Bildende
Kunst
Hermann Nitsch - Würdigungspreis
Petra Buchegger - Anerkennungspreis
Veronika Dirnhofer - Anerkennungspreis
Medienkunst (Künstlerische Fotografie)
Elfriede Mejchar - Würdigungspreis
Iris Andraschek - Anerkennungspreis
Robert Zahornicky - Anerkennungspreis
Hermann Nitsch
Existenzsakrale Malerei, exzessive Aktion und Lebensliturgie Zwanzig Jahre nach der Nominierung Hermann Nitschs für den Würdigungspreis
des Lands Niederösterreich fällt einer zweiten Jury nun
die Entscheidung zu mit den Kulturverantwortlichen das nachzuholen,
was damals versäumt wurde ... Sicher kommt diese Würdigung
von 2004 um Jahrzehnte zu spät, doch das Werk des 1938 in Wien
geborenen Künstlers polarisiert nach wie vor, da Vorurteile
und Nichtwissen auf beiden Seiten ein schwarz-weiß Denken erzeugten
...
... Ein solches Pro und Contra ist abzulehnen, um die wissenschaftliche
Einordnung des verdienstvollen Lebenswerks im Rahmen einer internationalen
aktionistischen Bewegung der 60er bis 80er-Jahre Berufeneren zu überlassen
als den Skandal witternden Zeitungen und ihren Lesern und Leserinnen.
Wer zu Nitschs Schüttbildern und seiner seit 1957 in zahlreichen
tagelangen Aktionen seines Orgien Mysterien Theaters (OMT) erarbeiteten
Gesamtkunstwerkidee wirklich mehr wissen will, sollte die zahlreichen
Dissertationen, Katalogtexte, auch die 1987 von Werner Hofmann im
Kunstforum international verfasste Kritik lesen und auch die über
tausend Seiten füllenden Kommentare des Künstlers selbst
zu seiner Erweiterung von Kunst (Theater, Musik und bildende Kunst
synästhetisch zusammengefasst in einem Gesamtkunstwerk nach
Richard Wagner) ...
Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Petra Buchegger
Frau sein jenseits von FrauenBildern
Wenn Petra Buchegger am Frauenbild ein Stück Theorie an der
eigenen Arbeit prüft, geschieht dies unter dem Gesichtspunkt
einer Genealogie, die sie in die Rolle der weiblichen Vorfahren schlüpfen
lässt, um anhand von Vergleichen das Eigene aus dem Vorhergehenden
erfahrbar zu machen. Oft ist es dabei die Kleidung, die den Part
der Narration übernimmt und auch symbolhaft eingesetzt wird.
Ihre Serie «Kleider machen Leute» verarbeitet Kriterien
von Mode, Werbung und Vermarktung ebenso wie sie Mode als Projektionsfläche
untersucht ...
... Die Kittelschürze, so die Künstlerin, betont eine Kontinuität
einer weiblichen Genealogie und unterstreicht die Bedeutung für
die eigene Identitätssetzung. In vielen Werkgruppen, die aus
Zeichnungen, Objekten oder Projektionen bestehen, greift Petra Buchegger
immer wieder eine ähnliche Thematik auf, etwa in den »Projizierten
Frauenbildern«, in denen sie das eigene mit dem fremden Bild überblendet...
Textauszüge von Susanne Neuburger
Veronika Dirnhofer
Der erste Eindruck
Gerade noch mit ausgestreckten Armen fassbare, menschengroße
Bilder, offen und dicht zugleich, intensiv färbig - nicht
bunt! Deckende Stellen korrespondieren mit lasierten Farbaufträgen,
strenge (auch geometrische) Elemente mit frei gesetzten Pinselstrichen,
welche sich zu figurativen Elementen formen können. Gekonnt
lässt sie den weißen Bildgrund als Teil der Komposition
stehen, schemenhaft deuten sich Formen an, Bildebenen öffnen
sich und werden zu einem Ganzen.
Veronika Dirnhofer betreibt keine illustrative Malerei ...
Köpfe, Figuren gezeichnet oder mit dem Pinsel skizziert, dann
wieder flächig mit fließenden Farben gemalt, sind
in erster Linie der Malerei verpflichtet. Die Wirklichkeit
muss sich dem Bild
unterordnen! ...
... Eine besondere Stärke ihrer Arbeit ist es, dass man nicht
merkt, wie die scheinbar rasch hingeworfenen Formen einem vielschichtigen,
längeren Prozess zugrunde liegen. Was sichtbar bleibt,
ist eine Reise in die Bilderwelt von Veronika Dirnhofer, das
Zeichen malerischer
Intelligenz.
Textauszüge von Helmut Swoboda
Elfriede Mejchar
Fotodokumente
Elfriede Mejchar (1924 in Wien geboren, in Niederösterreich
aufgewachsen) ist eine besondere Fotografin: Sie übte die Fotografie
als Beruf aus und widmete ihre Arbeit für das Bundesdenkmalamt
der Dokumentation des österreichischen Kulturguts. Gleichzeitig
und parallel zu ihren Arbeiten «im Auftrag» entwickelte
sie ihre eigenen inhaltlichen Schwerpunkte, Themenfelder, die sie
in großen Werkgruppen, zum Teil über Jahrzehnte hinweg,
fotografisch bearbeitete. Ein erstaunlich vielschichtiges Werk ist
so entstanden, das uns in allen seinen Facetten die sehr persönliche,
authentische Haltung von Elfriede Mejchar zur Wirklichkeit
nahe bringt.
Erstaunlich, vor allem im Rückblick, ist die Serie von Porträts österreichischer
Künstler (1959-1962).
Ein weiterer wichtiger Aspekt ihres Werkes (und wohl
ihrer Persönlichkeit)
ist ihre Vorliebe für das abseits Liegende: für Landschaften,
Gegenden in der Zwischenzone von Stadt und Land gelegen; für
heruntergekommene Architekturen, die Zeugen ehemals intensiver
industrieller Nutzung sind ...
Textauszüge von Christine Frisinghelli
Iris Andraschek
Im Spiegel der Kamera
Soziologische Konstrukte, Menschen
in ihren Lebensräumen bieten
die Basis für eine Vielzahl der Werke von Iris
Andraschek. Durch genaue Beobachtung und intensive
Recherche entwickelt sie Studien
des schützenden Raums, die in auf Fotografie
basierenden Arbeiten festgehalten werden. Zufällige
Begegnungen, Vertraute und Freunde finden sich als
Ausgangspunkte des künstlerischen Diskurses.
Seit längerem ist die Künstlerin mit dem
Thema Hausund Obstgärten beschäftigt. Mitten
in dieser Werkgruppe, die 2001 in Niederösterreich
begonnen und seit 2002 in Kanada weitergeführt
wurde, findet sie durch die Begegnung mit einer aus
Deutschland nach Kanada emigrierten Frau zu einem
neuen Projekt. »Best left
at hörne with friends«, aus einem Gedicht
des vier Tage vor dem Waffenstillstand im Alter von
25 Jahren an der Front gefallenen
englischen Lyrikers Wilfred Owen, wird zum Überbegriff
der neuen Serie. In Konfrontation mit den unglaublichen
psychischen Belastungen,
die der allem übergeordnete Wunsch des Überlebens
mit sich bringt, finden sich bei Owen und der deutschen
Emigrantin klare Parallelen
wieder: Um zu überleben ist die Frau als Köchin
im örtlichen
Bioladen, als Aktmodell und als esoterische Praktikerin
tätig.
Zusammen mit den Kindern und einer Freundin lässt
sie sichauf einen inszenierten Diskurs mit der Kamera
ein ...
Textauszüge von Inge Nevole
Robert Zahornicky
Hawking hat sich geirrt oder Zerschnipselte
Informationen
"Ich denke an Signale aus dem Kosmos, durch das Hintergrundrauschen
möglicherweise eingeschränkt, in denen
Botschaften verborgen sein können."
Robert Zahornicky
Viele Arbeiten von Robert Zahornicky
basieren darauf, dass es die
verschiedensten Erscheinungsformen ein und des
selben Dings
gibt ...
... Wenn er in seiner Arbeit "Schrift-Stücke" Micky
Maushefte aus seiner Jugend, Telefonbücher,
Zeitschriften, alte Adressbücher, Bedienungsanleitungen
und Landkarten im Aktenvernichter zerstückelt
und mit seinem Blick durch die Kamera wieder
neu zusammensetzt, dann baut er Skulpturen aus
dichtestem Informationsmaterial.
Neue Universen entstehen, neue Zusammenhänge,
neue Texte - in einer Sprache, die erst durch
die Wahrnehmung
des Betrachters
lesbar
wird ...
Textauszüge von Andrea Sodomka |