

2011
Menschen Tiere Emotionen, Blaugelbe Viertelsgalerie Weistrach
Kaleidoskop, Schloss St. Peter in der Au
IN CONTEXT, Kunstuniversität Linz