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Josef Hofer


 GALERIE AM STEIN
 04.06. - 03.07.2005

Vernissage: am Freitag, dem 3. Juni 2005, um 20:00 Uhr
Es spricht Dr. Elisabeth Telsnig. Der Künstler ist anwesend.



Josef Hofer 1. Preis des Euward
Europäischer Kunstpreis für Malerei und Graphik von Künstlern mit geistiger Behinderung

Am17. März 1945 in Wegscheid geboren und im Mühlviertel, unweit von Schloss Hartheim und Mauthausen aufgewachsen, ist sein Schicksal vom politischen Umfeld der NS-Zeit stark geprägt. Die Angst der Eltern vor Verfolgung und Vernichtung steckte tief und sie isolierten ihren gehörlosen und darüber hinaus noch mehrfach behinderten Sohn fast 40 Jahre lang völlig von seiner Umgebung.

Die Autarkie, in die sich Joseph Hofer zeitlebens zurückzog, prägt sein Werk.

In seinen zeichnerischen Anfängen setzte er sich mit ihn beeindruckenden Gegenständen aus seinem Umfeld auseinander wie landwirtschaftlichen Geräte oder Baumaschinen. Im Laufe seiner Entwicklung beschäftigte er sich aber immer mehr mit sich selbst, seinem Körper, seiner Kleidung, seinen Toiletteartikeln. So trifft man auch in seinem Alltag beides an: einerseits das Spiel mit Traktoren und Playmobilfiguren; sein Zimmer im Wohnhaus in Ried/I. ist voll davon, eine Platte seines L-förmigen Tisches setzt er ständig unter Wasser, weil er hier mit dem Bagger fährt.

Andererseits beschäftigt er sich intensiv mit seinem Körper. Ein wichtiger Bestandteil ist sein Spiegel, den man mit Holztüren verschließen kann. Josef Hofer will nicht, dass man ihn aufhängt. Er lehnt in seinem Zimmer an einem Kasten. Dieser Spiegel ist zum DU für Hofer geworden, mit ihm korrespondiert er, vor ihm produziert, ja prostituiert er sich. Zahlreiche seiner ausschließlich männlichen erotischen Zeichnungen zeigen daher abgeschnittene Körperpartien. Der Künstler gibt wieder, was er in seinem Spiegel sieht. Obgleich seine Werke von hoher Intimität geprägt sind, provoziert er mit dieser "graphischen Masturbation" ungewollt den Betrachter seiner Bilder. Hofer zeichnet seine Erotika mit großer Gelassenheit und vielleicht beeindrucken sie gerade durch ihre nüchterne Sachlichkeit. Hofer stellt eben die natürlichste, alltäglichste Sache der Welt dar und bricht dennoch ein immer noch bestehendes Tabu, das der bildlichen Darstellung der männlichen Sexualität.

Hofer schafft seine Blätter nicht für Publikum, er entzieht sich jeder herrschenden kulturellen Vereinnahmung. Er lebt wirklich die "Freiheit der Kunst", frei von jedem sozialen und kulturellen Druck, frei von jeder Konvention. Er ist quasi ein Dissident.

Elisabeth Telsnig