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Das Tier in mir

Schmuck – Karen Pontoppidan

  GALERIE V & V
 11.09. - 05.10.2002

 

Eröffnung: Dienstag, 10. September 2002, 18.30 Uhr
durch GR Gerda Themel
Diavortrag: 18. September 19 h


"Schmucktragen ist intim. Egal ob auffallendes Unikat oder maschinell hergestellte Massenware, es verrät etwas über die TrägerIn. Unbewußt wird Schmuck beim Betrachten Fremden zur Informationsquelle, genauso wie Kleider, Sprache, Benehmen. Mich interessiert der Moment in dem der Schmuck sich dieser Zuordnung sträubt.
Auf den ersten Blick fällt mein Schmuck nicht besonders auf. Größe, Material und Formensprache werden sofort als "Schmuck" erkannt. Erster Störfaktor sind aber die Motive, die sich auf den Arbeiten befinden. Das können gravierte Symbole oder aufgemalte Bilder sein. Es sind zum Teil ganz bedeutungsschwangere Motive wie Grabsteine, Kreuze, Waffen, religiöse Bilder und zum Teil Belanglosigkeiten wie Stühle, WC, Nasen oder Türen.

Ganz wichtig ist mir die handwerkliche Ausführung der Stücke. Auch sie fungieren als Störfaktor. Mein Umgang mit dem goldschmiedischen Handwerk ist bewußt ungenau. Die schlampige Verarbeitung steht im Kontrast zu den verwendeten Techniken wie Gravieren, Emaillieren, Niellieren, die alle sehr zeitaufwendige und mühevolle Arbeitsvorgänge sind.

Die Motive auf meinen Arbeiten verweigern sich dem Schmücken, die Formen aber nicht. Die Handwerklichkeit verweigert sich der Bewunderung, der Aufwand aber nicht.
Ich verstehe meine Arbeit als eine Art Forschung im Bereich Schmuck. Ich suche nach einer Ästhetik und Formensprache, die sich dem eindeutig Schönen entzieht. Es ist eine große Bereicherung in etwas deutlich Fehlerhaftem eine neue Schönheit zu entdecken.
Mein Schmuck verlangt viel von seiner TrägerIn. Die Wahl eines meiner Schmuckstücke zu tragen ist sehr intim. Es führt selten zu einer sofortigen Akzeptanz, es führt vielleicht zu Neugier oder Irritation, im besten Fall aber zu einem Hinterfragen des Schmückens an sich.
Man kann meine Schmuckstücke analysieren und dadurch intellektuell begreifen. Als TrägerIn gibt es, glaube ich, nur die Möglichkeit sie liebzugewinnen, mit all ihren Mängeln und Zweideutigkeiten. Sie sind fast wie das richtige Leben." (Karen Pontoppidan)

Karen Pontoppidan: Geb.: 1968 in Kerteminde, Dänemark. 1991—97: Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München, bei Prof. Otto Künzli. Seit 1997: Eigene Werkstatt, seit 2000 : Assistentin von Prof. Otto Künzli.

Ansprechpartnerinnen: Veronika Schwarzinger, Bärbel Schmid Tel./Fax: 535 63 34