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Florin Kompatscher

Tripe de Roche

GALERIE THOMAN
 16.09. -17.11.2012

Vernissage: am Samstag, dem 15. September 2012, um 12:00 Uhr


Die Werke der letzten Jahre verdichten sich mehr und mehr zu brüchigen, erdig brodelnden Flächen … Häufig wird der Tiefenraum horizontal verblockt. Kompatscher arbeitet an diesen Stellen mit Positiv- und Negativeffekten, indem er Farbe mit breiten Pinseln aufträgt und mit Spachteln teilweise wieder entfernt. So entstehen Weißhöhungen, die die Dramatik und Räumlichkeit im Bild steigern. …Dabei wird alles von einer dynamisch rhythmisierten Energie getragen, die Gegensätze wie Geschwindigkeit und Stillstand, Tropfen und Emulsion, Pinselstrich und Linie subtil und mit sicherem Duktus ausführt. … Florin Kompatscher ist ein Wanderer zwischen Innen und Außen. In den Rhythmen seiner abstrakt verdichteten Bilder schließt der Maler das eigene Denken mit der Weltwahrnehmung aller kurz. Entscheidend dafür ist die Beziehung zwischen Unterbewusstsein und Malerei, die der 1960 in Südtirol Geborene bildgewaltig und sensibel auf energetischer Ebene verhandelt. Jedes seiner großformatigen Gemälde bildet einen eigenen geistigen Raum im unendlichen Fluss der Zeit. … In Kompatschers Malerei geht es an keiner Stelle um Narration und Repräsentation. Vielmehr gräbt er im Gedächtnis der Zeit. … Kompatschers Bilder lösen die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit auf und lassen Vertrautes auf Fremdes prallen. …
(aus Katja Blomberg, Himmel über der Wüste, in: Florin Kompatscher, Malerei/Painting 2005-2010, Hrsg. Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck 2010)

… seine Malerei thematisiert die Bedingungen der eigenen Möglichkeiten. Und trotzdem ist sie keine auf sich selbst bezogene Malerei. Denn sie erschafft Welten, deren Farben, Formen, Farbkombinationen, Überschneidungen, Flächen und räumliche Tiefen die Folge krisenhafter Entscheidungsprozesse sind. Sie erschafft eine eigene ästhetische Welt, die als solche ein Bewusstsein für eine von Krisen, Widersprüchen und Möglichkeiten geprägte Welt bei dem Betrachter erzeugt. Es ist eine andere Welt als die reale, von der sie sich bewusst absetzt und dadurch eine ästhetische Distanz zu dieser Welt herstellt. In seiner ursprünglichen, aus dem Griechischen kommenden Bedeutung heißt „kritisch“ das, was die Trennung, die Unterscheidung betrifft. Kritik ist die Kunst, Trennlinien in das Reale zu ziehen, sie zu verschieben und eventuell durcheinander zu bringen. Zum Beispiel die Trennung zwischen dem rationalen und irrationalen Entstehungsprozess des abstrakten Bildes. „Eine kritische Kunst ist eine Kunst, die weiß, dass ihre politische Wirkung sich durch ästhetische Distanz vollzieht“, schreibt Jacques Rancière in seinem Buch „Der emanzipierte Zuschauer“. Ästhetische Distanz und politische Wirksamkeit? Sich angesichts der Bilder von Kompatscher über die Widersprüchlichkeit und Unberechenbarkeit von Möglichkeiten in Krisensituationen bewusst zu werden, kann durchaus auch politische Folgen haben. Allerdings nur dann, wenn man die Trennlinien der gängigen Begrifflichkeit verschiebt. …
(aus Noemi Smolik, Wie Malerei ensteht, in: Florin Kompatscher, Malerei/Painting 2005-2010, Hrsg. Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck 2010)