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Maria Brunner

Schnipsels Traum

bildGALERIE THOMAN WIEN
 20.04. - 24.07.2021



Bild

MARIA BRUNNER
PLUSMINUS
2021
Photographs
210 x 140 cm

In ihrer vierten Ausstellung in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman zeigt Maria Brunner mehrere neue großformatige Arbeiten. Brunner pinnt Fotografien von blühenden Chrysanthemen in Nahaufnahme mit einfachen Klammern an die weißen Wände der Galerie. Die formprächtigen Blumen wurden vor einem neutralen Hintergrund analog abgelichtet und bei der Ausarbeitung – wie durch einen Filter – monochrom in violette, graue und blaue Töne gefärbt. Auf den einzelnen Fotos bringt die Künstlerin unterschiedliche Papierschnipsel desselben floralen Motivs an. Die willkürliche Form dieser Papierfragmente wirkt von der Üppigkeit der zungenförmigen Blütenblätter angeleitet. Andererseits scheint den Schnipseln ein Eigenleben innezuwohnen, wenn sie beispielsweise E-förmig oder kerzengerade ausgeschnitten auf einer Fotografie befestigt für die Arbeit titelgebend sind (E, 2021; PLUSMINUS, 2021; L L (DOPPEL L), 2021).
Die Wiederholung eines Motivs und Überlappung von Ebenen als Prozess der Bildfindung lässt sich in Brunners Werk in der Fotografie wie in der Malerei beobachten. Ohne Titel (2011) stellt das Porträt einer Frau dar, deren Gesichtszüge auf derselben Leinwand innerhalb des Gesichts verdoppelt wiedergegeben werden. Es ergibt sich ein unscharfes Moment im ansonsten hyperrealistisch gemalten Bild, welches im Spiel mit der Un-/Schärfe in den Stillleben der verwelkten Amaryllis (2014) wieder aufgenommen wird. Hier wird der Blick auf die klare Form der verwelkten Blätter gelenkt, dort auf das verschwommene Gesicht der Frau. Ihre doppelte Präsenz scheint zu einer neuen Wirklichkeit zu werden.
In die humorvolle Interaktion mit dem/der Betrachter*in tritt auch die jüngste Malerei von Maria
Brunner I’m glad, I’m not me (2021), in der wie durch ein Guckloch aus einer abstrakt gelben Fläche ein lächelndes Gesicht hervor blitzt. Die große Leinwand (220 x 170 cm) wendet sich durch die Positionierung an der Rückseite der roten Wand von der Ausstellung ab und den von außen durch das Schaufenster Blickenden zu. Um das schwindende verschmitzte Antlitz erkennen zu können, muss man so entweder dicht an die Malerei herantreten oder die Abendstunden abwarten, um die Arbeit ohne die starke Spiegelung des Tageslichts betrachten zu können.

Maria Brunner, geboren 1962 in Lienz, Osttirol, lebt und arbeitet in Berlin. 1980-1985 Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Seit 1987 internationale Beteiligungen, u.a. 2018 Werkhalle Wiesenburg, 2014 Bundeskunsthalle Bonn, 2010 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 2005 BAWAG Foundation Wien, 2004 Lombard-Freid Fine Arts New York, Maximilianmuseum Augsburg, Cook Fine Art New York, 2003 Kjubh Kunstverein Köln, 1997 Galerie David Zwirner New York, Akademie der Künste Berlin, August Sander Archiv Köln, Kunstverein in Hamburg. Ausgewählte Einzelausstellungen: Galerie Elisabeth & Klaus Thoman (2021, 2017, 2013 Innsbruck und Wien, 2011), Galerie Gisela Capitain (2020, 2019, 2014, 2009, 2005, 2002, 2000, 1997), 2012 Der Himmel hatte Fieber Kunstverein Offenburg-Mittelbaden (mit Florin Kompatscher), 2010 I’m glad I’m not me Kunst Forum Rottweil, 2008 Auf den Knien meines Herzens Kunstverein Heilbronn, 1999 Galerie im Taxispalais Innsbruck.