Von Beginn an entwickelte die 1973 geborene Absolventin der Kunstakademie Rotterdam ihre höchst
persönliche, eigene Form von Skulptur:
„Red Diamond“ heißt Ihre aufwendige Raum um- und verspannende zentrale Skulptur für Wien, an der wir
Ihren, von konstruktivistischem Denken geprägten und an Naum Gabo und Pevsner geschulten
Skulpturenbegriff, bei dem sie Formen radikal auf kristalline Strukturen reduziert, erfahren können. Ihre
intensive Materialbezogenheit – sie verwendet Strümpfe und Strumpfhosen - ruft jedoch zusätzlich eine
erotisch-weibliche Komponente auf den Plan, die diesen plastischen Raumkörper einerseits umfasst und
begrenzt, jedoch gleichzeitig wie eine grenzenlos dehnbare transparente Haut Raum und Zeit aufhebt.
Kunst ist für Madeleine BERKHEMER die Zeitmaschine mit der Sie Ihre Idee ewiger Schönheit und
ewigen Lebens verwirklichen kann. Malerei und Zeichnung sind Ihr Mittel um ihre Neugierde auf Ursache und
Ursprung des unsterblichen Themas von Lust und Begierde eines Körpers, der die Anreize der Welt ergründet
und voll auskostet, mitzuteilen. „L’Ecole des Caresses“ („Die Schule der Berührungen“), das fetischistische
Kultbuch der 20er Jahre: nennt BERKHEMER als wichtige Inspiration und Anleitung für sich und alle, die
vorhaben, über Liebe und Sehnsucht immer neu dazu zu lernen.
Ihre Recherche gilt gesellschaftlichen Prozessen aus der Perspektive von Sexualität: als soziales Phänomen,
Identitätssuche und Machtfrage. Ihre Arbeit ist ein Prozess, der sich nicht nur verschiedenster Materialien,
sondern auch Ihres eigenen Körpers bedient, den sie selbstbewusst dem voyeuristischen Beobachter preisgibt:
egal ob in Ihren vom Reiz der Unschuld und Neugier geprägten Zeichnungen, in denen Sie ihre weibliche
Antwort auf die großen Erotomanen Beardsley, Bayros oder Rops gibt oder ob Sie sich in Fotosequenzen und
Performances ohne jegliches Tabu selbst inszeniert.
Ihre für Wien neu entstandenen klassisch perfekten Torsi aus edlem Carrara Marmor hat BERKHEMER, indem
sie diese monochrom pigmentiert, keck in andere zeitliche und damit zugleich auch gesellschaftliche Realitäten
verschoben. Aber nicht nur Körperteile, wie Beine, Haar, Hintern oder Brüste, die Fetischisten magisch
anziehen, auch Gegenstände wie Handschuhe, Unterwäsche, Büstenhalter, Strümpfe, Strapse und Leder sind
Stationen von BERKHEMERs Sehnsucht: vom Spiegel zum „beflockten“ Fruchtkorb, vom Diamanten aus Nylons
bis zum Fuß aus Bronze (dem laut Madeleine „sexiest part“ of her body).
Ausgerechnet Madeleine BERKHEMER wurde im heurigen Frühjahr eingeladen zum 150 Jahr Jubiläum von
Lourdes eine Skulptur im Wallfahrtsort zu installieren. Für Ihre Wiener Installation „MMM in Lourdes“ hat
die Künstlerin die dort von den Pilgern verwendeten zeremonielle Trinkbecher gesammelt, penibel bemalt und
aus Ihnen einen Altar gebaut. Mit dieser Installation bezieht sich die Künstlerin auf den fetischhaften Charakter
dieser kleinen Stadt, die wie auch die meisten Ihrer eigenen Arbeiten mit so viel Sehnsucht und Hoffnungen
beladen ist.
Wir freuen uns, Sie in der Galerie begrüssen zu dürfen
und danken für Ihr Interesse!
Mario Mauroner & Team |
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