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Echo Echo

Ingrid Kowarik und Dietmar Brehm


 GALERIE IN DER SCHMIEDE
  09.03. - 10.04.2012

Vernissage: am Donnerstag, dem 08. März 2012, um 19:30



 

 

ECHO ECHO
Ingrid Kowarik / Dietmar Brehm

1986, im späten Sommer, wollten wir in eine tiefe Schlucht. Dadurch gelangten wir in das Gesäuse. In den Schluchten gibt es immer Tote, da viele, beim Versuch über den Rand der Schlucht zu schauen, fallen. Wir saßen am Johnsbacher Friedhof, wo die zu Tode gestürzten der Gesäuseschlucht begraben werden. Wir hatten eine Birne mit. Ingrid hatte ein paar Stifte und ich einen Skizzenblock dabei. Ich zeichnete die gegessene Birne, die dann Ingrid verbesserte. Ich zeichnete etwas dazu, dann wiederum Ingrid. Dadurch hatte ich eine Idee, dann wieder Ingrid, was sich oftmals wiederholte. Die additive Möglichkeit der ersten gemeinsamen Zeichnung elektrisierte uns. (…) Da die Sonne die Schlucht inzwischen verlassen hatte, wurde es am Friedhof immer kälter, und wir machten uns auch die Suche nach dem Auto. Einige Tage später zeigte mir Ingrid im Atelier ein paar Pastellzeichnungen mit der Frage, ob ich etwas dazu malen will. Ich sagte spontan ja, obwohl ich nicht sicher war, ob ich etwas dazu malen wollte. Ingrids Strategien sind immer sehr dichte Bildfüllungen, während ich eine sehr reduzierte Malerei betreibe. Aber dann passierte es wie von selbst, dass ich etwas über Ingrids Zeichnungen darüber, dazu und weg malte. Ingrid brachte die Bilder in eine endgültige Form, und wir sagten überrascht „Stimmt!“. Quer durch die folgenden Jahre entstanden, parallel zur eigenen Arbeit, immer wieder Serien gemeinsamer Arbeiten, bis 1998 ausschließlich auf Papier, dann auch zusätzlich auf Leinwand. Bedingt durch das Hinundherwandern der Bilder von Atelier zu Atelier wählten wir für die Collaboration den Titel „Echo-Echo“. Nie können wir planmäßig vereinbaren, jetzt wollen wir gemeinsam zeichnen und malen. Es gibt keinen Schalter, mit dem wir uns für eine Collaboration einschalten können. Es muß wie von selbst passieren. Es funktioniert über einen kaum verbalisierbaren Stimmungsreiz. Besondere Herausforderungen waren die schnell zu erledigenden Deko-Malereien für die Feste „Il Paradiso-Karibikfest“ (2000) und „Last Supper“ (2003) in der ehemaligen Neuen Galerie der Stadt Linz, für die wir in kurzer Zeit Serien sehr großformatiger Bilder entwickeln mussten. Das waren wichtige Impulse, um unsere Bild-Echos entscheidend weiter zu denken. Die Echos können zu lyrischen Darstellungen werden, aber auch grobe Bilderfindungen sind möglich. Nichts ist besser, man kann feststellen, dass sich das Potential erweitert, dass man nicht zum Wiederholungstäter wird. Es ist eine Eigenheit, dass sich, so verschieden wir zeichnerisch und malerisch arbeiten, die Echos zu einer gemeinsamen Thematik und Darstellungstechnik finden lassen. Pastellkreide duelliert sich mit Filzstift und Acrylfarbe. Besonders aufregend waren für uns die 2006, auf Papier im Format 50.40cm, entstandenen Kopfbildechos. Wichtig für meine Arbeit ist die Vielfarbigkeit von Ingrids Vorgaben, eine lieb gewordene Inspirationsquelle. Für Ingrid sind sicher meine Konzeptionen der sparsamen Flächigkeitsdarstellung aufschlussreich. Die Zentralmotive sind Kopf- und Körperdarstellungen, Tiermotive, Florales- und immer wieder gelingen erfundene Berge und Landschaften zur Erscheinung. Natürlich wurden die Collaborations manchmal ein gnadenloses Duell mit beträchtlichem Streitpotential. Nie arbeiten wir gleichzeitig an einem Bild, das würde nur ein Gefuchtel werden. Unsere Vorgangsweise ist so, dass einer beginnt, dann folgt das weitere vom anderen. Das kann ein Motiv sein, dass die Vorgabe verdeutlicht, verschleiert, einkreist, relativiert (…). Oder wir nehmen das vorgegebene Motiv auf und verdoppeln es assoziierend zu einem Bildmix.. Viele Echos funktionieren auf einen Hieb, dann gibt es Echos, die erst nach vielen Etappen eine Erlösung finden. Hundertmal müssen Zustände korrigiert werden, um den Punkt der Unverrückbarkeit zu finden, die wirkliche Bildschärfe, die uns überrascht. Wenn eine Collaboration gelingt, ist sie rätselhaft wie der Unerklärlichkeitsbereich rundum. Es entstehen Bilder, die Ingrid nie so für sich und ich nie für mich malen könnte.