Figur, um die Figur zu verlassen – steht über den Ausführungen zu Bertram HASENAUERs neuen Bildern. Er
bedient sich eines „figurativen“ Stils, um genau die eben formulierten Forderungen an die Figuration zu
verlassen: Was zunächst wie ein Porträt erscheint, erweist sich als die Idee zu einer möglichen porträtierten
Figur. Was wie das Bild einer menschlichen Figur erscheint, entschwindet sofort in die vagen Sphären der
Erinnerung an eine Figur.
Für HASENAUER ist das Figurative eben nur eine „techne“ – ein Tool, ein Mittel, sich einer quasinaturalistischen
Bildsprache zu bedienen. Die Idee seiner Bilder geht weit darüber hinaus, und verlässt die
vordergründige Ebene der Schilderung, der Ähnlichkeit, gleichsam durch die Hintertür ins Reich der Andeutung
und der Poesie.
Für die Menschen, die HASENAUERs Figurenkosmos begegnen, ergeben sich völlig neue Situationen: Das
zunächst einfach zugängliche Porträt erweist sich auf längere Sicht als hoch komplex. Es hat Widerhaken und
Untiefen. Der Betrachter kehrt zu der menschlichen Figur, die er gerade in ihrem Bild kennengelernt hat,
zurück - nur um festzustellen, dass sie nicht festzumachen ist, dass sie etwas offen lässt, dass zwischen der
realistischen Schilderung und einer unergründlichen Faszination ein Raum für Unwägbares, Unsagbares
übriggeblieben ist.
Bertram HASENAUERs Menschen-Figuren sind ebenso gleichermaßen anwesend wie abwesend. Sie haben sich
aus unserer schnelllebigen Zeit verabschiedet, und erfüllen eine eigene, unbekannte Mission. Sie sind in sich
zurückgezogen, auf ihr Innerstes konzentriert, abgewandt, verhüllt oder verschmelzen nahezu mit dem
amorphen Hintergrund. Sie haben ein bestimmtes Stadium des Entstehens hinter sich gelassen, die Strapazen
des Werdens, die Verpflichtung zur Dauer. Wie in einer Verpuppung haben sie die Hüllen abgestreift und sind
zu einer momentanen Verhärtung geraten. Eingesponnen in einen unsichtbaren Kokon harren sie für einen
Augenblick der Veränderung, nicht ohne das Eine und das Andere, das Neue und das Alte, das Männliche und
das Weibliche, die Puppe und den Menschen schon immer in sich getragen zu haben.
Es eignet ihnen eine gewisse hypnotische Ausstrahlung, die eigentlich etwas wie eine unsichtbare Aura sein
könnte.
Fest zusammengeschlossen werden sie von einer starken Kontur eingefasst, von einer silhouettenhaften
einfachen Form gegenüber der undefinierten Folie des Hintergrundes abgesetzt. Etwas Magisches und
Unwirkliches eignet ihnen, etwas wie nicht von dieser Welt. Sie sind - wie weggeglitten aus dem Hier und Jetzt
- wie ein Bildtitel von Bertram HASENAUER andeutet: „You somehow slip away“ oder wie „All instant things
are fading“, so nehmen sie diese unsichere Sphäre ein zwischen anwesend und abwesend, zwischen wirklich
und magisch, zwischen sinnlich und übersinnlich, zwischen dem Verschwinden des Körperlichen und der
Wirksamkeit des Seelischen.
(Auszug: Dr. Margit Zuckriegl)
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Mario Mauroner & Team |
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