Mit Markus Redl stellt die Galerie in der Schmiede einen jungen Künstler vor, der sich mit scheinbar vollkommen traditionellen Mitteln der Skulptur nähert und dabei klassische Materialien wie Marmor oder Bronze verwendet. Beide Werkstoffe sind eng mit dem Skulpturbegriff des Monuments und Denkmals verhaftet und in unserem Denken untrennbar damit verbunden.
Marmor und Bronze sind die klassischsten Materialien, die die Skulptur seit jeher einsetzt. Diese beiden künstlerischen Medien drücken Qualitäts- und Wertvorstellungen in traditionell geistiger und materieller Hinsicht aus. Sie sind Garanten für einen Anspruch, den es im Bewusstsein der BetrachterInnen zwar noch gibt, der aber seit der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts obsolet geworden ist.
Markus Redl „verschwendet“ sowohl klassisches Material wie Marmor oder Bronze als auch Arbeitskraft und positioniert sich kritisch, wenn er Begriffe und Werte nach ihrer Sinnhaftigkeit befragt. Die arbeitsintensive Vorgangsweise beim Steinbildhauen setzt er für scheinbar banale Themen ein. Ein subversiver Akt der Verweigerung, der Hinterfragung von Sinnzusammenhängen, wird dabei evident.
Redl sagt dazu: „Grenzen zwischen Anliegen und Aufwand verschwinden im Vorgang der Arbeit an der Steinskulptur, die nicht nur etwas Banales zeigt, sondern auch nichts Anderes vorgibt, als banal zu sein. Das Banale am Banalen ist trügerisch, da es das Besondere mit sich bringt.“
Markus Redl entzieht sich mit seiner sehr humorvollen Subversivität dem klassischen Skulpturbegriff und einer historischen Festlegung. Die mit der Avantgardebewegung einsetzende Verfügung über künstlerische Praxis vergangener Epochen, man denke an die altmeisterliche Technik René Magrittes, macht es beinah unmöglich, einen historischen Stand künstlerischer Verfahrensweisen auszumachen. In seinen Monumenten der „sinnlosen Arbeit“ verführt Redl zur Diskussion über die Entwicklung der Kunst, die Hinfälligkeit der Werkkategorien und den sozialen Zusammenhang, indem er Arbeit als grundsätzlichen Handlungsbereich des Menschen präsentiert.
(Günther Holler-Schuster)
In der Galerie in der Schmiede werden bis zum 8. Juli 2008 mehrere Steinskulpturen und einige Arbeiten auf Papier zu sehen sein. Im Hof wird Markus Redl zwei monumentale Steinskulpturen aufstellen.
MARKUS REDL
1977 geboren in Klosterneuburg
1983 – 1987 Volksschule 1020 Wien
1987 – 1995 Bundeserziehungsanstalt 1030 Wien
1995 – 1996 Universität Wien, Studium der Deutschen Philologie und Philosophie
1996 – 1997 Zivildienst beim Roten Kreuz, Rettung und Krankentransport
1997 – 1998 Universität Wien, Studium der Psychologie
1998 – 2004 Universität für Angewandte Kunst
2004 Diplom Mag. Art bei Erwin Wurm; Titel der Diplomarbeit:
Morphe, Eidos, Logos – eine Konstruktion. Oder:
Eine Untersuchung zum Nexus von Form, Bild und Ideologie
am Beispiel des christlichen Kreuzes.
Studienaufenthalt in Florenz und Rom 2002, sowie jährlich in Massa Carrara 2001-2005 bei Franco Barattini Cave Michelangelo.
2006 Arbeitsstipendium in Carrara.
Einzelausstellungen:
2007 Strukturelle Ambiguität? Geh´bitte! - Galerie Tazl Graz
2006 Der Fall Redl
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg, Residenz
2006 Ich ruf die Polizei
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Vienna, roomnumberOne
2005 Nächstes Jahr ist auch noch ein Tag
Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum (Katalog)
2005 Kunstwerk des Monats April - ORF, Treffpunkt Kultur
Gruppenausstellungen:
2008 ArtBrussels - MAM Contemporary Art
2008 Eveil du printemps
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg
2008 Frühlingserwachen - Galerie Tazl
2008 Jeder glaubt, wie Sie wollen - Galerie in der Schmiede, Linz/Pasching
2007 Kardinal-König-Kunstpreis - St.Virigil Salzburg (Katalog)
2007 Almost 39° of fever, Marco
Dispari & Dispari Project, Reggio Nell´Emilia Italia
2007 Idea of Man and Abstraction
Museo Würth La Rioja Spain (Katalog)
2007 Frühlingsausstellung
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg Academia
2006 Art On Nature - kunstGarten Graz
2006 Eisenberger, dies ist doch kein Porno!!
Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
2006 mediantis-ZVAB
Tutzing am Starnberger See, München
2006 skulpturengarten
summer stage independent festival vienna
2006 zyklus 1.0 tschechien
Dormitorium d. Stiftes Lilienfeld, Niederösterreich
2005 Sommerausstellung
MAM Mario Mauroner Contemporary Art Salzburg Academia
2005 Art & Roses - Kunstgarten Graz
2005 SKIN – Young Austrian Art Exhibition
Museum of Central Academy of Fine Arts Beijing (Katalog)
2004 DIVERS – EGAL Kleine Bronzen und das leidige Problem des Podest Universität für Angewandte Kunst Wien
Ankauf:
2007 Museum Würth, La Rioja
2008 Museum Würth, Stuttgart
2008 Sammlung der Stadt Wien
Förderungen:
Atelier der Hypo Bank: 2001-2005
Atelier der STRABAG: 2005-2007
ALEXANDER FASEKASCH –
ÜBER DIE WAHRHEIT UND IHRE ZUMUTBARKEIT
... die Seerosen sind gleich hundertweis erblüht und ertrunken,
und das Meer war ein machtvoller Seufzer, es schlug und schlug
und rannte und rollte gegen die Erde an, daß seine Lefzen trieften
von weißem Schaum. (Ingeborg Bachmann)
Im Milieu der bildenden Künste führt ein Widerspruch nicht sofort zur
Verwerfung eines Systems. In einer Konfrontation von Bipolaritäten
im Sinne von These und Antithese sind die Widersprüche dieser Welt
enthalten. Sie erschaffen in ihrer Zusammensicht eine höhere Ebene
von Verständnis, eine Essenz und einen neuen Zugang zu künstlerisch
gestalteter Wirklichkeitsinterpretation.
Kunst interessiert Alexander Fasekasch zunächst als Form der Kommunikation,
als aktive Kontaktaufnahme mit dem Betrachter. Er reagiert
auf maßgebliche Themen unserer zeitgenössischen Realität.
So gelangen die Vogelgrippe, der Umgang mit der Tradition und den
Traditionen, die Position der Kirche sowie die Wahrnehmung der eigenen
Person im flirrenden Gesamtkontext, den wir Realität nennen,
zum Ausgangspunkt seiner Malerei. Mit großer Ambition unterzieht
er sich einer immer wieder gestellten, dringlichen Selbstbefragung.
In seinem Schaffensprozess setzt sich Fasekasch zunächst mit der
ungeschönten Wirklichkeit auseinander, die er jedoch im bildnerischen
Umsetzungsprozess in ästhetische Bahnen zu lenken beabsichtigt.
Es ist ihm wichtig, Wirklichkeit und Wahrheit zu erkennen, er mutet sie
dem Betrachter jedoch nicht in ihrem desillusionierendem Gesamtumfang
zu. Er ist somit ein subtiler Beobachter, einer, der die Realität in
ihrer Drastik erkennt, ihr aber gleichzeitig einen Konjunktiv zur Seite
stellt und dem Betrachter nahelegt, den vorgefundenen Tatbestand als
Geschichte mit noch ungewissem Ausgang selbst zu Ende zu denken.
Dabei spielen der Wohlklang der Farben und Formen eine große Rolle,
jene Ebene der sensiblen Abstimmung von Proportionen und ästhetischen
Relationen.
Fasekaschs Bilder haben etwas Sprachliches. Sie sind häufig um eine
ästhetisch bildnerische sowie verbale Botschaft gleichermaßen bemüht.
Die Titel sind dem Künstler wichtig. Während die Kunstwerke selbst
sich dem Diktat harmonischer Durchgestaltung beugen müssen, sind
die Titel oft lapidar und rauh, manchmal mit dem bildnerischen Befund
redundant. Die Beschriftungen im Bild sind als Teil der Kunstwerke
zu sehen, auf einer anderen kommunikativen Ebene.
Um den Ausdruck zu steigern, begibt sich der Künstler gelegentlich in
die Nähe karikierenden Gestaltens. Darin liegt die innere Notwendigkeit
Fasekaschs, von ihm erkannte Probleme beim Namen zu nennen und
im Mittel der Überzeichnung ein formales Pendant zu seinem emotiven
Impetus zu suchen.
Der Künstler als einsamer Wolf auf der Suche nach dem Verstandenwerden
innerhalb der Gesellschaft. Er erzählt uns Geschichten wie
jene vom kaputten Auto, vom ehrgeizigen Sportler oder von Leben und
Tod und verlinkt darin geschickt mehrere Zeitebenen.
Vielleicht sagt er – frei nach Ingeborg Bachmann – „Es ist Tod darin.
Und: Es ist Zeit daran. Und zugleich: Geh Tod! Und: Steh still, Zeit!“
Die Gegensätze lösen sich auf einer höheren Ebene auf, wo sie einer
nonverbalen Synthese überführt werden, womit es dem Künstler gelingt,
dass der malerische Befund der intendierten inhaltlichen
Aussage ebenbürtig zur Seite steht.
Brigitte Reutner
FREISPIELEN, BANNEN, ZEICHEN SETZEN, ODER
> ICH FORDERE DIE MENSCHEN AUF NACH INNEN ZU HÖREN <
Zur Arbeit von Alexander Fasekasch
Mein erster Eindruck: Kraft, Konsequenz und formale Stringenz.
Malerisches und graphisches Gespür, gepaart mit Experimentierfreude.
Mein zweiter Eindruck: komplexe Strategien, die Ausdruck finden in
intensiven Farbfeldern. Lineaturen, kraftvoll und sensibel zugleich.
Die Bildbotschaften oszillieren zwischen optimistischer Kraft und
verhemmtem Gestaltungswillen.
Mein dritter Eindruck: oft verdichten sich formale Aspekte zu bisweilen
naturalistischen Realitätssplittern. Mit kraftvollen Gesten werden
diese Realitätssplitter verstärkt, verfremdet, zum Teil ins Unkenntliche
zerlegt und auf Alexander Fasekaschs ureigenstes Gespür auf
das wesentliche Subjektiv zusammengesetzt.
So entstehen emotionale Landschafts- oder organische Strukturen
deren formale Interpretation vieldeutig ist. Inhaltlich beeindruckend
ist dabei die Gültigkeit der so entstandenen Bilder 1.
Einen Einblick in das kreative Potential, das vielfältig Erfahrung in
Bezug auf komplexe, psychische Erfahrungen ermöglicht, wie der
Werkblock, der sich mit der menschlichen Psyche und Physiognomie
auseinandersetzt. Diese Ausformungen sind fern jedes mir bekannten
Ismus. Sie sind emotionelle Drohgebärden, deren Relativierung,
Vernichtung oder Bannung suggerieren. Es ist die „Rückkehr des
Affekts“ und lässt sich am Beispiel der künstlerischen Darstellung
des Menschen in seinen Arbeiten am einleuchtensten beschreiben.
Dabei wird deutlich, dass die Bemerkungen zum Warencharakter
und zur Verdichtung in gleicher Weise auf Alexander Fasekaschs
menschliche Objektive zutreffen, etwa jene Zeit- und Ortsgenossen in
Tracht (Tradition). Darin lässt sich, wenn etwas gewaltsam, eine eindrucksvolle
komprimierte Parabel in der Malerei eines Francis Bacon
finden. Es sind die Themen, wie Entfremdung, Anomie, Einsamkeit,
gesellschaftliche Fragmentierung und Isolation programmatisch als
Emblem all dessen, was als „Zeitalter der Unsicherheit“ bezeichnet
wird. Dieses Gemälde ist nicht nur als Verkörperung des Ausdrucks
der Affekte zu beschreiben, sondern als eine Art Dekonstruktion
eben jener Ästethik des „linearen, abstrakten Bildausdruckes“ seiner
nebenan oder voran entstandenen Bilderserie. Denn der Begriff
„Ausdruck“ selber setzt eine Spaltung innerhalb eines Subjekts voraus
und impliziert jene große Metaphysik des Innen und Außen, des
stummen Schmerzes der Monate und des Augenblicks, in dem die
„Emotion“ kathartisch nach außen projiziert und entäußert wird.
So gesehen bedarf es einer intensiven Beschäftigung mit den Arbeiten
und mit der Person Alexander Fasekasch, um den endlosen prozesshaften
Kreislauf von intensiver bildnerischer Kontrastbildung, sozusagen
als Postulat einer These und deren Aufhebung, Relativierung
[eine Anschauung, nach der jede Erkenntnis nur vom Standpunkt des
Erkennenden her richtig ist, nicht aber allgemeingültig], Marginalisierung
[zwischen zwei Grenzen angesiedelt, oder Grenzgänger] oder
auch Auratisierung verstehen zu können. Denn im Grunde bleibt uns
nur die nachvollziehbare Gestaltung mit ihrem stets offenen Ausgang
erhalten 2.
Thematisch und formal hat Alexander Fasekasch seinen Weg gefunden.
So hoffe ich, gültige Aussagen – ihre Existenz, als auch Weltbild
angehend – zu formulieren und in seine Bildsprache umzusetzen,
der Fetischisierung der Zeichen – im Kontrast zwischen dem Dargestellten
und der inneren Sicht – betreffend.
1) Es liegt nahe, an das Zitat von THEODOR W. ARDORNOS in seiner ÄSTHETISCHEN THEORIE
zu erinnern, wo er vom notwendigerweise Widersprüchlichen spricht, das im Kunstwerk
zusammengeführt sein muß, damit als solches für den Rezipienten als ein >Lebendiges<
erscheinen mag: „Was in dem Kunstwerk knistert, ist der Laut der Reibung, der antagonistischen
Momente, die das Kunstwerk zusammenzubringen trachten. Der Prozesscharakter
der Kunstwerke ist nichts anderes als ihr Zeitkern“.
2) Der Maler geht schließlich immer wieder alle möglichen und umöglichen Umwege, um
meist bei denselben Problemstellungen wieder anzukommen. Und bis zu einem gewissen
Grad erzeugt sich in der Voute, die in diesen Arbeiten die Ideen der >abstrakten< Malerei
dieses Jahrhunderts deformiert und verdreht, ein ganz bestimmter, ein spezifischer Raum,
den man wohl am ehesten einen mentalen Raum nennen könnte, der Alexander Fasekasch
ausserideologisch, >eigentlich< erscheinen mag.
Linz 07/2006
Josef Pausch
ALEXANDER FASEKASCH
1966 in Gmunden geboren
1995-2001 Studium an der Universität für künstlerische und industrielle
Gestaltung Linz (OH. Prof. Helmuth Gsöllpointner)
Ausstellungsbeteiligungen & künstlerische Aktivitäten:
Ausstellungsbeteiligungen (Malerei & Objekt)
1997/1998 Kulturzentrum Steyrermühl / 1998 Papiermachermuseum
Steyrermühl / 1999 Voest Alpine Stahl Linz AG, Objekte
Ausstellungsarchitektur (Mitwirken)
1997-1998 Land der Hämmer, Micheldorf / 1998 Die Auswahl -
Österreichs beste Möbel, Kunstuniversität Linz / 1999 Sammlung Spalt,
Kunstuniversität Linz / 1999 Genesis Linz / 2001 Gold aus Afrika,
Neue Galerie Linz
Ausstellungsarchitektur (Auftragsarbeiten)
2000 Stillstand und Bewegung im Mühlviertel, Kepler Universität Linz /
2004 Sonderausstellung Franz Welser Möst, Klangweltenmuseum
Micheldorf / 2005 Museumsshop, Klangweltenmuseum Micheldorf |
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