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Adrian Schiess

  GALERIE nächst ST STEPHAN
 21. 10. - 2. 12. 2000

 

Eröffnung: 21. Oktober, 11:30 Uhr


Unter dem Motto "Das Ziel der Malerei ist unbestimmt” (Paul Valéry) zeigt Adrian Schiess zwei Werkgruppen seines künstlerischen Schaffens: Fotografien von Oberflächen und kleine Ölbilder auf Karton. Letztere, mit dem Titel "Coucher du soleil", werden hier zum ersten Mal in einer Einzelausstellung präsentiert.

Die beiden Werkgruppen, die dem ersten Anschein nach nichts miteinander zu tun haben und ein Auseinanderbrechen der Ausstellung intendieren, sind im Kontext von Schiess‘ bisherigem Oeuvre zu sehen. 1984 hatte er begonnen, bemalte Kartons ("Fetzen") und Holzplatten auf dem Boden auszubreiten und eröffnete das Programm einer Malerei, "die sich zerstreut und endlos ausbreitet" (Adrian Schiess). Seine bekannten "Flachen Arbeiten" (ab 1987) trieben wesentliche Kriterien der Moderne voran - Erweiterung des Bildraums, Loslösung des Bildes von der Wand, Entpersonalisierung der Bildproduktion - und lösten die Farbe vom Bild, um sie in chromatischen Verläufen im Raum zu verteilen und diesen reflexartig widerzuspiegeln. Malerei solcherart befreit, konnte sich im Weiteren in anderen Medien wie Fotografie und Video entfalten, in fotografierten farbigen Oberflächen und unmerklich verlaufenden Farbnuancen auf LCD-Schirmen. "Von den drei Bedrohungen des Bildes (Raum, Licht, Medien) verwendet Schiess nicht nur Raum und Licht, sondern auch die Medien, um ... die Idee der Malkunst triumphal zu retten."

(Peter Weibel)

Seine neuen Ölbilder auf Karton versteht der Künstler als Komprimierung seiner bisherigen Arbeiten, kurzgeschlossen an einem Ort. Waren die Fotos eine erste Wiederbschäftigung mit dem Bild, wenngleich noch eine rein visuelle Angelegenheit mit zufälliger Komposition, stellen die Ölbilder "Fragen von Gläubigkeit" (Adrian Schiess) an das Bild. Der gleichsam klassische Titel der Werkgruppe "Coucher du soleil" (Sonnenuntergang) verweist mit Absicht auf eine ikonenartige Bildgattung, der die Zeit ein wesentlicher Faktor ist. Hatte sich Zeit in den "Fetzen" zerstreut und zeigten die "Flachen Arbeiten" immer nur das Jetzt, sind die Ölbilder nun Ablagerung, Verdichtung von Zeit, eine Kreuzung von Platten und Fetzen auf kleinem Format.

Adrian Schiess, geb. 1959 in Zürich, lebt in Mouans-Sartoux/Südfrankreich. Ausstellungen u. a: 1989 "Prospect 89", Frankfurter Kunstverein; 1990 Aargauer Kunsthaus, Aarau; Biennale Venedig, Chiesa San Staë; 1991 Villa Arson, Nizza; 1992 Dokumenta IX, Kassel; 1993 Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris; 1994 Kunsthalle Zürich; 1996 Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz; 1998 Kunsthaus Bregenz, 2000 Neues Museum, Nürnberg